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Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)

Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)

Titel: Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)
Autoren: Joachim Bauer
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ein schweres, voll ausgeprägtes Burn-out-Syndrom aufweisen, zu 60 Prozent keine schwere Depression haben. Bei Beschäftigten mit einem nur mäßig ausgeprägten Burn-out liegt der Anteil derjenigen ohne schwere Depression sogar bei 91 Prozent. Umgekehrt zeigte sich allerdings: Immerhin 40 Prozent derjenigen, die ein schweres Burn-out-Syndrom aufwiesen, hatten auch eine schwere Depression 273 . Wie sich der Zusammenhang zwischen Arbeitsstress, Burn-out und Depression darstellt, konnte in weiteren Studien geklärt werden. Dies gelang, indem man an mehreren Tausend Erwerbstätigen den erlebten Arbeitsstress, das Auftreten eines Burn-out-Syndroms und das Auftreten einer Depression untersuchte 274 .
    Erwerbstätige mit hohem Arbeitsstress (gemäß dem »Demand-Control«-Modell) haben im Vergleich zu Berufstätigen mit nur wenig Stress ein bis zu siebenfach erhöhtes Risiko, ein Burn-out-Syndrom zu entwickeln 275 . Bei Beschäftigten, die ein Burn-out-Syndrom entwickelt haben, ist das Risiko, eine Depression zu entwickeln, mehr als zweifach erhöht 276 . Das Risiko für unter hohem Arbeitsstress stehende Erwerbstätige, ein Burn-out-Syndrom zu entwickeln, war deutlich höher als das, an einer schweren oder unterschwelligen Depression zu erkranken.
    Dies bedeutet: 1. Arbeitsstress führt mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Burn-out-Syndrom. 2. Ein Burn-out-Syndrom bedeutet nicht notwendigerweise eine Depression (schon gar nicht notwendigerweise eine schwere Depression). 3. Das Burn-out-Syndrom kann (muss aber nicht) eine Durchgangsstation vom Arbeitsstress zur Depression sein.
    Die Depression ist und bleibt eine der folgenreichsten Erkrankungen unserer Industriegesellschaften. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass depressive Störungen bereits im Jahre 2020 an erster Stelle jener Krankheiten stehen werden, die für vorzeitige Sterblichkeit oder Behinderung (also Arbeitsunfähigkeit) verantwortlich sind 277 . Mehr als acht Prozent der deutschen Bevölkerung sind innerhalb eines Jahres von einer schweren Depression betroffen 278 , der Anteil bei Erwerbstätigen beträgt 6,5 Prozent (wobei Arbeitslose ein größeres Risiko, depressiv zu erkranken, haben als Berufstätige). Der Anteil der Berufstätigen, die nicht von einer schweren Depression, sondern von anderen Formen der Depression betroffen sind, liegt zwischen 16 Prozent und 26 Prozent 279 .
    Depressive Erkrankungen sind ein gewichtiger, erst in den letzten Jahren voll erkannter Risikofaktor für die Entstehung der koronaren Herzerkrankung und für den Herzinfarkt 280 . Depressive Erkrankungen sind kein genetisch determiniertes Schicksal, sondern stehen, wie sich nicht zuletzt auch aus den hier gemachten Ausführungen ersehen ließ, in überaus engem Bezug zu erlebtem Stress.
    Unbestreitbar ist die Arbeitswelt, wenn auch nicht die einzige, so doch eine wesentliche Stressquelle. Die Tatsache, dass im Bereich der Erforschung der Zusammenhänge zwischen arbeitsbedingten Belastungen und psychischen Erkrankungen in Deutschland ein Nachholbedarf besteht, lässt sich jedenfalls nicht mit einer undifferenzierten Polemik gegen das seit mehreren Jahrzehnten erforschte Burn-out-Syndrom kompensieren.
Das Burn-out-Syndrom:
Drei typische Merkmale
Anhaltende emotionale Erschöpfung.
Unüberwindbare, vorher nicht vorhandene emotionale Aversion oder Zynismus gegenüber den Menschen, für die man beruflich tätig ist (Dienstleistungsberufe). Oder: Unüberwindbarer, vorher nicht vorhandener innerer Widerwillen gegenüber der derzeit ausgeübten Arbeit (Nicht-Dienstleistungsberufe).
Effizienzverlust am Arbeitsplatz (weniger Leistung trotz einem Mehr an Arbeit).
Die Depression:
Drei typische Merkmale
Anhaltender Verlust der allgemeinen Lebensfreude, der Motivation und des Antriebs.
Anhaltender allgemeiner Verlust des Selbstwertgefühls mit Selbstvorwürfen oder Schuldgefühlen.
Selbsttötungsgedanken.
Unternehmerische Prophylaxe gegenüber Burn-out: Auf sechs Bereiche achten (nach Maslach u. Koll., 2001):
Arbeitsmenge (»Workload«): Keine Auslastung, die Erholung unmöglich macht; Anpassung zwischen Aufgabe und den Fähigkeiten des/der Beschäftigten; persönlicher Umgang mit Kunden/Klienten/Patienten bedeutet anstrengende emotionale Arbeit.
Gestaltungsmöglichkeiten und Spielraum (»Control«): Möglichkeit, seine Arbeit in einer Art und Weise zu leisten, die er/sie selbst für die beste hält; Einflussmöglichkeit auf das Arbeitstempo; keine zu einengenden
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