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Apocalypsis 3.10 (DEU): Die Reinen Orte. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.10 (DEU): Die Reinen Orte. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.10 (DEU): Die Reinen Orte. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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Menschen wie möglich in Sicherheit zu bringen.«
    Maria ließ seine Hände los. »Wir?«
    »Nakashima, Yoko Tanaka, Pater Anselmo und ich.«
    Ein Name fehlte.
    »Was ist mit meinem Vater?«
    »Er lebt«, beruhigte Peter sie. »Aber er … hat sich verändert. Wir wissen es nicht genau, aber wir müssen davon ausgehen, dass er mit Seth, beziehungsweise Raymond, kooperiert. Möglicherweise haben wir uns alle in ihm getäuscht.«
    Maria versuchte, ruhig zu bleiben. »Was ist mit meiner Mutter?«
    »Es geht ihr gut. Nakashima lässt sie gerade nach Jerusalem bringen. Du wirst sie bald wiedersehen.« Peter deutete wieder auf die blaue Öffnung. »Es wird Zeit.«
    Aber Maria hielt ihn erneut zurück.
    »Don Luigi?«
    Peter schüttelte den Kopf. Er nahm Marias versehrte Hand und sah sie fest an. »Wir müssen jetzt zurückkehren. Das Trauern müssen wir verschieben, bis alles vorbei ist.«
    Vor der Kreuzfahrerkirche wartete ein Geländewagen mit einem japanischen Fahrer auf sie. Die Stelle, an der sich Don Luigi Raymond in den Weg gestellt hatte und einen furchtbaren Tod gestorben war, wirkte unberührt. Überhaupt wirkte das kleine Abu Ghosh auf den ersten Blick immer noch genauso, wie zwei Tage zuvor. Als Maria sich jedoch umschaute, bemerkte sie die Veränderung. Der Ort war menschenleer, auf den Straßen war niemand zu sehen, nicht einmal Hunde. Kaum ein Laut zu hören, die Humus-Lokale geschlossen, kein Auto parkte mehr am Straßenrand, bis auf einen Schützenpanzer der israelischen Armee. Abu Ghosh war eine Geisterstadt.
    »Die israelische Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt«, erklärte Peter. »Aber offenbar haben sich die Gerüchte über das, was vorgestern Nacht in der Hadassah-Klinik geschehen ist, längst wie ein Lauffeuer verbreitet.«
    Peter bat Maria und Bar-Kleophas, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen, und setzte sich neben den Fahrer. Während der Fahrt zurück nach Jerusalem fasste er die Ereignisse der vergangenen beiden Tage zusammen und berichtete auch knapp über seine letzten dreißig Jahre. Sehr knapp. Als sei ihm das Thema unangenehm. Maria verstand nur so viel, dass Peter zusammen mit Nikolas Jahrzehnte in einer eingefrorenen Welt der Mh’u verbracht und dabei das Buch Dzyan übersetzt hatte. Diesen ›Zustand der Gnade‹, wie er die Welt der Mh’u überraschenderweise nannte, hatte er offenbar nur durch den Mord an Nikolas verlassen können.
    Maria war es gar nicht unangenehm, nur hinter ihm zu sitzen, ihn schweigend zu betrachten. Wenn er sprach und sich manchmal verlegen zu ihr umwandte, erkannte sie die vertrauten Züge wieder. Gleichzeitig spürte sie seine Zurückhaltung. Peter sprach ruhig und deutlich, betonte jeden Satz. Maria bemerkte einen schmerzhaften Unterton in der vertrauten Stimme, als sehne sich Peter trotz der jahrzehntelangen Einsamkeit nach dieser Welt zurück. Etwas, das Maria nur von Mitschwestern kannte, die den Orden verlassen hatten und ihn doch zeitlebens vermissten. Denn sie vernahm noch etwas anderes in Peters Stimme. Eine unerwartete, feste Gläubigkeit. Und sie verstand, dass Peter Gott gefunden hatte.
    Sie hatte angenommen, dass sie direkt in Nakashimas Lagezentrum in der King-George-Street fahren würden, aber der Wagen brachte sie zunächst zurück in die Dormitio-Abtei. Bruder Isidor bat sie in den Diwan, den Salon des Klosters für offizielle Empfänge, der mit einem prächtigen Wandgemälde des österreichischen Malers Ernst Fuchs dekoriert war, an dem der Künstler über Jahrzehnte gearbeitet hatte. Dort warteten bereits Yoko Tanaka und Pater Anselmo – und ihre Mutter.
    Ohne ein einziges Wort fielen sie sich in die Arme, und selbst ihre sonst so beherrschte Mutter weinte. Sie hielten sich fest wie Ertrinkende, einander die einzige Rettung in einem Meer aus Leid und Verwirrung.
    Als sie sich wieder etwas fassen konnten, wischte ihre Mutter ihr die Tränen aus dem Gesicht, wie früher, und sah sie prüfend an. »Du bist zu dünn geworden.«
    »Komm mir jetzt bloß nicht so«, sagte Maria schniefend und lächelte. Und dann: »Peter hat mir erzählt, was mit Papa passiert ist.«
    Ihre Mutter schüttelte energisch den Kopf. »Dein Vater, Maria, mag viele Fehler gemacht haben, aber seinen Glauben hat er nicht verloren, das weiß ich.«
    Maria sah, dass ihre Mutter noch etwas hinzufügen wollte, was ihr sehr schwerfiel.
    »Schon gut, Mama. Du musst nichts mehr dazu sagen.«
    »Nein, hör mir zu. Ich hätte ihn nie zu diesem Candomblé mitnehmen sollen.
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