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Apocalypsis 3.10 (DEU): Die Reinen Orte. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.10 (DEU): Die Reinen Orte. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.10 (DEU): Die Reinen Orte. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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nach verschiedenen Missionen schließlich als Berater zu Lightsword gewechselt, einem weiteren Sicherheitsdienst. Und doch immer der Mann fürs Grobe geblieben, immer ganz vorne dabei. Er hatte Ölfelder im Sudan bewacht, Diamantentransporte durch Uganda begleitet, Lösegelder in Afghanistan überbracht und Frachtschiffe vor somalischen Piraten beschützt. Er war von Klienten in Zweitausenddollaranzügen, pakistanischen Ölarbeitern, malaysischen Analphabeten und österreichischen Blauhelmen verachtet worden – oder schlimmer noch: bewundert. Er war herumgekommen in der Welt, ohne jedoch mehr als Dreck gesehen zu haben. Er war das geworden, was man in der Heimat einen ›harten Hund‹ nannte. Also Dreck, und Urs Bühler hatte die Schnauze voll davon, Dreck zu sein, niemals irgendwo zu Hause und seit dreißig Jahren auf keinen anständigen Berg mehr geklettert zu sein. Er hatte die Schnauze voll von den Albträumen und den Schuldgefühlen. Vor allem dem Gefühl, sich nie richtig um seine kleine Schwester Leonie gekümmert zu haben, die ihn dennoch immer ›meine Sonne‹ genannt hatte, auch wenn er sie nur an ihrem Geburtstag in der Einrichtung besucht hatte. Er hasste seine Arroganz, seine Verrohung und Verwahrlosung, obwohl er die Dollars mit beiden Händen ausgeben konnte, wenn er wollte. Er hasste das viele Geld, das er mit seinem Job verdiente, und den damit verbundenen jahrelangen Selbstbetrug. Er hasste all das schon sehr lange. Von all den Dingen, die er hasste, war er sich selbst am widerwärtigsten. Aber nun war der Punkt erreicht, an dem zu diesem Hass noch die Verzweiflung hinzukam, den einzigen Menschen verloren zu haben, der ihm je etwas bedeutet hatte. Und um den er sich zu wenig gekümmert hatte. Seine kleine Schwester Leonie.
    Und deswegen, fand Urs Bühler, war es nur konsequent, ebenfalls abzutreten und dieses sinnlose Leben zu beenden. Er empfand keine Furcht, als er sich die Waffe in den Mund schob, nur Scham vor Gott, denn trotz seiner Existenz als Söldner war er ein gläubiger Katholik. Deswegen hatte er sich vor vielen Jahren die Triskele als Symbol der Dreifaltigkeit auf den Arm tätowieren lassen.
    Aber wie bei jeder Operation lief auch diesmal nichts planmäßig. Am abgelegensten Ort, den er kannte, riss ein nackter Mann die Beifahrertür auf, setzte sich neben ihn – und kannte seinen Namen.
    »Wer sind Sie, und woher zum Teufel wissen Sie, wer ich bin?«, fragte er den nackten Mann und hielt ihm dabei die Walther an die Stirn.
    »Vielleicht legen Sie erst die Waffe weg«, sagte der Mann ruhig und sah ihm dabei ohne Angst in die Augen.
    »Ihnen eine Kugel verpassen, das werde ich. Erst Ihnen und dann mir. Also, zum letzten Mal …«
    »Mein Name ist Peter Adam.«
    »Nie gehört.«
    »Es ist kompliziert, aber nach allem, was ich in den letzten Tagen erlebt habe, vermute ich, dass Sie mich doch irgendwie erwartet haben. Mich und meinen Bruder Nikolas.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür hinter ihm und ein weiterer nackter Mann stieg ins Auto, der dem ersten zum Verwechseln ähnlich sah. Zwillinge. Wie auf Leonies Zeichnung. Bühler schwitzte jetzt und merkte, dass er zitterte. Er senkte die Waffe, ließ die beiden Männer aber nicht aus den Augen.
    »Das ist Urs Bühler«, erklärte der Mann neben ihm seinem Zwillingsbruder.
    »Ich glaub es nicht!«
    »Erklärt ihr Komiker mir endlich, was hier los ist, bevor ich euch abknalle?«, knurrte Bühler.
    »Ihr Name stand auf einem Zettel, den man uns gab«, versuchte der Mann, der sich Peter Adam nannte, zu erklären. »Ein Hinweis, den wir nicht deuten konnten. Und dann sah ich vorhin die Triskele auf ihrem Arm. Ich weiß, es klingt absurd, aber …«
    Bühler reichte Peter Adam schweigend die Buntstiftzeichnung, die Leonie ihm noch zwei Tage vor dem Abflug aus Frankfurt geschickt hatte. Ihre letzte. In der Mitte war er selbst zu erkennen. Als Sonne. An jeder Hand hielt er einen nackten Mann. Die beiden sahen fast gleich aus, was für Leonie ungewöhnlich war. Er schien die beiden Männer zu einem seltsamen, kreuzförmigen Objekt zu führen, das Leonie nicht richtig hingekriegt hatte. Sie hatte es immer wieder umgezeichnet, bis es kaum noch zu erkennen war. Über allem leuchteten zwei Symbole wie seltsame Monde. Das eine war ein blauer Doppelkreis, das andere eine orangefarbene Triskele, wie die Tätowierung auf seinem Arm. Am oberen Rand des Bildes flog ein kleines krakeliges Flugzeug aus dem Bild.
    Peter Adam reichte die Zeichnung
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