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Apocalypsis 3.05 (DEU): Kleophas. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.05 (DEU): Kleophas. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.05 (DEU): Kleophas. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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soll die Jungfrau Maria dort an Land gegangen sein«, erklärte Nikolas. »Auf ihrem Weg nach Zypern musste sie angeblich wegen schlechten Wetters dort Station machen und war von der Schönheit der Landschaft so überwältigt, dass sie Gott bat, ihr den Berg zum Geschenk zu machen.«
    »Bescheiden wie sie war«, murmelte Peter.
    »Ja, sehr witzig. Ich will dir nur erklären, warum Frauen Athos nicht betreten dürfen. Für die Mönche sind der Berg und die ganze Halbinsel nur der ›reinsten aller Frauen‹ gewidmet. Bis auf die Katzen sind selbst weibliche Tiere tabu.«
    »Immerhin konsequent. Und so ganz unter Männern erspart es einem auch die lästige Körperpflege«, lästerte Peter.
    Nikolas beachtete ihn nicht und fuhr fort. »Die Mönchsrepublik wurde im zehnten Jahrhundert von asketischen Mönchen gegründet. Seitdem ist dort alles byzantinisch geblieben. Die Riten, die Liturgie, selbst der Kalender und die Stundeneinteilung. Das heißt, an Land haben wir den elften August. Der Tag beginnt nach Sonnenuntergang. Die ersten acht Stunden gelten der Erholung, die zweiten acht dem Gebet und die dritten der Arbeit. Sie haben die besten Ikonenmaler der Welt, und in ihren Bibliotheken lagern wahre Schätze, die aber niemand außer ihnen zu Gesicht bekommt.«
    »Sonst noch was?«
    »Sie sind enorm misstrauisch. Vor allem gegenüber neugierigen Gesandten des Vatikans. Sie werden auch gern mal handgreiflich.«
    »Und als was reisen wir dort ein?«
    Zum ersten Mal seit ihrem Wiedersehen grinste Nikolas ihn an. »Als neugierige Gesandte des Vatikans natürlich. Offiziell sind wir hier, um angeblichen Wundertätigkeiten von Franz Laurenz nachzugehen, falls es nach seinem Tod zu einem Seligsprechungsverfahren kommen sollte.«
    »Du suchst immer noch gerne Streit, was?«
    Die Fähre legte in Dafni, dem einzigen Hafen der Mönchsrepublik, an. Über dem Gebäude der Hafenverwaltung wehte die Flagge des byzantinischen Reiches. Gleich nach Betreten der Anlegestelle mussten Peter und Nikolas einem älteren Mönch ihr Visum, das Diamonitirion , vorzeigen, das sie zu einem Aufenthalt von maximal vier Tagen berechtigte. Der Mönch verschwand mit den beiden Visa im Verwaltungsgebäude, und Peter konnte sehen, dass er telefonierte. Nach einer Weile kehrte er zu ihnen zurück, erklärte Nikolas barsch etwas auf Griechisch und ließ sie dann stehen. Peter wunderte sich schon nicht mehr, dass sein Bruder offenbar fließend Neugriechisch sprach.
    »Was hat er gesagt?«
    »Er war so freundlich, uns den Weg zur Skiti Agíou Petras zu beschreiben. Wir haben wohl einen längeren Fußmarsch vor uns.«
    »Den Weg wohin?«
    »Eine Skiti ist eine mönchische Gemeinschaft außerhalb eines Klosters. Manche bilden richtige Dörfer, manche sind nur verstreute Behausungen, manchmal Einsiedlerhöhlen, in denen die Mönche noch idiorhythmisch leben. Das heißt, den Mönchen dort ist geringer Privatbesitz und eine eigene Haushaltung erlaubt. Sie kommen nur zu den Gebeten und Messen zusammen und organisieren ansonsten ihr Leben eigenständig.«
    »Und wie weit ist es bis zu dieser Skiti?«
    »Schlappe vier Stunden, schätze ich.«
    »Du machst Witze.«
    Machte er nicht. Auf einem steilen Bergpfad marschierten sie stundenlang und ohne Wasser in sengender Hitze bis in ein kleines Tal im Hinterland der Halbinsel. Peter spürte die plötzliche Alterung jetzt noch deutlicher. Seine Knie und sein Rücken schmerzten, er keuchte bei jedem Schritt, und wenn sie nicht alle paar Meter innehielten, wurde er fast ohnmächtig. Von dem letzten Hügel aus, den sie zu erklimmen hatten, konnte Peter im flirrenden Hitzedunst die Skiti Agíou Petras erkennen. Ein halbes Dutzend versprengter, weißgetünchter Häuser, umgeben von kargen Nutzgärten und Beeten, in denen vereinzelt gebeugte Mönche arbeiteten. Als sie das erste Häuschen erreichten, hatte Peter einen Sonnenbrand und Blasen an den Füßen. Sein Hemd klebte salzverkrustet an seinem Rücken, seine Lippen waren aufgesprungen, seine Zunge ein aufgeschwollener, ausgetrockneter Klumpen. Er konnte nicht einmal mehr fluchen.
    Ein Mönch unbestimmten Alters begrüßte sie und reichte ihnen wie selbstverständlich eine alte Glasflasche mit Wasser. Peter trank die Hälfte in einem Zug und reichte die Flasche dann seinem Bruder, der auf Griechisch mit dem Mönch sprach. Der Mönch wirkte zunächst irritiert, blicke die beiden Zwillingsbrüder immer wieder misstrauisch an, aber Nikolas sprach weiter auf ihn ein und zeigte
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