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Apocalypsis 3.05 (DEU): Kleophas. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.05 (DEU): Kleophas. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.05 (DEU): Kleophas. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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καὶ οὐκ ἔγνως τὰ γενόμενα ἐν αὐτῇ ἐν ταῖς ἡμέραις ταύταις.

XXIV
    24. August 2013, Athos, Griechenland
    A us dem Dunst über der spiegelglatten See erhob sich der Kegel des Athos an der Südspitze der Halbinsel, ebenmäßig und steil wie der eines Vulkans. Die Sonne ging gerade auf, und nach und nach schälte sich jetzt auch die Küstenlinie aus dem Dunst: bewaldete Felsen, die steil und abweisend zum Meer hin abfielen und eine Mauer bildeten, mit nur wenigen Buchten, die sich zum Ankern eigneten. Eine klare Botschaft an jeden, der sich Athos näherte: »Du bist nicht willkommen.« Frauen schon gar nicht.
    Traue niemandem.
    Das hatte sie gesagt, in der kurzen Zeit, die ihnen gestattet gewesen war.
    Traue niemandem. Du bist ganz allein.
    Nein, nicht ganz. Denn solange Maya lebte, gab es Hoffnung. Hoffnung, sie irgendwie aus diesem Zustand zurückholen zu können.
    »Frühstück!« Nikolas stand plötzlich neben ihm an der Reling und reichte ihm einen Pappbecher mit Kaffee und eine Art fettigen Krapfen aus dem kleinen Bistro an Bord. Peter fiel es immer noch schwer sich an das so plötzlich gealterte Gesicht seines Bruders zu gewöhnen. Nikolas selbst schien es umgekehrt nicht anders zu gehen. Die Alterung durch Raymonds Berührung betraf auch nicht nur ihr Aussehen. Peter spürte seinen Rücken bei raschen Bewegungen und erschöpfte auch schneller.
    »Danke.«
    Der Kaffee war überraschend gut. Schwarz, stark, heiß und süß. Sogar der Krapfen schmeckte. Schweigend lehnten sie an der Reling und starrten auf die Küste von Athos, dem östlichsten Finger der griechischen Halbinsel Chalkidiki. Als Peter sich einmal umdrehte, sah er, dass Nikolas ihn unverwandt betrachtete, mit diesem Blick, der ihn früher schon zur Weißglut gebracht hatte. Diesem Blick, der jede Lüge durchschaute.
    Er misstraut dir.
    Kein Wunder. Seine Ausrede war mau gewesen, als er in der letzten Nacht in die Wohnung seines Bruders zurückgekehrt war, immer noch erschüttert von der Begegnung mit Maya und zu erschöpft und aufgewühlt zugleich, um sich etwas Plausibles zu überlegen. Auf Nikolas’ Frage, wo er gewesen sei, hatte er nur irgendetwas von einem Spaziergang und »mal an die frische Luft« gemurmelt. Nikolas hatte zwar genickt, aber an seinem Blick hatte Peter gesehen, dass er ihm nicht glaubte. Was ihm in diesem Moment jedoch egal gewesen war. Er hatte sich wortlos mit einer Zopiclon ins Gästezimmer zurückgezogen und war erst zwanzig Stunden später wieder herausgekommen, einigermaßen ausgeruht, aber immer noch zutiefst verstört. Nikolas hatte keine Fragen gestellt, nur zum Aufbruch gedrängt, denn er wusste inzwischen, wo sie Franz Laurenz finden würden. Er hatte sogar darauf bestanden, dass Peter auf Dusche und Rasur verzichten solle.
    »Da, wo wir hinfahren, erscheint man besser ungewaschen und unrasiert, glaub mir.«
    Ein Privatjet mit vatikanischer Kennung brachte sie nach Kavala, einer kleinen Stadt im Norden Griechenlands. Von dort nahmen sie im Morgengrauen die kleine, uralte Fähre nach Chalkidiki. Außer ihnen waren nur orthodoxe Mönche an Bord. Junge Mönche, alte Mönche, uralte Mönche. Griechische Mönche, russische Mönche, bulgarische Mönche. Alle trugen lange Kutten, lange Haare und lange, verfilzte Bärte und rochen ungewaschen. Sie beteten leise Gebetsschnüre ab, verschickten Textnachrichten mit ihren Handys oder nestelten in großen Einkaufstaschen herum. Gesprochen wurde kaum. Peter wich dem Blick seines Bruders aus, trank seinen Kaffee und starrte wieder zur Küste hinüber, die sich nun scharf und deutlich vor ihnen abzeichnete.
    »Und da lebt dieser Franz Laurenz?«
    Nikolas nickte. »Ja.«
    »Kein so seltener Name.«
    »Er ist es, glaub mir. Kurz nach Erscheinen seines Buches begleitete Laurenz eine Studienreise seiner Diözese ins Heilige Land, ist aber nie wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Noch in Jerusalem konvertierte er zum griechisch-orthodoxen Ritus und siedelte mit Unterstützung des Patriarchen eine Woche später auf den Athos über.«
    »Was war passiert?«
    »Das konnte mir niemand mehr sagen.«
    »Und eine Konvertierung – das geht so einfach?«
    »Normalerweise nicht.« Nikolas deutete auf das Land vor ihnen wie ein Reiseleiter. »Auf Athos leben etwa zweitausend orthodoxe Mönche in zwanzig Klöstern, klosterähnlichen Dorfgemeinschaften und Einsiedeleien in einer autonomen, theokratischen Mönchsrepublik. Der Legende nach
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