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Apocalypsis 3.05 (DEU): Kleophas. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.05 (DEU): Kleophas. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.05 (DEU): Kleophas. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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jetzt ein paar Fotos auf dein Handy. Ruf mich sofort zurück, ja? … Chaim, mein Freund – hältst du mich für meschugge? … Na, sieh dir die Bilder an, dann wirst du schon verstehen.«
    Er legte auf und schickte die Fotos, die er zuvor gemacht hatte, an seinen Gesprächspartner.
    »Mit wem haben Sie gesprochen?«, fragte Rahel.
    »Mit dem Großrabbiner von Jerusalem.«
    »Warum?«
    »Weil er wissen wird, was zu tun ist.«
    Kurz nachdem Spitzer die Fotos verschickt hatte, klingelte sein Handy. Spitzer nahm ab und hörte seinem Gesprächspartner eine Weile nur zu.
    »Nein, es war reiner Zufall. Die junge Dame hat sich an mich gewandt. Also, was soll ich tun? … In Ordnung, wir sind auf dem Weg.«
    Er legte auf und erhob sich. »Der Großrabbiner erwartet uns.«
    Rahel rührte sich nicht. »Was soll ich da?«
    Rabbi Spitzer blickte sie ernst an. »Sie wissen doch, was in den vergangenen Wochen passiert ist, oder? Der Rücktritt des Papstes, der zerstörte Petersdom, der Brand im Kölner Dom, der neue Papst ein Mörder – das alles hängt zusammen. Ich weiß nicht, wie, aber der Großrabbiner hat einige Rabbis kürzlich gebeten, auf bestimmte Zeichen zu achten. Unter anderem auf blaue Amulette mit eingeritzten Symbolen. Zufällig sind wir seit vielen Jahren befreundet. Und heute kommen Sie zu mir, und in Ihren Bildern tauchen alle Zeichen auf, von denen der Großrabbiner gesprochen hat. Ich habe keine Ahnung, was das alles bedeutet, aber der Großrabbiner glaubt, dass Sie in großer Gefahr sind. Glauben Sie das auch?«
    Rahel nickte.
    »Würden Sie außerdem gerne verstehen, was Sie da gemalt haben?«
    Rahel nickte erneut. Rabbi Spitzer reichte ihr die Hand. »Na, dann kommen Sie!«
    Wie betäubt griff Rahel sich die Mappe und ließ sich von Spitzer aus dem Café ziehen. Sie bekam kaum mit, dass der Rabbi ein wartendes Taxi auf der anderen Straßenseite entdeckte und sie hastig auf den Rücksitz bugsierte. Er selbst setzte sich neben den Fahrer.
    »Heichal Shlomo«, sagte er zu dem jungen palästinensischen Fahrer. »Aber schnell, mein Junge.«
    Der Heichal Shlomo, » Salomons Palast «, lag neben der Großen Synagoge in der King Georg Street und war der Sitz des aschkenasischen Großrabbiners von Jerusalem. Eine kurze Fahrt. Rahel starrte nach vorne durch die verschmierte Windschutzscheibe, als das Taxi sich durch den dichten Verkehr lavierte.
    »Haben Sie etwas auf den Bildern erkannt?«, fragte sie den Rabbiner.
    »Nicht viel. Dieses Dorf auf den ersten Bildern zum Beispiel – Abu Ghosh.«
    »Sagt mir nichts.«
    »Umso erstaunlicher, wie realistisch Sie es gemalt haben. Es liegt etwa zehn Kilometer von hier.«
    »Das macht mir alles schreckliche Angst, Rabbi.«
    Spitzer lächelte sie an. »Keine Sorge, Gott ist bei Ihnen. … Und ich ebenfalls.«
    Rahel versuchte, sich zu beruhigen und lehnte sich zurück. Dabei entdeckte sie eine alte Aktentasche unter dem Vordersitz. Sie zog sie heraus und reichte sie dem Taxifahrer nach vorne.
    »Die muss wohl jemand vergessen haben.«
    Beide, der Rabbi und der junge Fahrer, starrten die Tasche einen Moment lang an. Dann entriss Spitzer ihr die Tasche. Der Fahrer stieß einen Fluch auf Arabisch aus und stieg voll auf die Bremse. Rahel wurde nach vorne geschleudert und fiel dann wieder zurück. Rabbi Spitzer riss die Beifahrertür auf.
    Zu spät. Das Licht hüllte sie ein, blähte sich wie eine Sonne vor ihr auf, raste auf sie zu und verschlang sie, genau wie in ihrem Todesbild. Den Knall der Explosion hörte sie schon nicht mehr. Es gab nur das Licht, alles überstrahlende Helligkeit. Dann einen kurzen Moment des Schmerzes und dann – Stille. Kein Laut mehr, kein Schmerz, nur Licht. Die Welt hatte sich verschluckt, war an sich selbst erstickt.
    Ich sollte etwas essen, dachte Rahel. Und dass sie zu Fuß hätten gehen sollen. Das kurze Stück. Sie fragte sich, wo ihre Mappe war. Dann hustete die Welt einmal hart auf, und der Schmerz kam zurück, flammte durch ihren ganzen Körper. Das Gleißen ließ nach, die Welt erhielt ihre Konturen zurück. Rahel sah, dass sie auf der Straße lag. Um sie herum Menschen, Geschrei, Flammen. Rahel wollte etwas sagen, wollte schreien, aber weder brachte sie irgendeinen Laut heraus, noch konnte sie sich bewegen. Sie sah einfach zu, während der Schmerz sie weiter auffraß. Sie sah die zerfetzte Leiche des Fahrers einige Meter vor sich, sah ihr eigenes Blut aus den Augenwinkeln, das wie ein kleiner Bach in den Straßenstaub sickerte.
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