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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille
Autoren: Petra Durst-Benning
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Plätschern eines Baches. Zarter Blütenduft lag in der Luft. Außer fünf Staffeleien, von denen im Augenblick drei besetzt waren, befand sich kein weiteres Möbelstück in dem Raum.
    Â»Wir versuchen, alle Sinne unserer Schüler anzusprechen.«
    Yvonne Herrenberg schien beeindruckt.
    Â»Ich kann mir gut vorstellen, dass eine solche Atmosphäre inspirierend wirkt«, flüsterte sie fast ehrfurchtsvoll.
    Julie lächelte. »Jeder Mensch findet seine Inspiration in anderen Dingen, wie Sie gleich sehen werden …« Sie ging ein Stück weiter und öffnete die nächste Tür. Laute Rockmusik scholl ihnen entgegen, und die Luft war grau von Zigarettenrauch.
    Â» Punk and Power  – hierher kommen vor allem die Kids«, schrie Julie gegen den Lärm an. Amüsiert nahm sie die Wirkung zur Kenntnis, die die Graffiti-besprühten Wände, der schwarze Boden und die Schar rumorender Jugendlicher auf die Redakteurin von Unsere Welt hatte: Schock und völliges Unverständnis darüber, dass ein Mensch in einer solchen Umgebung nach dem Pinsel greifen konnte, statt einfach nur die Flucht zu ergreifen, machten sich in ihrem Gesicht breit.
    Ãœber den Lärm hinweg winkte Julie dem Grafik-Designer zu, der den Kurs leitete.
    Â»Nun ja, solange die Jugendlichen hier sind, hinterlassen sie wenigstens ihre Graffiti nicht auf Bürogebäuden.« Yvonne Herrenberg, die sich hektisch Notizen gemacht hatte, ließ Blockund Stift abrupt sinken und fragte: »Angesichts Ihrer ungewöhnlichen und anscheinend auch sehr erfolgreichen Philosophie ist ein ausgefallener Name für Ihre Kunstschule sicher angebracht. Aber warum gerade ›Soul Fantasies‹? Ich meine, besteht da nicht die Gefahr, dass es in der Öffentlichkeit zu falschen … Assoziationen kommt?«
    Â»Dass uns jemand für einen ganz besonderen Club hält, passiert hin und wieder mal, vor allem, wenn sich Theo mit ihrer rauchigen Stimme am Telefon meldet.« Julie verzog den Mund. »Aber als wir vor zwei Jahren nach einem Namen für unser Unternehmen suchten, wollten wir nichts Steriles wie zum Beispiel Freie Kunstschule Freiburg . Es sollte ein Name sein, der unser Kunstverständnis widerspiegelt. Einer, der nach Freiheit und Farben klingt, nach ›Alles ist erlaubt‹ und nach ›Öffnet eure Seelen und lasst die Sonne herein!‹.« Sie grinste. »›Soul Fantasies‹ eben.«
    Danach schauten sie noch kurz in einen Raum, in dem gerade ein Hermann-Hesse-Workshop stattfand. Sofort legte sich ein schwerer Patschuli-Geruch wie eine dicke Wolldecke über sie. Während Yvonne Herrenberg eine ältere Dame befragte, die gerade mit einer Bleistiftzeichnung beschäftigt war, blieb Julie in der Tür stehen.
    Hoffentlich zog sich das Interview nicht mehr allzu lange hin! Sie wollte heute unbedingt noch einmal den Besitzer der Schmiedewerkstatt aufsuchen, die direkt an ihre Kunstschule angrenzte, um noch einen letzten Versuch zu unternehmen. Ein bisschen mehr Platz – war das zu viel verlangt? Scheinbar ja, denn bisher weigerte sich der alte Mann standhaft, ihnen die alte Schmiede zu vermieten, obwohl er die Räumlichkeiten selbst kaum noch nutzte.
    Julie musste sich ein Schmunzeln verkneifen, als sie sah, wie Yvonne Herrenberg sich gerade von Gerald, dem Dozenten des Kurses, die Hand führen ließ und weiche Linien auf einen Bogen Papier malte. Es schadete doch nie, wenn ein Dozent nicht nur gut war, sondern auch noch gut aussah!
    Seltsam, wie sich die Medien plötzlich um sie rissen.
    Angefangen hatte es vor zwei Monaten mit einem kleinen Bericht in der Kreiszeitung. Inzwischen hatten fünf verschiedene Zeitschriften Reportagen über sie gebracht, woraufhin sie von Interessenten fast überrannt worden waren. Und nun noch dieser Beitrag für Unsere Welt  … Natürlich freuten sie sich über das Medieninteresse, wo doch bisher kaum ein Hahn nach ihnen gekräht hatte. »Wer weiß, wie lange das anhält«, hatte Theo noch am Morgen geunkt.
    Mit der Skizze in der Hand kam Yvonne Herrenberg auf Julie zu. »Ich habe Talent, hat er gesagt!« Es klang verwundert.
    Theo hatte Recht! Solange sie die Publicity bekamen, sollten sie das Beste daraus machen. Julie setzte ihr gewinnendstes Lächeln auf.
    Â»Nachdem Sie nun unsere Räumlichkeiten gesehen haben – darf ich Sie zu einer Tasse Cappuccino in unsere Bar
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