Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
antares

antares

Titel: antares
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:

    »Ich habe nicht nach ihren Schwestern gefragt.« Mr. Roberts fuhr sich einigermaßen ungeduldig über die Stirn. »Sind Sie mit den Baseballregeln nicht vertraut, Mr. Scorcelli?«
    »Ich war in der Tat der Meinung, Sir, daß Mr. James nicht das Recht hatte, seine Freunde und Mitspieler tätlich anzugreifen...«
    »Was Sie meinen, heißt Körperattacke, Mr. Scorcelli. Tätlicher Angriff ist etwas anderes - das ist eine Bedrohung mit dem Ziel, dem Gegner körperlichen Schaden zuzufügen. Ist es eine Bedrohung, wenn die Handlungsweise von Mr. James nach den Regeln des Spiels zulässig ist?«
    »Es mag keine eigentliche Bedrohung sein, Sir, aber ich glaube dennoch, daß Mr. James die Gelegenheit ausgesprochen gern genutzt hat. Mr. Bell umzurennen und -«
    »So ein Blödsinn«, sagte James.
    »Und ich bin auch davon überzeugt, Sir, daß Mr. James, wenn er nur eine zulässige Möglichkeit dafür sähe, mir einen dieser idiotischen Schläger über den Schädel hauen würde, und zwar mit der gleichen Begeisterung und -«
    »Richtig, du Arschloch!«
    »Das genügt jetzt«, sagte Mr. Roberts ganz ruhig. Tatsächlich mußte er sich beherrschen, um nicht zu lächeln. Scorcelli würde sich in jedem Vorstandsbüro einer großen Firma oder in jedem Gerichtssaal vortrefflich machen, James dagegen war der geborene agile Macher. Ein recht gefährlicher Bursche sogar, mit viel Courage und strotzend vor Vitalität - und einer beachtlichen Anpassungsfähigkeit. Aber er war kein Teamspieler. Er war entweder Anführer oder Einzelgänger. Und er konnte ziemlich rücksichtslos sein...
    »Ich werde nicht dulden«, sagte er, »daß der Sport hier zum Austragungsort privater Auseinandersetzungen der Studenten wird, Mr. Scorcelli.«
    Scorcelli zögerte zuerst, dann wandte er sich James zu und streckte ihm die Hand hin.
    »Entschuldigung akzeptiert, Mr. Scorcelli«, sagte James mit seinem Siegerlächeln, das Scorcelli gleich wieder auf die Palme brachte.
    »Was Sie betrifft«, sagte nun Roberts zu James, »so nehme ich an, daß Sie nicht die Absicht haben, Ihre Spielgewohnheiten zu ändern, und daß Sie auch weiterhin jede Gelegenheit wahrnehmen wollen, Ihre Landsleute zu provozieren, selbst in einem Baseballspiel.«
    Ken James sah ihn verwirrt an. Scorcelli mochte vielleicht glauben, James befinde sich in einem moralischen Dilemma.
    Roberts freilich wußte es besser, war aber trotzdem überrascht von der Antwort. »Sir, ich werde immer jeden Regelvorteil wahrnehmen und jede zulässige Gelegenheit zum Gewinnen ausnützen.«
    »Ungeachtet möglicher Folgen?«
    »Natürlich, Sir.«
    Nichts anderes erwartete und wünschte sich Roberts. »Mr.
    Scorcelli, Sie können sich entfernen. Mr. James, Sie bleiben noch... und Mr. Scorcelli -«
    »Ja. Sir?«
    »Wi bolschoi swjnena!«
    Scorcelli aber war keineswegs so verblüfft wie erwartet. Allenfalls leicht beunruhigt.
    »Raus!« sagte Roberts, und Scorcelli beeilte sich, die Tür hinter sich zuzumachen. So sanft und vorsichtig übrigens, als sei sie aus feinem Porzellan...
    Ken James wartete gelassen. Roberts deutete auf einen Stuhl und beobachtete, wie er sich setzte. »Sogar fluchen tun Sie wie einer von denen, Mr. James.«
    Keine Antwort.
    »Halten Sie sich selbst schon für die Abschlußprüfung reif?«
    »Ja.«
    »Mr. James, auf welcher Seite stehen Sie eigentlich? Manchmal meint man, lediglich auf Ihrer eigenen.«
    »Aber das ist doch amerikanisch, oder? Wissen ist Macht, beim Baseball wie im Geschäftsleben. Ich will alles erreichbare Wissen erlangen. Ich habe mich schon sehr dafür angestrengt, selbst bei Dingen, die andere für nebensächlich halten. Und das nicht zu nützen wäre Verschwendung -«
    »Hüten Sie sich vor der Annahme, Sie wüßten schon alles über Amerika und darüber, wie man dort lebt. Hier in der Academy haben Sie buchstäblich hinter einem abgeschirmten Zaun gelebt. Aber die wirkliche Welt draußen frißt viele junge Leute wie Sie, die allzu selbstsicher sind, mit Haut und Haar.«
    James antwortete nicht, blieb aber ganz entspannt auf seinem Stuhl mit der harten, geraden Holzlehne sitzen.
    Roberts musterte ihn eine Weile, ehe er sagte: »Erzählen Sie mir etwas über Ihren Vater, Kenneth.«
    »Ach, nicht schon wieder, Sir! Also schön. Mein Vater war ein Trunkenbold, Sir. Und krimineller Abschaum obendrein. Er brachte meinen jüngeren Bruder um, wurde aber für nicht schuldfähig erklärt und in eine Heilanstalt eingewiesen. Es hieß, er leide an einem verzögerten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher