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Anschlag Auf Die Goetter

Anschlag Auf Die Goetter

Titel: Anschlag Auf Die Goetter
Autoren: Stephen Goldin
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elenden kleinen Hütten, seid zu ängstlich, danach zu greifen, was das Leben euch bietet, und benutzt diese großen, bösen Götter als Entschuldigung für eure Armseligkeit. Ihr seid alle Schwindler, und eure Götter sind ein einziger Betrug!«
    Im Raum breitete sich plötzlich eine tödliche Stille aus. Die Augen aller Anwesenden, Menschen und Daschamesen, hingen wie gebannt an Zhurat. Alle hielten den Atem an, als warteten sie nach dem letzten Ticken einer Zeitbombe auf ihre Detonation.
    Dev räusperte sich schließlich unbehaglich. »Ich glaube. Sie haben ihre Gefühle verletzt«, murmelte sie.
    Doch ihre Bemerkung schien Zhurats Zorn noch stärker aufzupeitschen. »Ich werde es euch beweisen«, schrie er. »Ich werde es euch allen zeigen.« Mit diesen Worten stürzte er aus dem Raum.
    »Kommen Sie«, wandte sich Dev an Dunnis. »Helfen Sie mir, ihn zu finden, bevor ihm etwas zustößt.«
    Der Regen war noch stärker geworden, als sie vor die Hütte traten, eisige Tropfen hämmerten auf ihre Köpfe, peitschten ihre Gesichter und verwischten ihre Körperkonturen. Dev hatte die Orientierung verloren, der Schein ihrer Laterne reichte kaum ein paar Meter weit, bevor er von der Dunkelheit verschluckt wurde. Zhurat war nirgendwo zu sehen. Dev hatte nicht die blasseste Ahnung, in welche Richtung sie sich wenden sollte.
    Sie ergriff Dunnis’ Hand und zog ihn hinter sich her wie ein kleines Kind. Endlich erspähte sie wenige Meter vor sich, in dem engen Durchlaß zwischen zwei Hütten, Zhurat, der theatralisch die Hände zum Himmel emporwarf und schrie: »Kommt heraus, ihr großen Götter, wenn es euch gibt. Zeigt mir doch die Kraft eurer göttlichen Allmacht!«
    In den umliegenden Hütten wurde es lebendig. Vermummte Gestalten traten hervor und starrten ungläubig auf dieses fremde Lebewesen, das ihre Götter lästerte. War er nur mutig, verrückt, oder war er selbst ein Gott, daß er es wagte, mit den mächtigen Göttern so zu sprechen?
    »Ich fordere euch heraus!« schrie Zhurat. »Ich, Dmitor Zhurat, fordere die Götter heraus!«
    Was in den folgenden Sekunden geschah, brannte sich für immer in Devs Gedächtnis ein. Zhurat stand allein zwischen den Hütten, seine Arme reckten sich in den Himmel, drohend schüttelte er seine Fäuste. Plötzlich erfolgte ein donnernder Schlag, ein greller Blitz zuckte hernieder, und geblendet schlossen Dunnis und Dev die Augen. Doch sie hätten schwören können, das Geräusch berstender Knochen zu vernehmen, und… einen leisen Schrei, der im Regen zerflatterte…
    Als sie ihre Augen wieder öffneten, war Zhurat nirgendwo zu sehen – nur seine schwelende Uniform lag auf dem Boden neben einem kleinen Hügel dampfender Asche.

»Man kann die Unreife der Völker messen an der Dicke ihrer Gesetzbücher.«
     
    Anthropos: Die gesunde Gesellschaft
     
     
     
II
     
    Dev und Dunnis standen wie vom Schlag gerührt im Regen, sekundenlang unfähig, sich zu bewegen. Ihre Augen starrten gebannt auf das Wenige, das Sekunden vorher noch ihr Kamerad gewesen war. Die Luft schien elektrisch, geladen, und trotz des Regens reizte ein schwacher, ekelerregender Duft ihre Schleimhäute – der süßliche Geruch nach verbranntem Fleisch.
    Nur langsam erholten sich beide von ihrem Schock und nahmen die Unruhe in ihrer Umgebung wahr. Langsam kamen die Einheimischen aus ihren Hütten, in die sie sich vor Schreck geflüchtet hatten, und versammelten sich in einem Halbkreis um sie, blieben jedoch außerhalb des Lichtkreises von Devs Laterne. Undeutlich nur registrierte Dev das seltsam rhythmische Vor- und Zurückschwingen ihrer Körper und den seltsamen Singsang aus ihren Kehlen.
    Dev schloß die Augen und rieb mit ihrer linken Hand nachdenklich über die Stirn. Sie fühlte sich schwindlig, merkte, wie eine leichte Übelkeit in ihr hochstieg, und wünschte sich mehr denn je, an Bord des Schiffes zu sein und ein paar interessante Mikrospulen zu lesen.
    »Wünsche werden nur in Märchen erfüllt«, rief sie sich selbst scharf zur Ordnung. »Dies hier ist Wirklichkeit, und du mußt deine Pflicht erfüllen!«
    Sie wußte nicht, wieviel Zeit seit Zhurats Tod vergangen war, doch es dürfte kaum eine Minute her sein. Sie öffnete ihre Augen, schüttelte die Schreckensstarre von sich und wollte gerade vortreten, als ein neues Geräusch sie verharren ließ. Im ersten Moment hob es sich kaum von dem Singsang der Eingeborenen ab, doch dann wurde es schnell lauter, übertönte schließlich das monotone Rauschen des
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