Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anschlag Auf Die Goetter

Anschlag Auf Die Goetter

Titel: Anschlag Auf Die Goetter
Autoren: Stephen Goldin
Vom Netzwerk:
gut aufgehoben, und bezüglich einer Gehaltserhöhung lasse ich mit mir reden. Doch ich möchte abwarten, wie Ihre erste Reise verläuft.«
    Aufmerksam betrachtete Dev ihren zukünftigen Arbeitgeber. Er schien zu den ehrlichen Menschen zu gehören, etwas überaufrichtig, etwas zu enthusiastisch und übereifrig, doch im Vergleich zu ihm hatte sie schon schlechtere Chefs gehabt.
    »Ich habe mir erlaubt«, fuhr Larramac fort, »Ihren Namen in meiner Tabelle zu analysieren.«
    »Tabelle?«
    »Ja, die Anordnung der Buchstaben hat eine gewisse Bedeutung, auch wenn Sie das bisher noch nicht wußten. Sie haben einen guten Namen, der sich bestens in die Gegebenheiten einfügt.«
    Dev verstand nicht ganz, was er meinte. Doch sie beschloß, die Sache auf sich beruhen zu lassen. »Meine Eltern würden sich sicherlich bei Ihnen bedanken, denn sie haben meinen Namen ausgewählt«, sagte sie trocken.
    Ein etwas seltsames Verfahren, jemanden aufgrund der Buchstabenanordnung seines Namens einzustellen oder nicht. Und doch paßte es zu jemanden, der eine Firma wie die Elliptic-Enterprises betrieb, in gewissen Dingen ein Exzentriker zu sein. »Doch da ist noch etwas, das ich klarstellen möchte«, fuhr sie fort. »Ich möchte sicher sein, daß nur ich in der Eigenschaft als Kommandant an Bord des Schiffes die Disziplinargewalt über die Mannschaft innehabe.«
    »Und warum?«
    »Erstens, weil es üblich ist. Zweitens, und das ist in meinen Augen viel wichtiger, die Mannschaft soll wissen, daß Sie in jedem Falle hinter mir stehen, daß Sie mich decken. Wie ich schon gesagt habe, paßt es einigen Männern nicht, unter einer Frau zu dienen. Und ohne volle Disziplinargewalt kann ich nicht für einen reibungslosen Flug garantieren.«
    »Das hört sich vernünftig an. Also wären wir uns einig?«
    Dev nickte. »Abgemacht. Wann brauchen Sie mich?«
    »Die ›Foxfire‹ startet in zwei Wochen. Ich erwarte, daß Sie sich vorher mit ihr vertraut machen.«
    Zwei Wochen Zeit nur, um ein Frachtschiff von der Spitze bis zum Heck kennenzulernen? »Beim Raum, ja! Dann ist es wohl besser, daß ich schon morgen mit meiner Visite beginne, um ihre Fähigkeiten und Eigenarten kennenzulernen.«
    Larramac schaute sie befremdet an. »Ich dachte, ihr Eoaner würdet nicht beim Raum schwören.«
    »Das ist ein Irrglaube. Es stimmt, daß wir nicht an die mystischen Kräfte im Universum glauben, doch wenn ich Galingua spreche, den galaktischen Dialekt, dann muß ich mich auch seiner Phrasen bedienen, um meine Gedanken auszudrücken, einschließlich der sprachlichen Klischees. Ideologische Prüderie fördert nicht gerade das zwischenplanetarische Verständnis.«
    »Sie sind eine seltsame Frau, Kapitän Korrell.«
    »Ich nehme an, das ist ein Kompliment, Mr. Larramac«, lächelte sie.
    »Ich bestehe darauf, daß Sie mich Roscil nennen.«
    »Ich für meinen Teil werde Dev genannt.«
    »Okay, Dev. Ich würde mich freuen, wenn wir zusammen zu Mittag essen.«
    Dev zögerte. Genau das war, obwohl sie es nicht ausgesprochen hatte, ein anderer Grund dafür, daß sie von Job zu Job gewandert war. Liebes tolle Arbeitgeber, die die vertikalen Pflichten eines weiblichen Raumschiffkommandanten auch in die Horizontale ausdehnten. Sie war nicht prüde, auch keine Jungfrau mehr, doch sie hatte durch bittere Erfahrungen gelernt, daß sexuelle Abenteuer meistens das Verhältnis zwischen Untergebenen und Arbeitgeber trübten. Andererseits war ihre finanzielle Situation so katastrophal, daß sie nicht ohne weiteres ein kostenloses Mittagessen ausschlagen konnte. Außerdem gefiel ihr Larramacs direkte Art, die jedoch leicht ebenso widerwärtig werden konnte wie die Süßholzraspelei ihrer ehemaligen Chefs. Früher oder später passiert es doch, dachte sie resigniert. Daher konnte es ebenso jetzt sein wie später. »Das ist eine gute Idee«, antwortete sie kurz.
    Während sie weiter in der regenverhangenen Nacht auf Dascham umherirrte, erinnerte sie sich warm an dieses Essen. Larramacs ungeschlachtes Äußeres hätte viele andere Menschen abgeschreckt, doch sie hatte schnell seinen guten Kern erkannt. Dieser Mann fühlte sich im Inneren so einsam, daß er viel leichter verwundbar war als die übrigen Menschen. Während des Essens machte er keinen einzigen Annäherungsversuch, und dafür war sie ihm dankbar. Das geschah erst eine Woche später, und es war ihr gelungen, diesen Versuch sanft abzuwehren, ohne ihn zu verletzen. Seitdem standen die Spielregeln fest, und er hielt sich höflich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher