Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anschlag Auf Die Goetter

Anschlag Auf Die Goetter

Titel: Anschlag Auf Die Goetter
Autoren: Stephen Goldin
Vom Netzwerk:
hingen Plakate mit weisen Sprüchen: »Man arbeitet, um eines Tages nicht mehr arbeiten zu müssen« und »Ich glaube an heißes Wasser – es hält mich sauber«. Es gab noch mehr davon, doch Devs Augen wurden magisch angezogen von dem Mann hinter dem Schreibtisch. Roscil Larramac war ein großgewachsener Mann, sogar einige Zentimeter größer als sie. Dabei war er sehr dünn, sein Körper schien gänzlich aus beweglichen Gelenken zu bestehen. In den Farben seiner Kleidung dominierten grelles Rot und Blau, sein Spitzbart zeigte das erste Grau, sein Kopfhaar wurde langsam schütter. Der Mittelscheitel war auf beiden Seiten etwa 2 cm glatt rasiert – eine Andeutung auf seinen Wunsch, eines Tages zur wirklichen Gesellschaft zu zählen – und mit einem komplizierten Zahlenmuster tätowiert. Seine Augen standen nie still, wanderten flink und ruhelos durch den Raum, als hätten sie Angst, irgend etwas von Bedeutung zu verpassen.
    »Sie sind Ardeva Korrell?« fragte er und reichte ihr die Hand.
    »Ja, das bin ich.«
    »Es gibt nicht viele weibliche Raumkapitäne, nicht wahr?«
    Seine Stimme war hart, seine Aussprache grob. Dev konnte sich nicht entscheiden, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen sein sollte.
    »In meiner Ausbildungsklasse waren wir nur zu zweit neben 110 Männern«, antwortete sie förmlich.
    »So etwa habe ich mir das Verhältnis vorgestellt. Wo kommen Sie her?«
    »Von Eos.«
    Larramac zog eine Augenbraue in die Höhe, sagte jedoch nichts. Eine Geste, die es Dev unmöglich machte, seine Gedanken zu interpretieren. »Und Sie möchten Kapitän eines Raumschiffes werden?«
    »Ich bin Raumkapitän. Meine Empfehlungen und Lizenzen sind alle in Ordnung. Ich brauche nur ein Schiff.«
    Larramac nickte.
    »Ich habe das umgekehrte Problem. Ich habe ein Schiff und keinen Kapitän, zumindest im Moment. Stellen sie eine Menge Fragen?«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Sind Sie darauf bedacht, immer zu wissen, was an Bord Ihres Schiffes vorgeht?«
    »Es gehört zu den Pflichten eines Kommandanten, über alle Vorgänge an Bord informiert zu sein!«
    »Ich habe meinen letzten Kommandanten gefeuert, weil er mir zu neugierig war.«
    »… doch es gibt einige Dinge, die man nicht unbedingt wissen muß, weil sie nicht so wichtig sind wie andere«, beendete Dev schnell ihren Satz. Persönliche Vorbehalte mußten eben manchmal zurückstehen hinter den Erfordernissen der Notwendigkeit. »Als Hauptaufgabe betrachte ich den ordnungsgemäßen und sicheren Flug von einem Hafen zum anderen. Und alles, was dazugehört, fällt in meine Verantwortung, von der Instandsetzung bis zur Navigation. Alles andere berührt mich nur am Rande, und ich kann schweigen.«
    Larramac antwortete nicht sofort und strich gedankenvoll durch seinen Spitzbart. Dann langte er über den Tisch und zog einen Hefter hervor, den Dev als ihre Bewerbung erkannte, die sie eine Woche vorher abgeschickt hatte. »Aus Ihrem Bewerbungsschreiben geht hervor, daß Sie schon sehr viele Jobs gehabt haben. Sie haben es auf einem Schiff nie länger als ein Jahr ausgehalten. Warum?«
    Dev seufzte. Diese Frage wurde ihr immer wieder gestellt, obwohl die Antwort auf der Hand lag. »Vorurteile! Viele Männer lehnen eine Frau als Kommandanten ab. Andere, denen das gleichgültig ist, stört es, daß ich von Eos komme. Wenn Sie meine Papiere genau durchgesehen haben, werden Sie auch feststellen, daß meine Arbeitgeber mir immer nur die besten Empfehlungen ausgestellt haben. Ich bin ein guter Kommandant, doch leider die Gefangene der Umstände.«
    »Ich kann aber nicht sehr viel zahlen, weil ich es mir nicht leisten kann. 600 Galacs im Monat, zusätzlich die üblichen Vergünstigungen.«
    Für einen Kommandanten mit ihrer Ausbildung und ihrer Erfahrung war diese Summe lächerlich, doch unglücklicherweise war es ihre finanzielle Situation nicht.
    »Normalerweise könnte ich leicht das Doppelte verdienen«, murmelte sie, »doch die Zeiten scheinen schlecht zu sein.«
    »Man kann meine Firma nicht vergleichen mit Lenning Trans-Spacial oder deVrie Shipping«, gab Larramac zu. »Ich wickle meine Geschäfte mit den kleinen Planeten ab, um die sie sich nicht kümmern, die ihnen nicht gewinnbringend genug erscheinen. Wenn Sie so wollen, ernähre ich mich von den Brosamen, die von ihren Tischen fallen. Doch mir genügt’s, es war mir sogar möglich, in den letzten Jahren die Firma zu erweitern. Deswegen sehe ich auch ohne große Sorgen in die Zukunft. Leute, die gut arbeiten, sind bei mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher