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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)
Autoren: Rina Bachmann
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Angreiferin von sich weg. „Genug gespielt!“
    Das Schwertvogelweib prallte mit einem ohrenbetäubenden Aufschrei gegen den Baum und blieb ein paar Sekunden liegen. Dann richtete es sich wieder auf, legte die Flügel zusammen, drehte den dicken Hals nach links, nach rechts, fixierte die junge Frau aus den zu Schlitzen gekniffenen gelben Äuglein und zischte: „Das wirst du noch bereuen, du eingebildete Missgeburt! Das kriegst du noch alles zurück! Ich hätte dich gleich abschlachten können.“ Sie ließ die Messer an ihren Flügeln klacken. „Aber das lasse ich mal. Es gibt jemanden, der mehr Wert darauf legt, mit eigenen Händen Alphiras letzte Novizin abzumurksen. Deshalb muss ich mir nicht den Ärger an den Arsch angeln.“
    Anna wischte sich den blutenden Hals mit der linken Hand ab und streckte sie aus. Sie ließ die Bestie, die sich zum nächsten Angriff anschickte, nicht aus den Augen und flüsterte: „Und du erst recht! Ich lass dich nicht lange warten.“ Ein blitzheller Strahl schoss aus ihrem Zeigefinger und bohrte sich in den schwarzen kleinen Kopf.
    Das Biest war sofort weg. Auf dem nassen Boden quakte eine rotbraune glitschige Kröte und rollte erstaunt die trüben Glupschaugen.
    Das ockergelbe Schwertvogelweib guckte Anna erschrocken an, dann das, was von ihrer Kumpanin übrig geblieben war. Es stieß sich vom Ast ab, schnappte die Kröte und eilte mit kräftigen Flügelschlägen davon.
    Die Jungmagierin atmete tief durch. Geschafft . Sie sah an sich herunter. Die mit Schlamm und Blut beschmierten Fetzen ihres Mantels hingen an ihr herab und flatterten im schwachen aufkommenden Wind. Das Blut floss aus der Wunde am Hals und klebte am Kragen. Anna machte ihre rechte Faust auf. Der rote Drache lag da, warm und unversehrt. Sie lächelte ihm zu, schloss die zerkratzten Finger wieder, drehte sich um und machte sich daran, den Rückweg zu finden.
    Die Wunden brannten immer stärker. Ihr wurde auf einmal bitterkalt. Sie zitterte am ganzen Körper. Ich muss nach Hause. Das Wasser unter ihren Füßen gluckste und spritzte hoch. Sie rutschte aus, blieb aber auf den Beinen und eilte weiter. Ich muss den kleinen Drachen in Sicherheit bringen. Bevor noch jemand reges Interesse an ihm bekundet . Solche Nachrichten verbreiten sich schneller, als einem lieb ist. Sie rutschte noch mal aus, fing sich aber wieder und setzte ihren Lauf achtsamer fort.
    Eine ungute Vorahnung stieg plötzlich in ihr hoch. Sie verlangsamte noch ein wenig den Schritt und warf einen suchenden Blick um sich. Alles war wie gewohnt: die schwarzen Äste morscher Bäume, die Nebelfetzen, die vom dunklen Wasser hochstiegen, das nach Fäulnis riechende Gebräu, das unter ihren Füßen aufblubberte. Doch etwas kam ihr verdächtig vor, als wenn die Ruhe etwas verbergen wollte. Die junge Frau machte einige weitere vorsichtige Schritte.
    Plötzlich tat sich ein riesiges Maul auf und schnappte neben ihrer Hand mit dem kleinen Drachen zu. Anna sprang zurück. Das war knapp ! Eine etwa drei große Schritte lange, glitschige dunkelbraune Echse schob sich heran, das Maul mit zwei Reihen scharfer Zähne nah am Boden, die hervorstehenden Augen fixierten ihre rechte Hand. Die Echse kroch langsam auf sie zu. Ihre Pranken mit fünf kräftigen, gekrümmten Fingern stellte sie sicher in den Matsch. Kleine Bläschen stiegen im trüben Wasser hoch und ließen Schwaden von starkem Schwefelgeruch und Verwesung frei. Der schuppige Körper bog sich bei jedem Schritt leicht nach links und rechts.
    Die Jungmagierin starrte sie an, ihr Atem stockte, und sie machte ein paar kleine Schritte zurück.
    Die Echse kam langsam näher und schnappte wieder mit dem gierigen Maul.
    Sie spielt mit mir , sie ist sich ihres Sieges sicher . Die Echsen können sehr schnell sein, wenn sie wollen. Anna steckte die Hand mit dem Drachen hinter den Rücken, schloss die Augen, sammelte ihre letzten Kräfte, murmelte einen Spruch, der sich anhörte wie „Noch war ich da, schon bin ich weg“ und verschwand aus dem Toten Wald.
    Die Echse sprang auf die Stelle zu, wo die junge Frau gerade noch gestanden hatte, lief ein Stück vor und zurück, schnappte immer wieder mit dem Maul. Aber außer der feuchten Luft war nichts mehr zu holen.

Kapitel 2. Der Streit.
    Im nächsten Moment tauchte Anna im Haus von Alphira auf. Sie legte den Mantel und die Stiefel in der Diele ab und wusch auf der kleinen Gästetoilette neben dem Eingang schnell das Blut und den Schlamm von Gesicht, Hals und Händen.
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