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Anleitung zur Selbstorganisation

Anleitung zur Selbstorganisation

Titel: Anleitung zur Selbstorganisation
Autoren: Fredmund Malik
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zeigt wiederum, wie weit manche Leute vom vernünftigen Wirtschaftsverständnis abgekommen sind.
    Selbstverständlich muss niemand etwas verschenken, sondern er muss dem Kunden seine Marktleistung, Produkte und Dienste besser erbringen, als jeder andere Konkurrent es kann. Zufriedene Kunden schaffen heißt, seine Konkurrenzfähigkeit jeden Tag unter Beweis zu stellen, und die Wettbewerbsfähigkeit ständig zu maximieren.
    Damit kommen wir zu den beiden stärksten
Master Controls
für die Unternehmenslenkung, die Fixpunkte der Navigation, und somit Fixpunkte jeder Unternehmenspolitik sein müssen.
    Die stärksten Master Controls
    Die Logik ist klar:

    Customer-Value statt Shareholder-Value.
Konkurrenzfähigkeit statt Wertsteigerung.

    Nur diese Orientierung maximiert die Wahrscheinlichkeit richtiger Entscheidungen. Jede andere Orientierung maximiert die Wahrscheinlichkeit falscher Entscheidungen.
    Hier treffen sich Unternehmenskonzept und Umweltkonzept. Beide
Master Controls
sind
absolut objektive, nicht manipulierbare Maßstäbe
, die jeden Tag »
da draußen«
am Markt neu getestet werden und gegen die man sich messen und bewähren muss. Hier gehen keine subjektiven und auch keine finanziellen Bewertungen ein. Diese Logik muss durch Unternehmenspolitik festgeschrieben werden. Aus dieser Wertung folgen alle Aufgaben für das Top-Management. Versagt das Top-Management hier, hat es seine wichtigste unternehmerische Aufgabe nicht erfüllt. Hindern Investoren das Top-Mangement daran, dann schädigen sie das Unternehmen und somit sich selbst.
    Diese Zweckbestimmung definiert auch die
soziale
Verantwortung des Unternehmens. Diese ist, wie erwähnt, nicht eine diffuse, beliebig definierbare Sozialverpflichtung, sondern sie besteht darin, die Leistungskraft des Unternehmens für zufriedene Kunden durch ständige Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit zu stärken.
    Diese eingangs genannten beiden Lenkungsgrößen bewahren das Top-Management vor Fehlleitungen durch den Zeitgeist. Sie sind die stärksten Komplexitätsregler, und ein Beispiel dafür, wie einfach
Master Controls
sein können und welche Regulierungskraft sie zu entfalten vermögen. Sie regulieren alle unzulässigen Zustände weg, konzentrierenalle Anstrengungen auf den richtigen Zweck und fokussieren so die Regulierungskraft darauf, immer mehr Kunden zufrieden zu stellen. Diese Regulierungskraft ist deshalb nötig, weil Kunden erhebliche Komplexität in Form von Bedarfs- und Verhaltensvielfalt entwickeln. Kunden sehen ihre Aufgabe nicht darin, sich im Sinne irgendeiner ökonomischen Theorie oder einer Werbestrategie
rational
zu verhalten.

    Die einzige Objektivität in der Wirtschaft ist die Subjektivität des Kunden.

    Und – wie jeder erfahrene Unternehmensführer weiß – können auch Konkurrenten für den Kampf um den Kunden immense Komplexität entfalten in Form von Kreativität, Innovationskraft, Preismanövern und Marketing, um nur Weniges zu nennen.
    Corporate Capitalism statt Shareholder-Value
    Customer-Value als Unternehmenszweck stellt das
Unternehmen
selbst in den Mittelpunkt, und nicht – wie es irrigerweise üblich und scheinbar rational ist – irgendwelche
Interessen -
oder
Anspruchsgruppen
.
    Die Logik dafür ist offenkundig: Was gut für das Unternehmen ist, kann für die Summe ihrer Interessengruppen nicht schlechter sein, als jede andere Orientierung. Statt Shareholder- und Stakeholder-Capitalism kommen wir mit dem Customer-Value zu dem, was
Corporate Capitalism
genannt werden kann, wenn man am an sich veralteten Begriff »Kapitalismus« festhalten will. Meine These ist, dass dies, nämlich das Unternehmen selbst ins Zentrum zu stellen, der
einzige
Weg ist, die bis heute gestellten offenen Fragen an das Wirtschaftssystem und die Zweifel an diesem befriedigend zu beantworten und die scheinbaren Widersprüche des System zu lösen.
    Customer-Value als Unternehmenszweck gilt auch und gerade für jene Unternehmen, die am stärksten für den Shareholder-Value eintreten, nämlich die Unternehmen der Finanzindustrie. De
facto
tun diese auch nichts anderes, als Customer-Value zu maximieren, obwohl sie das Gegenteil fordern. Mit ihren Forderungen nach Shareholder-Valueerfüllen sie selbstverständlich die Wünsche
ihrer
Kunden, nämlich der Investoren. Sie schaffen für
sich selbst
zufriedene Kunden, sind also konsequent und strikt am Customer-Value orientiert. Auch die Finanzindustrie muss jeden Tag beweisen, dass sie Kunden zufriedenstellen kann, und
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