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Anleitung zur Selbstorganisation

Anleitung zur Selbstorganisation

Titel: Anleitung zur Selbstorganisation
Autoren: Fredmund Malik
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stiftet.
    Die Abwehr von feindlichen Übernahmen kann man hingegen billiger und besser haben, nämlich durch Vinkulierung der Aktien. Dagegen wird in der Regel aus neoliberalen Kreisen heftig mit dem Argument der Deregulierung gewettert. Wer aber wirklich liberal – und nicht nur
neo liberal
– sein will, muss akzeptieren, dass es die Freiheit jedes Unternehmens sein muss, mit seinen Aktien zu tun, was es für richtig hält. Wenn die erforderlichen Beschlüsse in den Organen zustande kommen, gibt es dagegen aus einer liberalen Position keinen rationalen Einwand. Wie die Börse diese Maßnahme aufnimmt, ist unter Umständen ein Entscheidungsparameter. Es kann aber niemandem vorgeschrieben werden,sich freiwillig oder wegen ideologischer Dogmen zur Beute von Übernahmeaktionen zu machen.
    Gegen meinen Vorschlag, Kundennutzen zum obersten Zweck zu machen, wird häufig eingewendet, man wisse nicht, was Kundennutzen sei. Das ist ein bemerkenswertes Zeugnis dafür, dass jemand den State of the Art nicht kennt. Denn was Kundennutzen ist, kann heute sehr genau bestimmt werden, vor allem dank des weltweit größten empirischen Strategieforschungs-Programmes, den legendären PIMS® -Forschungen. 5 Mit PIMS® wurde insgesamt einer der größten Durchbrüche in Management und Business Administration, insbesondere in der Strategieforschung insofern erzielt, als wir heute ganz genau wissen, wie wir eine richtige von einer falschen Strategie unterschieden, und worauf es ankommt, wenn eine optimal wirksame Strategie entwickelt werden soll. Customer-Value ist dafür der zentrale Ankerpunkt.
    Auf dem Sektor des Kundennutzens, der ein Schlüsselfaktor jeder richtigen Strategie sein muss, hat PIMS® gewissermaßen die »
Relativitätstheorie« der Unternehmensstrategie
geschaffen. Kundennutzen ist nämlich das Verhältnis von
relativem Preis und relativer Marktleistungsqualität,
wobei »relativ« eine zweifache Relativität ist:
relativ
aus Sicht des Kunden und
relativ
zu den Konkurrenten.
    Customer-Value
ist der klare, einfache und logisch zwingende Zweck, wenn man konsequent von der
Lenkung
des Unternehmens ausgeht, von der Aufgabe des Top-Managements, das Unternehmen durch die Komplexität von Wirtschaft und Gesellschaft zu steuern. Vom Funktionieren des Unternehmens her gesehen, ist das die einzige führungstaugliche Perspektive und zwar gegenüber allen infrage kommenden Interessengruppen, also Stakeholdern.
    Customer-Value
heißt
Value for the Customer –
um es ganz präzise zu sagen, weil neoliberale Finanzorientierung sogar das falsch verstehen konnte – nämlich als Value
of
the Customer. Der Kunde und dessen Nutzen, der im Wort
zufrieden
steckt, ist der originäre Fixpunkt für die sichere Navigation des Unternehmens.

    Die Orientierung am Kundennutzen maximiert die Wahrscheinlichkeit,
weniger falsche als richtige Entscheidungen zu treffen.
Jede andere Orientierung maximiert die Wahrscheinlichkeit von Fehlentscheidungen.

    Ein Unternehmen, das zufriedene Kunden hat, also erfolgreich ist, wird immer auch genügend Kapitalgeber haben, denn Investoren werden ihm bereitwillig Kapital zur Verfügung stellen. Gerade solche Firmen brauchen aber – scheinbar paradoxerweise – gar keine Kapitalgeber, weil sie sich aufgrund ihres Erfolges selbst finanzieren können. Sie haben zwar
Eigentümer
, oft über Generationen dieselbe Familie, aber Kapital brauchen diese nicht zu bringen, sondern sie bekommen im Gegenteil oft die besten Renditen, gerade weil ihre Firmen strikt und kompromisslos auf den Kunden ausgerichtet sind – und sie haben daher auch keinen Grund, ihre Anteile zu verkaufen.
    Das beste Kapital kommt nicht, wie heutige Verbildung es meint, von der Börse, sondern es kommt von
Kunden
, die so zufrieden sind, dass sie so gute Preise bezahlen, dass das Unternehmen im Wesentlichen ohne Fremdkapital auskommen kann. Die guten Firmen finanzieren sich selbst. Solche Firmen gibt es mehr, als in der Öffentlichkeit und insbesondere in den Medien wahrgenommen wird. Sie brauchen und machen keine Schlagzeilen, weswegen sie für die Medien uninteressant sind.
    Kundennutzen ist der
erste
und originäre Fixpunkt für die Orientierung der Unternehmenslenkung. Der
zweite
Fixpunkt ergibt sich unmittelbar aus dem
zufriedenen
Kunden bzw. ist in diesem eingeschlossen. Heißt »
zufriedener Kunde
«, dass man seine Marktleistung verschenken muss? Auch diese Frage kommt häufig als Einwand gegen den Kundennutzen als Unternehmenszweck und das
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