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Anleitung zur Selbstorganisation

Anleitung zur Selbstorganisation

Titel: Anleitung zur Selbstorganisation
Autoren: Fredmund Malik
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Transformation von Ressourcen in Kundennutzen
    Wenn diese Zwecksetzung akzeptiert wird, muss sie bei der Erarbeitung der Unternehmenspolitik auf den
Einzelfall
angepasst werden, und es muss von hier aus gefragt werden:
Was ist
unser
Zweck?
Welche Ressourcen transformieren
wir
in welchen Nutzen?
Wer sind
unsere
Kunden? Wer sollen, wer können sie sein?
    Ressourcen sind alle Arten von Gütern und Dienstleistungen, die nötig sind, um Nutzen für Kunden zu schaffen. Die Schlüsselressource wird im 21. Jahrhundert Wissen sein, was in zahlreichen Bereichen schon heute so ist. Hinzu tritt jenes (Meta-)Wissen, das nötig ist, um Wissen in Nutzen zu verwandeln, also Wissen über das Management von und in komplexen Systemen.
    Nutzen
wiederum sind alle Arten von Gütern, Dienstleistungen, Information und Wissen, die für den Kunden eine
Problemlösung
sind, wofür er bereit ist, eine
Rechnung
zu bezahlen. Nutzen in diesem Zusammenhang heißt im Englischen
Value
. Als Unternehmenszweck schlage ich somit
Customer Value
vor.
    Wenn wir Unternehmenspolitik erweitern zu einer Politik für alle Arten von gesellschaftlichen Institutionen, also zu einer
Allgemeinen Systempolitik
, wie ich es in der Einführung besprochen habe, dannwürde der Zweck für Non-Profit-Organisationen vom Prinzip her lauten:

    Zweck von gesellschaftlichen Institutionen ist es,
erwünschte Veränderung zu bewirken, bei Menschen und in der Gesellschaft.

    Der Beitrag sowohl der Wirtschafts-Unternehmungen als auch der Non-Profit-Organisationen ist also
gesellschaftlich
definiert. Hierin liegt ihre Ethik. Sie liegt in ihrer Wirkung
für
die Gesellschaft, ganz entsprechend der KybernEthik des großen Kybernetikers Heinz von Foerster 4 und seiner damit verbundenen Frage:
Nicht, was sollen andere tun, sondern was soll ich tun?
Darin – und nicht in Vorschriften und Codes – sind Ethik und Anständigkeit der Person und der Institution begründet.
    Funktion des Gewinnes
    Die Organisationsform, die sich bisher am besten für die Transformation von Ressourcen in Nutzen bewährt hat, ist das marktwirtschaftliche Unternehmen. Output des Transformationsprozesses ist aber nicht der Gewinn, wie das überlicherweise gesehen wird und wie insbesondere die Wirtschaftswissenschaften es postulieren, vorschnell, als nicht zu Ende gedachte und nicht geprüfte Prämisse. Output ist die wirtschaftliche
Sachleistung
.
    Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass ein Unternehmen ohne Gewinn auskommen kann oder gar soll. Die ökonomische Funktion von Gewinn als Kapitalrendite und Risikoprämie bleibt erhalten. Aus der unbestrittenen Tatsache, dass Unternehmen Gewinne und noch wichtiger Liquidität brauchen, folgt aber – wie erwähnt – keineswegs, dass Gewinn der
Zweck
des Unternehmens ist. Aus dem Umstand, dass Menschen essen müssen, folgt genauso wenig, dass der Zweck des Menschen oder gar der Sinn des Lebens das Essen ist. Allerdings steht es jedem frei, in dieser Hinsicht seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Die Frage lautet also weniger, was der Zweck
ist,
sondern vonwelchem Zweck aus man die größte Wahrscheinlichkeit für richtige Entscheidungen hat.
    Aus Sicht von Navigation und Steuerung des Unternehmens hat Gewinn eine andere Funktion, nämlich die einer
Steuerungsinformation
. Mein Vorschlag ist, Gewinn zu verstehen als Test für die
Richtigkeit
der Unternehmens-Mission, die ich gleich besprechen werde, und als Gradmesser für die
Qualität der Erfüllung
der Unternehmens-Mission.
    Der Gewinn gibt somit für die managerielle Navigation zwei Schlüssel-Informationen, nämlich ob das Unternehmen das Richtige tut – darin liegt die
Effektivität
des Handelns –, und ob das Unternehmen das Richtige (richtig und) gut tut – darin liegt die
Effizienz
des Handelns.
    Je richtiger die Business-Mission ist und je besser sie erfüllt wird, umso höher wird der Gewinn sein, nicht als Ziel, sondern als
Folge
effektiven und effizienten Wirtschaftens. Gewinn ist eine typisch
indirekt
anzusteuernde Größe. Lange bevor man auch nur daran denken kann, Gewinne zu machen, müssen andere Größen, die ich später in diesem Kapitel behandle, unter Kontrolle gebracht sein.
    Eine freie Wirtschaft ist im Übrigen, entgegen der Mehrheitsmeinung bzw. unreflektierter ökonomischer Doktrin, nicht durch den Gewinn
definiert
. Das System des Kapitalismus ist definiert durch die
Liquidität
, also die Zahlungsfähigkeit gegenüber seinen Gläubigern. Solange jemand seinen
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