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Anleitung zur Selbstorganisation

Anleitung zur Selbstorganisation

Titel: Anleitung zur Selbstorganisation
Autoren: Fredmund Malik
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zum Wohle gereichen soll, führt in Wahrheit zum Gegenteil, zu ihrem Nachteil. Die wirklich kompetenten Spitzenmanager wissen, dass es so ist. Aber sie wissen auch, wie schwierig es im heutigen Zeitgeist ist, dies zu kommunizieren. Führungskräfte haben hier eine eminent wichtige Aufklärungsaufgabe 3 , wie ich im vierten Teil weiter ausführen werde.
    Je besser die Profitabilität des Unternehmens sein soll, umso weniger darf man sich an finanzwirtschaftlichen Größen, wie dem Shareholder-Value, orientieren. Gerade wer seine Finanz-Performance maximieren will, muss eine grundlegend andere Zweck- und Zielgröße ins Visier nehmen. Selbstverständlich brauchen Unternehmen Gewinne und nochmehr brauchen sie Liquidität. Daraus folgt aber gerade nicht, dass der Zweck des Unternehmens der Gewinn ist.
    Der richtige, nämlich für die Lenkung des Unternehmens entscheidungsrelevante Zweck ist diametral entgegengesetzt und stellt Corporate Governance auf eine andere Basis. Der Shareholder-Value-Approach hat drastischer und überzeugender denn je gezeigt, dass Unternehmen nicht nur ökonomische, sondern auch humane, politische und moralische Institutionen sind. Aber unabhängig davon, ob es auch soziale und andere Gründe gegen den Shareholder-Value gibt, kann man ganz innerhalb der Logik von Unternehmensführung und ökonomischem Denken bleiben, um zu einer richtigen Zwecksetzung zu kommen. Das ist mir wichtig für das Gewicht der Argumente, weil zu viele vorschnell mit außerökonomischen Überlegungen argumentieren, was naturgemäß die ökonomischen und finanzwirtschaftlichen Überzeugungen nicht zu beeindrucken vermag.
    Meine Lösung orientiert sich weder an den Befürwortern, noch an den Gegnern des Neoliberalismus, sondern fällt in eine andere Kategorie. Es gibt nämlich einen
dritten
Weg, der in der Corporate Governance-Diskussion übersehen wurde.
    Dabei ist dieser der naheliegendste und klarste Zweck, wenn man sich von Interessengruppen – egal welcher Art – löst, und das Problem aus Sicht der
Management-Funktion
durchdenkt, also aus der Perspektive von Navigation und Steuerung, aus Sicht des Unternehmens und seiner Lenkung. Nach meinem besten Kenntnisstand ist es bisher weder Befürwortern noch Gegnern der neoliberalen Denkweise gelungen, meinen Vorschlag mit
Argumenten
zu widerlegen.
    Der Zweck kann einfach und klar formuliert werden:

    Zweck des Unternehmens ist die Transformation von Ressourcen in Nutzen.

    Um wessen Nutzen muss es gehen? Man kann als erste Möglichkeit den Nutzen einzelner oder aller
Interessengruppen
postulieren. Jede der so denkbaren Lösungen wird das Unternehmen auf längere Sicht auf die eine oder andere Art schädigen und dessen Funktionsfähigkeit untergraben, systematisch und unvermeidlich. Außerdem wird es mitinnerer Zwangsläufigkeit dazu kommen, dass solche Zwecke schließlich überhaupt nicht erreicht werden können. Ein an Interessengruppen, Shareholder oder Stakeholder, orientierter Zweck macht sich selbst obsolet; er verunmöglicht seine eigene Erfüllung, weil Entscheidung und Handeln des Managements in die falsche Richtung programmiert und incentiviert werden.
    Gerade wenn man die Interessen dieser Gruppierungen im Auge hat, muss der Zweck gänzlich anders gesehen werden, nämlich vom
Nutzen für Kunden
her.
    Der Zweck des Unternehmens kann somit praktisch klar und einfach formuliert werden, und lautet dann:

    Zweck des Unternehmens ist es, zufriedene Kunden zu schaffen.

    Abbildung 1 zeigt den einfachen und klaren Zusammenhang. Niemand ist gezwungen, diesen Vorschlag zu akzeptieren, weil wir hier im Innersten des normativen Managements sind, also bei den echten Wert-Entscheidungen. Werte dieser Art sollen aber nicht, wie schon im ersten Teil dargelegt, die Entscheidung vorwegnehmen, sondern sie sollen sich aus den Konsequenzen der Entscheidung ergeben. Nur die Entscheidung für den Kundennutzen hat zur Konsequenz, dass das Unternehmen
richtig
geführt wird, weil nur der Kunde Rechnungen bezahlt, und dies wiederum hat zur Folge, dass allen Interessen bestmöglich gedient ist. Keine andere Zwecksetzung kann das erreichen. Es ist logisch ausgeschlossen, eine richtige Strategie zu finden, wenn sie nicht explizit auf die Lösung von Kundenproblemen und die Nutzenstiftung für den Kunden gerichtet ist. Nicht eine einzige strategisch relevante Frage kann ohne Orientierung am Kundennutzen rational beantwortet werden.

    [Bild vergrößern]
    Abbildung 1: Unternehmenszweck als
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