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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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entwickeln? Das Beste von allem ist: ihre Verdorbenheit, das totale Nichtvorhandensein jeglicher sittlicher und moralischer Normen. Eine Hure durch und durch. Falls ich einmal ihre Biografie schreiben sollte, wüsste ich nicht, wie, denn alle werden denken, es sei ein Hardcore-Porno. Niemand würde glauben, dass es sich um die wahre Geschichte einer zärtlichen Frau handelt, die meinen Hals umschlingt und mich mit ihrem Apfel verführt. Und mich packt und hypnotisiert, bis am Ende über unseren Köpfen Cherubim samt Flammenschwertern erscheinen und uns aus dem Paradies vertreiben.

5
    Als wir uns erholt haben, stecke ich den Kopf zur Tür hinaus. Es nieselt jetzt. Der Wind ist böig. Das rote Schiffchen ist nicht zu sehen. Es ist ihm gelungen, mit heiler Haut davonzukommen mit Kurs aufs offene Meer. Der Himmel ist immer noch verhangen, fast schwarz. Das ist gut, mal was anderes nach all der Sonne. Unten auf der Straße ist ein Aufstand aus Sirenen, Feuerwehrleuten, Polizisten. Mit Barrikaden hat man den Verkehr gesperrt.
    »Gloria, da unten ist der Teufel los.«
    »Warum?«
    »Die Straße ist gesperrt, und überall sind Feuerwehrleute.«
    »Ich habe ein Donnern gehört.«
    »Was für ein Donnern?«
    »Keine Ahnung. Ein Donnern.«
    »Ein Donnern?«
    »Ja.«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Natürlich nicht, du hast lieber deinen Saft verschossen wie ein Blöder.«
    »Was für ein Donnern war das?«
    »Weiß ich nicht, verdammt noch mal, eben ein Donnern.«
    »Aha.«
    Ich ziehe mir Hosen und Latschen an und will so hinuntergehen, ohne Hemd. Ich stelle gern meine Tätowierung zur Schau. Nicht alle Tage kann man einen Fünfzigjährigen sehen, der sich so gut gehalten hat wie ich. Da beginnt Gloria mit ihrer Litanei. In den letzten Tagen hat sie mir ständig in den Ohren gelegen, ich solle sie schwängern.
    »Meine Nippel sind geschwollen, Schätzchen, sie tun mir weh … Mach mich zu deinem Weib. Ich will keinen anderen Kerl.«
    »Ach, verdammt, hör schon auf damit, Mädchen.«
    »Von wegen aufhören. Gar nichts werde ich. Wenn ich schwanger bin, dann von dir … Sieh her, sieh doch her!«
    »Ach, scheiße! Hundertmal habe ich dir schon gesagt, dass du eine Straßennutte bist, und wenn du schwanger werden solltest, würdest du nicht einmal wissen, wer der Vater ist.«
    »Doch, doch, ganz bestimmt. Ich bin weder blöde, noch lutsche ich am Daumen. Es ist von dir, Schätzchen. Von wem sollte es wohl sonst sein? Ich habe so viel im Haus zu tun, dass ich kaum auf die Straße komme.«
    »Wie schamlos du doch bist, Kindchen. Und was ist mit dem Fleischer?«
    »Welcher Fleischer?«
    »Der dicke Kerl, der dir die achtzig Pesos gegeben hat.«
    »Das ist Monate her.«
    »Das erste Mal war vor Monaten. Und seitdem?«
    »Hör schon auf, hör auf.«
    »Jeder hier im Viertel weiß, dass du alles vögelst, was sich irgendwie aufrichtet, also spiel mir jetzt nicht die Unschuld vor. Find lieber heraus, wer, zum Teufel, der Vater ist.«
    »Ach, Süßer …«
    »Nichts hier, von wegen Süßer. Und ich sag’s dir noch mal: Steck dir so viele Schwänze rein, wie du willst, aber mit Präservativ. Der Einzige, der ihn dir nackten Fleisches reinstecken darf, bin ich. Ist das klar?«
    »Ja, Schätzchen, ganz, wie du willst. Ich habe immer Präservative bei mir in der Handtasche.«
    »Ich gehe dann.«
    »Du bist sehr schlau, du hast unser Gespräch in eine völlig andere Richtung gelenkt.«
    »Willst du mich mit dem Stuss weiter nerven?«
    »Nein, nein, was ich sagen will, ist, dass du dir keine Sorgen machen sollst. Wenn ich schwanger bin, dann weiß ich, von wem. Wenn es nicht von dir ist, werde ich das bald wissen und es dir nicht unterjubeln, ich muss niemanden betrügen. Wenn es aber von dir ist, ist es deins! Und dann musst du dafür geradestehen, Schätzchen, musst die Verantwortung tragen, denn alleine werde ich es nicht aufziehen, dass du es nur weißt!«
    »Gloria, Himmel noch mal. Ich habe drei Kinder, die meinen Namen tragen, und noch einen Balg in Guantánamo, den man mir auch unterschieben will. Wie lange soll das so gehen? Mach mir nicht noch mehr Scherereien, Schätzchen. Lass es dir wegmachen, und Schluss. Und dass dir eins klar ist: Es ist nicht von mir!«
    »Ach, bist du jetzt abgestoßen? Jetzt, nachdem du das ganze süße Fruchtfleisch in dich reingestopft hast?«
    »Und das werde ich auch weiterhin, aber … ach, Schluss jetzt. Das ganze Gespräch ist völlig sinnlos.«
    »Für dich vielleicht. Für mich nicht. Ganz und
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