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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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behaarte, feuchte, riechende Möse. Das will ich eigentlich sagen. Ich steckte den Finger rein, stocherte ein bisschen, machte mir die Hand nass, drückte ihr die Klitoris. Sie seufzte. Ich roch an meiner Hand. Sehr guter Geruch. Sanft und duftend. Überhaupt nicht schmutzig. Eine Versuchung für die Zunge. Ich senkte die Hand erneut, steckte den Finger wieder rein; Sie seufzte tiefer, während sie mir schon durch die Hose hindurch den Schwanz drückte, sehr aufgewühlt, und ich hatte eine Wahnsinnserektion. Sie drückte mich, massierte mich und stieß weiter diese Laute aus wie ein Schwein: »Oink, oink.« Aber für mehr war keine Zeit. Der Aufzug ratterte nach oben, erbebte plötzlich, hielt, dann öffnete sich geräuschvoll das Gitter. Im siebten Stock stieg ich aus, ohne mich zu verabschieden. Sie fuhr wieder hinunter. Sie wohnt im Dritten. Ich stieg noch einen Treppenabsatz hinauf zu meinem Zimmer auf dem Dach. Flüchtig ging mir durch den Kopf, die Blöde könnte Syphilis oder Aids oder Tuberkulose haben. Verdammt! Warum kann ich es bloß nie lassen? Ich wollte mir die Hände waschen, aber es gab kein Wasser, und ich hatte keine Lust, wieder runter auf die Straße und bis zur Ecke zu gehen, auf der Suche nach einem Eimer. Wenigstens hatte ich sie nicht geküsst.
    Sollte ich mir Kaffee kochen? Aber nein. Ich war groggy, ließ mich aufs Bett fallen, um auszuruhen. Ich gelangte zu einigen riesigen, dunklen Schiffen, auf denen Leute Stahlplanken verschweißten, unter all diesem Funkensprühen und den Lichtern des galvanischen Bogens. Vielleicht waren es Werften. Das war einer meiner ersten Jobs gewesen, als ich siebzehn war. Schweißergehilfe in einigen Schiffsreparaturwerften. Ich hatte ununterbrochen Schicht von Mitternacht bis acht Uhr morgens. Es dauerte kaum ein Jahr, erschöpfte aber wie zwanzig. Ich will mich gar nicht mehr daran erinnern, denn ich fühlte mich wie ein Sklavenarsch. Die verdammten Werften und die riesigen Schiffsrümpfe und die Schweißarbeiten erscheinen mir immer wieder in Angstträumen. In einer Ecke saß eine gerade niedergekommene Affenmutter, die viele kleine Äffchen an ihrer Brust säugte. Das Affenmännchen kam näher an sie heran, aber sie wies ihn ab und machte konzentriert weiter, erzeugte Milch für ihre Jungen und wollte von daher nichts von dem Typen wissen. Ich streichelte das Affenmännchen, und es kam näher heran. Ich streichelte es weiter, packte sein Geschlecht. Es war aufgerichtet. Ich masturbierte es ein bisschen. Der Affe verharrte ganz still, eng an mich gepresst. Er genoss es, dass man ihm einen runterholte. Dann kam er. Er verspritzte viel Samen und machte mir die Hand nass. Viel Samen. Dann verharrten wir noch ein Weilchen gemeinsam, um uns zu spüren. Und das war’s. Ich weiß nicht, was danach geschah. Ich nehme an, ich schlief noch ein bisschen weiter und wachte schließlich auf.

4
    Drei Tage später rief mich Agneta wieder an. Sie hatte bereits den Einladungsbrief abgeschickt. Um reisen zu können, muss ich von einem Institut eingeladen werden, das alles bezahlt, die behördlichen Ausreisegenehmigungen, Visa, Krankenversicherung, Leute, die für mich gesetzlich verantwortlich sind und dafür einstehen, dass ich mich nicht als Emigrant herumtreibe. Alles sehr strikt, alles unter Kontrolle.
    Agneta entfaltet die ihr angeborene Effizienz. Zunächst unterrichtet sie mich über die notwendigen Schritte, dann entspannt sie sich. Am Wochenende war sie mit einer Freundin ausreiten. Ich sage ihr, sie müsse sich mehr vergnügen. Sie widmet ihre ganze Zeit der Arbeit. Am Vortag war mit der Post ein Umschlag gekommen, den sie vor vielen Wochen abgeschickt hatte. Darin war eine Zeitung vom 28. Januar. »Sverige har blivit kallt.« In Karesuando sank die Temperatur auf minus 49 Grad Celsius. In Stockholm auf minus 14. Die Schneehöhe schwankte zwischen 51 und 94 Zentimetern. Glücklicherweise bin ich nicht dort. Wir sprechen vom Wetter hier. Viel Sonne, blaues Meer, 24 Grad. Ich vermeide das Unangenehme. Es ist besser, über Pferde zu sprechen, über Radfahren, meinen Englischunterricht, Malerei. Wir reden wenig. Sie verharrt in Schweigen. Vielleicht hat sie wenig zu sagen.
    »Hast du das Buch schon durch?«
    »O nein. Ich kann nur an den Wochenenden lesen.«
    »Warum?«
    »Ich kann nicht schlafen, wenn ich es lese. Ich habe viele Fragen an dich, Pedro Juan. Sehr viele. Wenn ich von Montag bis Freitag lese, kann ich nicht arbeiten. Dein Buch wühlt mich zu sehr
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