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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Pförtner vorbeigehen, um auf der Straße nach einem Taxi Ausschau zu halten, als sie erschrak. Aus dem Eingang der Chirurgischen Klinik kamen zwei Männer heraus, die auf sie zugingen. Erst als sie bei ihr standen, sah sie, daß es Oberarzt Wagner und der Pfleger Buhmann war.
    »Sie wollen ausgehen, Fräulein Pellenz?« Dr. Theo Wagner trat auf sie zu und gab ihr die Hand. »Haben Sie keinen Dienst?«
    »Heute nicht, ich bin verabredet. Entschuldigen Sie mich, Herr Oberarzt!« Sie schaute ostentativ auf ihre Uhr.
    Über das Gesicht Oberarzt Wagners lief ein Zucken. »So -Sie sind verabredet! Wer ist denn der Glückliche?« Sein Blick umfaßte forschend ihre Gestalt.
    Einen Augenblick lang war Barbara geneigt, Oberarzt Wagner eine schnippische Antwort zu geben. Was ging es ihn an, mit wem sie sich verabredete! Ihr Privatleben dürfte Oberarzt Wagner in keiner Weise interessieren. Aber dann überlegte sie, daß es unklug wäre, sich mit ihm anzulegen. Schließlich mußte sie ihre Doktorarbeit an dieser Klinik machen. Und Oberarzt Dr. Wagner konnte ihr, wenn er wollte, die größten Hindernisse in den Weg legen.
    »Mit –«, sie zögerte einen Augenblick, »einer Freundin«, log sie dann.
    Sie merkte, daß Oberarzt Wagners Gesicht sich aufhellte. »Ich dachte schon, Sie wären mit einem Mann verabredet!« Seine Bemerkung sollte ironisch klingen, aber man merkte es ihm doch an, daß es ihm ernst war.
    »Ich hörte, Sie waren mit zur Beerdigung von Frau Schnell?« Siegfried Buhmann sprach jetzt zum erstenmal. »War es eine ergreifende Beerdigung? Ich wäre auch gern mitgekommen, aber der Dienst läßt einen ja nicht frei.«
    Barbara Pellenz betrachtete den dicken, schwarzhaarigen Pfleger von oben bis unten. Sie ärgerte sich über seine plumpe Zudringlichkeit, als die sie die Bemerkung auffaßte. »Ja, es war sehr eindrucksvoll. Sie können ja Oberarzt Dr. Bruckner danach fragen. Er war auch dabei. Auf Wiedersehen, Sie entschuldigen mich jetzt.« Bevor Oberarzt Wagner noch etwas sagen konnte, hatte sie sich umgedreht und war im Nebel verschwunden.
    »Sie ist sehr hübsch«, bemerkte Siegfried Buhmann, als er Oberarzt Wagner zum Ärztehaus begleitete. »Als Mann kann man sich in sie verlieben.«
    »Sie sagen es«, seufzte Theo Wagner. Er blieb stehen und schaute noch einmal zurück, als könne er durch den Nebel Barbara Pellenz noch einmal sehen. »Die Hüte, die sie trägt, sind einfach toll. Sie muß ein ganzes Arsenal davon haben.«
    »Das habe ich auch schon gemerkt.« Der Pfleger Buhmann blieb immer einen halben Schritt hinter Oberarzt Wagner. Als sie jetzt das Ärztehaus erreicht hatten, sprang er vor und wollte die Tür aufreißen, aber sie war verschlossen.
    »Hier kann man nicht so ohne weiteres rein«, bemerkte Dr. Wagner, als er seinen Schlüssel aus der Tasche zog und die Tür öffnete. »Mein Zimmer ist ganz hinten rechts«, erklärte er, als sie das Ärztehaus betraten.
    »Ich weiß, Herr Oberarzt.« Als der Oberarzt ihn erstaunt anschaute, fügte er hinzu: »Ich habe mich natürlich schon informiert.«
    Sie gingen den Flur entlang. Dr. Wagner blieb vor seinem Zimmer stehen, schloß auf und ließ den Pfleger eintreten. »Es macht Ihnen auch wirklich nichts aus, mir die Bücher in mein Arbeitszimmer zu schaffen?« Der Blick des Oberarztes ruhte auf Bücherstößen, die auf mehreren Stühlen verteilt waren. »Ich habe sie gestern von der Bibliothek bekommen. Man hat sie dort ausrangiert, aber es war mir zu schade, sie fortzuwerfen.«
    »Aber ich bitte Sie, Herr Oberarzt!« Die Blicke Siegfried Buhmanns gingen über die Bücherstapel. »Das macht mir gar nichts aus. Ich habe schon einen kleinen Schubkarren besorgt. Ich denke, daß es damit am besten gehen wird.«
    »Sie sind wirklich zu liebenswürdig.«
    »Dafür sind wir doch auf der Erde, um einander zu helfen.« Buhmanns Stimme nahm den geschwollenen Ton eines schlechten Kanzelredners an. »Sie wissen doch, daß ich immer bereit bin, anderen Menschen zu helfen. Das ist meine Aufgabe.«
    »Sie waren einmal Mönch, habe ich gehört?« Neugierig schaute Dr. Wagner den Pfleger an. »Ich kann Sie mir gar nicht in einer Mönchskutte vorstellen.«
    »Es kommt nicht darauf an, wie man gekleidet ist. Das Innere eines Menschen ist maßgebend.«
    »Und warum sind Sie aus dem Kloster ausgetreten?«
    Wagner schaute zu, wie der Pfleger die Bücher zusammen stellte, sie von den Stühlen nahm und auf dem Boden schichtete.
    Siegfried Buhmann richtete sich auf und fuhr mit
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