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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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ist …«
    »Wie meinen Sie das?« Durch Barbaras Stimme klang verhaltener Ärger. »Einmal kann ich ausgehen, mit wem ich will; zum anderen –«, ihre Stimme nahm einen ruhigeren Ton an, »tut mir der arme Kerl einfach leid. Er braucht jemand, mit dem er sich aussprechen kann. Schließlich hat er seine Mutter verloren.«
    »Und gibt Oberarzt Bruckner die Schuld an ihrem Tod!« Johann Heidmanns Stimme klang ärgerlich.
    »Auch das ist verständlich. Wie kann ein Laie wissen, mit welchen Schwierigkeiten man während und nach einer Operation zu kämpfen hat. Er muß doch annehmen, daß ein Todesfall, der nach einem operativen Eingriff auftritt, durch den Arzt verursacht worden ist, der die Operation durchgeführt hat.«
    »Und nun wollen Sie versuchen, Herrn Schnell vom Gegenteil zu überzeugen, wie?« Dr. Phisto schaute Barbara Pellenz fragend an. Man wußte nicht, ob man seine Worte ironisch deuten sollte, oder ob er sie wirklich ernst gemeint hatte.
    »Vielleicht – aber nun entschuldigen Sie mich!« Resolut ergriff Barbara Pellenz die Klinke der Tür, drückte sie herunter, wandte sich noch einmal um und rief: »Bis morgen früh!«
    Damit verließ sie das Ärztehaus.
    »Bei der Operation des Kolon-Karzinoms!« rief ihr Dr. Heidmann nach.
    »Sie sah ja wieder mal bezaubernd aus.« Dr. Phisto nahm seine Brille ab, putzte sie, und trat einen Schritt zur Seite, um durch das Fenster schauen zu können, das zum Garten hinausging. »Daß sie sich ausgerechnet mit Peter Schnell verabredet, finde ich allerdings auch merkwürdig.«
    »Wieso?« Dr. Bruckner war zu Dr. Phisto getreten und schaute ebenfalls hinter Barbara her, die im Nebel verschwand. »Ich finde es sehr menschlich von ihr, daß sie sich des armen Sohnes annimmt.«
    »Der mit Erde nach Ihnen geworfen hat!« warf Heidmann ein. Seine Stimme klang ärgerlich. »Und der jetzt wahrscheinlich in irgendeiner Gazette über Sie herfallen wird.«
    »Man sollte nicht über Dinge diskutieren, die möglicherweise auftreten. Wenn es soweit ist, werde ich mich zur Wehr setzen. Vorläufig aber wollen wir die gestrige Angelegenheit vergessen. Mein Regenmantel hat ja keinen Schaden davongetragen. Wenn Sie Lust haben –«, Thomas Bruckner schaute auf seine Uhr, »dann kommen Sie doch mit in mein Zimmer. Ich habe eine Flasche Chablis kalt gestellt.«
    »Sie wollen wohl etwas gegen einen drohenden Herzinfarkt tun, wie?« Dr. Phisto grinste. »Nach neuesten Erkenntnissen beugen geringe Mengen von Alkohol ja einem Herzinfarkt vor …«
    »Vorausgesetzt, daß Männer nicht mehr als sechzig Gramm, und Frauen nicht mehr als zwanzig Gramm pro Tag trinken. Sonst bekommen Sie eine Leberzirrhose.«
    »Da sind wir Männer wieder einmal bevorzugt!« Dr. Phisto nickte. »Ich komme gern. Ich weiß ja, daß Sie immer die besten Lagen Wein haben. Neulich war ich mal bei Oberarzt Wagner eingeladen –«, Dr. Phisto verdrehte die Augen, »der hatte einen billigen Rotwein auf den Tisch gestellt, den er irgendwo als Sonderangebot in einem Supermarkt gekauft hatte. Das Zeug schmeckte so abscheulich, daß es mir jetzt noch leid tut, die Einladung angenommen zu haben.« Er folgte Dr. Bruckner und Dr. Heidmann, die den Gang entlanggingen. »Wann darf ich zu Ihnen kommen?«
    »In einer halben Stunde. Wir wollen uns doch vorher noch den Klinikschmutz abwaschen und uns in Zivilisten verwandeln. Bis nachher!«
    Barbara Pellenz schritt den Gartenweg entlang. Sie mußte sich beeilen, wenn sie rechtzeitig zu der Verabredung mit Peter Schnell kommen wollte. Sie hatte seine Einladung nur widerstrebend angenommen. Eigentlich hatte sie arbeiten wollen. Sie mußte sich mit ihrer Doktorarbeit befassen, die bald beendet sein mußte, aber dann hatte sie gemerkt, daß sie ihn gerade heute Abend nicht im Stich lassen durfte.
    Außerdem mochte sie ihn wirklich gern. Er hatte etwas von einem großen Jungen an sich, dem man nichts übelnehmen kann. Sie hatte ihn kennengelernt, als seine Mutter auf Station lag und operiert worden war. Da war sie einmal mit ihm ausgegangen und war begeistert von seinem fröhlichen Wesen. Er lachte gern. Sein Lachen war das eines fröhlichen Menschen. Es hatte etwas Befreiendes an sich, das andere ansteckte und die Mitmenschen fröhlich machte. Erst als seine Mutter starb, war er plötzlich zu einem Misanthrop geworden, zu einem Menschenfeind, der seinen ganzen Haß auf Oberarzt Dr. Bruckner richtete, weil er ihn für den Tod seiner Mutter verantwortlich machte.
    Sie wollte gerade am
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