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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Man darf daraus nicht gleich ein Drama konstruieren.« Er setzte sich auf die Schreibtischplatte und schaute zu der Tür hin, durch die Barbara Pellenz das Dienstzimmer verlassen hatte.
    Johann Heidmann fuhr fort: »Aber sie ist doch verdammt hübsch. Ich bin froh, daß wir endlich einmal eine Kollegin an unserer Klinik haben, die nicht dem üblichen Bild einer Medizinstudentin entspricht. Ich glaube«, wandte er sich schmunzelnd an Dr. Bruckner und blickte dann Dr. Phisto an, »daß wir alle ein wenig in sie verliebt sind.«
    Als Dr. Phisto eine abwehrende Handbewegung machte, legte Heidmann ihm die Hand auf die Schulter. »Sie können es ruhig zugeben. Ich bin es auch. Mit ihren schwarzen Haaren, ihren schwarzbraunen Augen hat sie schon etwas an sich, das einem Mann das Herz im Leibe umdrehen kann.«

2
    Der Nebel hatte sich gegen Abend so stark verdichtet, daß man von der Chirurgischen Klinik aus kaum das Verwaltungsgebäude sehen konnte. Der Rundfunk berichtete von Massen-Karambolagen und ermahnte die Autofahrer, vorsichtig zu fahren. Dr. Bruckner und Dr. Heidmann verließen die Chirurgische Klinik.
    »Ich glaube, wir bleiben heute am besten zu Hause«, meinte Johann Heidmann, als er mit Thomas Bruckner durch den Garten ging. »Mit dem Auto würde ich heute sowieso nicht fahren. Bei dem Wetter ist es in den eigenen vier Wänden immer noch am gemütlichsten!«
    Sie hatten das Ärztehaus erreicht, das plötzlich vor ihnen wie eine ungeheure Mauer auftauchte. Der Nebel verwischte alle Konturen.
    Dr. Bruckner nahm den Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. Der lange Flur war hell erleuchtet. Die alte Beschließerin des Hauses, Fräulein Schwertlein, kam aus ihrer halb geöffneten Tür heraus. »Das ist ein Wetter, was?« begrüßte sie die beiden Ärzte. »Hoffentlich bringt Ihnen das nicht Kundschaft!«
    »Wir haben heute keinen Aufnahmedienst. Da bleiben wir vielleicht ein bißchen verschont. Guten Abend!« Dr. Bruckner nickte Barbara Pellenz zu, die über den Flur kam. »Gehen Sie aus?«
    »Das ist bei dem Nebel aber ziemlich gefährlich«, mahnte Frau Schwertlein. Sie betrachtete die junge Frau mit mißbilligenden Blicken, wie Dr. Heidmann feststellte. »Sie haben ja schon wieder einen neuen Hut auf!«
    Barbara Pellenz faßte mit beiden Händen an die Krempe des schwarzen Filzhutes und lächelte. »Ja, Hüte sind nun mal mein Hobby. Gefällt er Ihnen?«
    In der Frage lag etwas Provozierendes, dem die alte Beschließerin nicht gewachsen war. Sie wußte nicht, was sie antworten sollte, und warf einen unentschlossenen Blick auf Dr. Bruckner. »Ja –«, antwortete sie gedehnt.
    »Ihnen würde er aber sicherlich nicht stehen«, erklang eine Stimme von der Tür her. Dr. Phisto hatte das Ärztehaus betreten. Er stellte sich breitbeinig vor Barbara Pellenz auf, drückte seine Brille gegen die Augen, um besser sehen zu können, und pfiff durch die Zähne. »Mir gefällt der Hut ausgezeichnet! Schade, daß ich keine Frau bin. Ich würde mir auch sofort einen solchen Hut kaufen.«
    »Geschmackssache!« Marthe Schwertlein kehrte um und ging in ihr Zimmer. Mit einem hörbaren Knall schloß sie die Tür.
    »Es kommt sehr selten vor«, kommentierte Dr. Phisto, der grinsend die geschlossene Tür anschaute, »daß Fräulein Schwertlein ihre Tür vollkommen schließt. Sonst läßt sie doch immer einen Spaltbreit auf, damit ihr nichts entgeht, was sich auf dem Flur abspielt. Seien Sie vorsichtig!« Er hob mahnend seinen Finger hoch und blinzelte Barbara Pellenz aus seinen kurzsichtigen Augen an. »Fräulein Schwertlein ist nun mal das Gewissen des Ärztehauses. Und das schlägt ganz gewaltig. – Sie gehen aus?«
    »Ja – das sehen Sie doch.« Barbara Pellenz blickte auf ihre Uhr.
    »Ich hoffe, daß Sie das nächste Mal mit mir ausgehen werden. Ich habe –«, er wandte sich an Dr. Bruckner, »die verehrte Kollegin schon so oft eingeladen, aber sie zeigt mir jedes Mal die kalte Schulter. Ich möchte zu gern wissen, wer der Auserwählte ist, mit dem Sie heute ein Rendezvous haben.«
    Die Medizinstudentin hatte bereits die Klinke der Tür ergriffen, um das Ärztehaus zu verlassen. Sie ließ noch einmal los und schaute Dr. Phisto von oben bis unten an. »Ich bin mit Peter Schnell verabredet, wenn Sie es genau wissen wollen!«
    »Mit dem Sohn der Dame, die wir heute beerdigt haben?« Dr. Heidmann war einen Schritt vorgetreten und schaute bedeutungsvoll Dr. Bruckner an. »Ich weiß nicht, ob das richtig
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