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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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sie als stellvertretende Stationsärztin das ja wohl ins Protokoll aufnehmen.« Er klopfte seine inzwischen erkaltete Pfeife im Aschenbecher aus. »Vergessen wir diesen Fall und sorgen wir dafür, daß in Zukunft alles anders wird.«
    »Aber wie soll es anders werden?« Kopfschüttelnd schaute Dr. Phisto Dr. Bruckner an. »Sie trifft keine Schuld und mich trifft keine Schuld. Was soll man machen?«
    »Ich weiß es nicht!« Achselzuckend erhob sich Thomas Bruckner.
    Die Tür öffnete sich. Barbara Pellenz trat ein. Überrascht betrachtete sie die kleine Versammlung. Einen Augenblick lang sah es aus, als ob sie wieder hinausgehen wollte, aber Dr. Bruckner ging auf sie zu. »Sie waren auch auf der Beerdigung. Es hat doch den Sohn Frau Schnells außerordentlich mitgenommen, nicht wahr?«
    »Ja. Er leidet sehr, aber man kann es ihm auch nicht verdenken. Schließlich hing er an seiner Mutter. Er hat jetzt niemand mehr, der sich um ihn kümmert.«
    »Und da haben Sie jetzt die Mutterrolle übernommen?« fragte der Anästhesist.
    »Jemand muß sich um ihn kümmern. Sonst geht der arme Junge vor die Hunde.« Sie warf ihren Kopf zurück und schaute fragend Dr. Bruckner an. »Brauchen Sie mich hier?«
    »Nicht im Augenblick. Ich habe Sie für morgen früh zur Operation eingeteilt.«
    »In letzter Zeit haben Sie ja jede Möglichkeit gehabt, Fälle für Ihre Doktorarbeit zu sammeln!« Dr. Phisto war an Barbara Pellenz herangetreten und schaute sie durch seine scharfen Brillengläser prüfend an.
    »Wie meinen Sie das?« Sie blickte ein wenig irritiert den rothaarigen Anästhesisten, der für seine spitze Zunge bekannt war, an.
    »Sie arbeiten doch über Euthanasie.«
    »Ja – aber was hat das mit unseren Fällen zu tun?« Die Stimme klang scharf. Man merkte es ihr an, daß sie versuchte, sich gegen Dr. Phistos unerklärlichen Angriff zur Wehr zu setzen.
    »Ich meine nur so.« Dr. Phisto trat hinter den Schreibtisch, nahm die Krankengeschichte noch einmal auf, hob sie hoch und hielt sie so, daß Barbara Pellenz die Eintragung sehen konnte. Er deutete auf eine Zeile. »Haben Sie das geschrieben?«
    Barbara Pellenz warf einen Blick auf die Eintragung. Dann nickte sie. »Ja, das ist meine Handschrift.«
    »Und wer hat Sie gebeten, diese Eintragung vorzunehmen?«
    Dr. Pellenz kniff die Augen zusammen. »Wer mich veranlaßt hat, diese Notiz …« Ihre Finger glitten über die folgenden Zeilen. »Sie sollten die Krankengeschichte gründlich lesen. Da habe ich es geschrieben. Herr Schnell bat mich, seine Mutter vor einer Sektion zu bewahren. Ich habe nur das notiert, worum ich gebeten wurde.« Sie wandte sich an Dr. Bruckner. »Das dürfte doch üblich sein, nicht wahr, Herr Oberarzt?«
    »Selbstverständlich ist das üblich. Ich weiß nicht, worauf Kollege Phisto hinaus will.«
    Dieser nahm die Krankengeschichte aus ihrer Hand und klappte sie zusammen. »Es war nur eine Frage. Es ging um –«, ein Lächeln spielte um seinen Mund, »die Handschrift. Wir waren uns nicht klar, wer das geschrieben hat – Sie oder der Pfleger Buhmann.«
    »Und was tut das zur Sache?« Barbara Pellenz' Stimme klang noch schärfer. »Wollen Sie mich etwa in Verbindung mit dem Tod von Frau Schnell bringen?« Als Dr. Phisto nicht sofort antwortete, fügte sie hinzu: »Es hat ja fast den Anschein! Ihre Bemerkung über meine Doktorarbeit, die sich ja nun wirklich mit Euthanasie befaßt, dann Ihre Bemerkung über meine Eintragung …«
    Dr. Bruckner legte ihr begütigend die Hand auf die Schulter. »Sie müssen entschuldigen, daß wir hier alle etwas aufgeregt sind. Vielleicht können Sie verstehen, daß uns die Todesfälle der letzten Zeit nervös machen mußten …«
    Es sah aus, als ob die Studentin etwas antworten wollte. Sie stand einen Augenblick da, zuckte dann aber nur mit den Schultern, wandte sich um und verließ das Dienstzimmer.
    »Sie benehmen sich manchmal wie der berühmte Elefant im Porzellanladen!« Dr. Bruckner kehrte zum Schreibtisch zurück und ließ sich in den Sessel fallen. Kopfschüttelnd schaute er Dr. Phisto an. »Nur daß Elefanten so vorsichtig sind, daß sie kein Porzellan zerbrechen würden.«
    »Sie wollen doch nicht etwa andeuten, daß Sie glauben, Frau Pellenz habe irgend etwas mit dem Tod der drei alten Patientinnen zu tun!« Dr. Heidmanns Stimme klang skeptisch.
    »Das glaube ich auf keinen Fall. Es ist«, meinte der Anästhesist, »nichts weiter als einer jener Zufälle, wie sie in Krankenhäusern schon einmal vorkommen.
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