Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition)
Autoren: Matthias Sachau
Vom Netzwerk:
zwar ein bisschen, aber ich bin schließlich auch nicht immer perfekt.
    Ich will jetzt einfach nur noch ein paar Takte mit dem Vermutlich-Barmann-Kerl reden. Im besten Fall habe ich einen interessanten neuen Bekannten und kriege ein paar Frei-Camparis bei der nächsten Party, weiter nichts. Ich schau einfach, ob er noch da sitzt. Nur eben noch kurz in den Spiegel gucken. Mist, ich hätte so gerne wieder die schicke Ponyfrisur von vor einem Jahr. Aber so was Aufwendiges kann ich mir gerade beim besten Willen nicht leisten. So wie ich mir dauernd die Haare aus dem Gesicht wedeln muss, hält der mich bestimmt für bescheuert. Wirkt ja wie bei einem Huhn, solche Kopfbewegungen. Aber kann ich jetzt auch nicht ändern. Und außerdem will ich ja auch gar nichts von ihm. Jetzt einfach nur schnell zurück an die Bar, sonst ist er weg.
    Stopp. Wenn dann nochmal das Handy bimmelt und ich wieder wegrennen muss? Dann wäre der Ofen endgültig aus. Und da dürfte ich mich auch wirklich nicht beklagen. Wenn ich jemanden kennenlerne, und der rennt zwei Mal mit seinem bimmelnden Handy raus, hallo? Okay, ich lasse es einfach drauf ankommen und schalte es aus. Wenn ich Pech habe, habe ich Pech. So. Und jetzt …
    »Hey, Lara! Was stehst du hier noch rum.«
    »Ich …«
    »Komm tanzen!«
    »Nein, ich will nicht!«
    »Ach komm, stell dich nicht so an. Alle tanzen. WOOOOHOOO !«
    K AI    Kann doch nicht sein. Ich lächele die ganze Zeit den Zettel an, auf dem sie angefangen hatte, die irischen Filmtitel aufzuschreiben. »Sie nannten mich Whiskey, Gras über« . Weiter ist sie nicht gekommen. Gras über … Schluss jetzt. Erstens will ich mich nicht verlieben, zweitens will sie bestimmt nichts von mir, drittens würden wir auch gar nicht zusammenpassen. Schon allein wenn man daran denkt, dass ich keine Ahnung von Cocktails habe, während sie gleich Pickel kriegt, wenn man Aperol statt Campari in ihren Was-weiß-ich-auch-immer kippt.
    Der Barmann ist inzwischen fertig und stellt den Pfusch-Freidrink vor ihren leeren Sitz. Ich schaue ihn aus Spaß noch einmal mit hochgezogener Augenbraue an, und er wird schon wieder etwas kleiner. Wenn er wüsste.
    Sieht ja ganz hübsch aus, dieses leuchtende Rot-Orange in dem Glas. Ich bekomme Lust, daran zu nippen. Soll ich? Haha, nein, ist doch klar, dass sie dann genau in diesem Moment wiederkommen würde. Aber wirklich, ich werde das mal ändern. Kann doch nicht sein, dass ich mich so dermaßen gar nicht mit diesen Geschüttelt-und-nicht-gerührt-Getränken auskenne. Muss mir mal ein Buch besorgen.
    Ach, schon wunderbar, den Zettel und das Rot-Orange-Glas zu haben. Sie wird auf jeden Fall wiederkommen. Nein, klar, ich werde mich nicht verlieben. Ich lasse mir von ihr nur den Abend retten. Sie wird mir von Filmen erzählen. Viel. Wenn Filmmenschen erst mal angefangen haben, gibt es kein Halten mehr. Sie wird reden, ich werde sie ansehen, sie wird wieder ihre Haare zurückwerfen, wenn sie ihr ins Gesicht wandern, ich werde ihr Fragen stellen, sie wird sich in Details verlieren, ich werde ihr bereitwillig in jeden Winkel folgen. Im Gegensatz zu Drinks interessieren mich Filme wirklich. Ich schaffe es nur nie ins Kino, weil ich immer zu lange im Büro bleibe.
    Wann kommt sie endlich wieder? Ich kann es kaum erwarten. Ha! Ich nippe jetzt einfach mal an ihrem Glas, damit sie kommt. Nach Murphys Gesetz müsste das funktionieren. Sie wird genau in dem Moment auftauchen und mich ertappen. Los gehts.
    Ich nehme das Glas in die Hand, führe es zum Mund, mhm, riecht gar nicht übel, und … Okay, muss man sich dran gewöhnen. Aber sie ist immer noch nicht zu sehen. Kann sie endlich mal dieses blöde Handygespräch kappen? Gras über  …, damit kann sie mich doch nicht einfach sitzen lassen.
    L ARA    Hoffentlich sieht er mich nicht auf der Tanzfläche. Alles, bloß das nicht. Zum Glück sind die Jungs um mich herum ziemlich groß. Und es ist mir völlig egal, was die anderen hier über meinen komischen Ententanz denken. Mein Kopf bleibt unten. Ende.
    K AI    Also, jetzt nur mal angenommen, ihr ist was passiert. Sie hat sich einen stillen Winkel gesucht, um dort zu telefonieren, und ist dort aus irgendeinem Grund bewusstlos zusammengebrochen. Könnte ja sein. Und jetzt findet sie keiner.
    Haha, wie armselig. Ich wünsche mir doch nur, dass es so ist. In Wirklichkeit ist sie nicht zurückgekommen, weil sie irgendwas an mir doof fand. Ist auch kein Wunder. Ein Typ, der alleine an der Bar sitzt und sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher