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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung
Autoren: D Koontz
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bremste er den dahinrollenden Pontiac ab.
    Penny und ich gingen zu seinem Wagen hinüber, und Harlo sagte: »Morgen, Odd. Na, wie fühlst du dich an diesem schönen Tag?«
    »Trostlos«, erwiderte ich. »Traurig. Verwirrt.«
    Besorgt legte Harlo die Stirn in Falten. »Was ist denn los? Kann ich was für dich tun?«
    »Es geht um etwas, was du bereits getan hast«, sagte ich.
    Ich ließ Pennys Hand los, beugte mich über die Beifahrertür in den Firebird, stellte den Motor ab und zog den Schlüssel aus der Zündung.
    Erschrocken grabschte Harlo nach dem Schlüssel, langte aber daneben. »He, Odd, mach bloß keinen Blödsinn, okay? Ich steh zeitlich ziemlich unter Druck!«
    Ich hörte Pennys Stimme nicht, aber mit der reichen und doch stillen Sprache der Seele musste sie zu mir gesprochen haben.
    Was ich zu Harlo Landerson sagte, war der Kern dessen, was mir das Mädchen enthüllt hatte: »Du hast ihr Blut in deiner Tasche.«

    Ein Unschuldiger wäre von dieser Behauptung verblüfft gewesen. Harlo jedoch starrte mich mit Augen an, deren plötzlich eulenhafter Ausdruck kein Zeichen von Weisheit, sondern von Furcht war.
    »In jener Nacht«, sagte ich, »hattest du drei kleine, viereckige Stückchen Filz dabei.«
    Eine Hand noch am Lenkrad, wandte Harlo den Blick von mir ab und schaute durch die Windschutzscheibe, als wollte er den Pontiac allein durch Willenskraft in Bewegung setzen.
    »Nachdem du das Mädchen missbraucht hast, hast du mit den Filzstückchen etwas von ihrem jungfräulichen Blut aufgefangen. «
    Harlo zitterte. Das Blut schoss ihm ins Gesicht, vielleicht vor Scham.
    Vor Qual war meine Stimme belegt. »Beim Trocknen ist der Filz steif und dunkel geworden, so spröde wie kleine Cracker.«
    Sein Zittern verstärkte sich zu heftigen Zuckungen.
    »Ein solches Stückchen trägst du immer bei dir.« Meine Stimme bebte vor Erregung. »Du schnupperst gern daran. Ach Gott, Harlo. Manchmal steckst du es zwischen die Zähne – und beißt darauf.«
    Er stieß die Fahrertür auf und floh.
    Ich bin kein Polizist. Ich bin kein Befürworter von Selbstjustiz. Ich bin nicht die Vergeltung in Menschengestalt. Eigentlich weiß ich nicht, was ich bin und warum.
    In Augenblicken wie diesem muss ich jedoch einfach handeln. Eine Art Raserei überkommt mich, und ich kann mich ebenso wenig von dem abwenden, was getan werden muss, wie ich diese gefallene Welt wieder in den Stand der Gnade zurückverwandeln kann.
    Als Harlo aus dem Pontiac sprang, blickte ich auf Penny Kallisto hinab und sah die Male an ihrem Hals, die nicht sichtbar
gewesen waren, als sie mir vorhin erschienen war. Die Tiefe der Wunde, die das würgende Tuch in ihr Fleisch geschnitten hatte, verriet die blinde Wut, mit der Penny erdrosselt worden war.
    Schmerzhaft ergriff mich tiefes Mitgefühl, und ich nahm die Verfolgung von Harlo Landerson auf, für den ich nicht die leiseste Spur Mitgefühl empfand.

2
    Über den Asphalt der Straße und den Beton des Gehsteigs, über den Rasen vor dem Haus auf der anderen Straßenseite, am Haus entlang, durch den hinteren Garten zu einem schmiedeeisernen Zaun und darüber, dann einen engen Durchgang entlang und eine Ziegelmauer hoch rannte und kletterte und warf sich Harlo Landerson.
    Ich fragte mich, wohin er wohl wollte. Er konnte weder vor mir noch vor der Gerechtigkeit davonlaufen und schon gar nicht vor dem, was er war.
    Hinter der Ziegelmauer lag ein Garten mit Swimmingpool. Scheckig von Morgenlicht und Baumschatten, schimmerte das Wasser in Blautönen von Saphir bis Türkis wie der Juwelenschatz von Seeräubern, die über ein inzwischen verschwundenes Meer gesegelt waren.
    Auf der anderen Seite des Pools stand hinter einer verglasten Schiebetür eine junge Frau im Schlafanzug, in der Hand einen Becher mit irgendeinem Gebräu, das ihr den Mut verlieh, dem Tag die Stirn zu bieten.
    Als Harlo die erschrockene Beobachterin erblickte, änderte er die Richtung und rannte auf sie zu. Vielleicht glaubte er, einen Schutzschild, eine Geisel zu brauchen. Auf einen Becher Kaffee war er jedenfalls nicht aus.
    Ich holte ihn ein, packte ihn am Hemd und riss ihn von den Beinen. Gemeinsam plumpsten wir ins tiefe Ende des Pools.
    Das Wasser, das einen ganzen Sommer Wüstenhitze gespeichert hatte, war nicht kalt. Tausende Luftbläschen wirbelten wie
ein glänzender Schauer Silbermünzen an meinen Augen vorbei und klingelten mir in den Ohren.
    Zappelnd berührten wir den Boden, und auf dem Weg hinauf trat und schlug Harlo um sich. Mit
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