Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
ein Roman ihres Lieblingsautors, auf der letzten Seite aufgeschlagen.
    Allen Anzeichen nach zu urteilen, haben Oma Sugars und Gott sich ziemlich gut verstanden.
    An jenem Dienstagmorgen, noch auf der dunklen Seite der Dämmerung, freute ich mich darüber, am Leben zu sein, knipste meine Nachttischlampe an und betrachtete den Raum, der mir als Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Esszimmer dient. Ich stehe nie auf, bevor ich weiß, ob jemand mich erwartet – und wer.
    Falls mir wohl oder übel gesinnte Besucher einen Teil der Nacht damit verbracht hatten, mich im Schlaf zu beobachten, dann waren sie nicht zu einem Frühstücksplausch geblieben. Manchmal kann nämlich schon der simple Weg vom Bett zum Bad dem neuen Tag jeglichen Charme rauben.
    Nur Elvis war da. Er trug seine Blumenkette um den Hals, lächelte und zeigte mit dem Finger auf mich wie mit einem gespannten Revolver
    Obwohl ich gern über der Doppelgarage wohne und mein Domizil gemütlich finde, wird keine Architekturzeitschrift je
wegen einer exklusiven Fotostrecke an mich herantreten. Sähe ein Trendscout meine Bleibe, dann würde er wahrscheinlich geringschätzig bemerken, schöner wohnen sehe anders aus.
    Die lebensgroße Pappfigur von Elvis, einst Teil eines Kino-Displays für Blaues Hawaii, befand sich noch am selben Ort. Gelegentlich versetzt sie sich im Lauf der Nacht anderswohin – oder sie wird versetzt.
    Unter der Dusche verwendete ich Seife und Shampoo mit Pfirsichduft, beides ein Geschenk von Stormy Llewellyn. Ihr echter Vorname lautet Bronwen, aber sie meint, das klinge nach einem Elben.
    Mein echter Vorname ist tatsächlich Odd.
    Laut meiner Mutter handelt es sich dabei um einen nicht korrigierten Irrtum auf meiner Geburtsurkunde. Manchmal sagt sie, sie habe mich Todd nennen wollen, manchmal, ich sollte nach einem tschechischen Onkel Dobb heißen.
    Mein Vater hingegen behauptet steif und fest, sie hätten mich immer schon Odd nennen wollen; allerdings sagt er mir nicht, weshalb. Er weist jedenfalls darauf hin, dass ich gar keinen tschechischen Onkel habe.
    Meine Mutter besteht energisch auf der Existenz des Onkels, weigert sich jedoch zu erklären, wieso ich weder ihn noch ihre Schwester Cymry, mit der er angeblich verheiratet ist, je kennen gelernt habe.
    Wenngleich mein Vater die Existenz von Cymry einräumt, beharrt er darauf, sie habe nie geheiratet. Er sagt, sie sei nicht ganz normal, aber was er damit meint, weiß ich nicht, mehr sagt er nämlich nicht dazu.
    Die Behauptung, ihre Schwester sei irgendwie nicht ganz normal, macht meine Mutter rasend. Sie nennt Cymry ein Geschenk Gottes, verhält sich bezüglich dieses Themas jedoch sonst recht unkommunikativ.

    Ich finde es leichter, mit dem Namen Odd zu leben, als ihn anzufechten. Als ich alt genug war, um zu erkennen, dass es sich um einen ungewöhnlichen Namen handelt, hatte ich mich schon daran gewöhnt.
    Stormy Llewellyn und ich sind mehr als Freunde. Wir glauben, seelenverwandt zu sein.
    Zum einen haben wir eine Karte aus einem Wahrsageautomaten auf dem Rummelplatz, auf der steht, es sei uns bestimmt, für immer zusammen zu sein.
    Zum anderen haben wir übereinstimmende Muttermale.
    Von den Karten und den Muttermalen einmal abgesehen, liebe ich Stormy innig. Ich würde für sie von einer hohen Klippe springen, wenn sie mich darum bäte. Natürlich müsste ich die Argumente für ihre Bitte begreifen können.
    Zu meinem Glück ist Stormy nicht die Sorte Mensch, die leichtfertig so etwas verlangen würde. Sie erwartet von anderen nichts, was sie nicht auch selbst tun würde. In tückischen Strömungen wird sie von einem moralischen Anker festgehalten, der so groß ist wie ein ganzes Schiff.
    Einmal hat sie einen ganzen Tag darüber nachgegrübelt, ob sie die fünfzig Cent behalten soll, die sie im Münzfach einer Telefonzelle gefunden hat. Schließlich schickte sie das Geld an die Telefongesellschaft.
    Um kurz auf die Klippe zurückzukommen: Ich will nicht sagen, dass ich Angst vor dem Tod hätte. Ich bin nur einfach noch nicht zu einem Stelldichein mit ihm bereit.
    Nach Pfirsich duftend, wie Stormy mich mag, ohne Angst vor dem Tod, aber mit einem Blaubeermuffin im Magen, verabschiedete ich mich von Elvis mit einer miserablen Imitation seiner Stimme und den Worten »Taking care of business« und machte mich auf den Weg zu meinem Job im Pico Mundo Grill.

    Obwohl die Dämmerung gerade erst eingesetzt hatte, war sie am östlichen Horizont bereits blitzartig zu einem harten, gelben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher