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Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition)
Autoren: Kerstin Mitterer
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Tage um 1713 waren eine schlimme Zeit. Naja, Russland hatte in der Weltgeschichte erst im zweiten Weltkrieg eine ziemlich wichtige Rolle, davor war es eher… im Hintergrund. Mein Leben war auch eines des unwichtigsten. Es passierte nicht viel. Das einzige, was ich mitbekam war, dass mein Vater auf einmal aus der Wohnung gezerrt wurde und nicht mehr zurück kam, dass meine älteren Brüder entweder ans andere Ende der Welt gingen, oder ebenfalls verschleppt wurden,… Ich hatte keine schönen Erinnerungen an dieses Haus. Ich hatte mir geschworen, niemals wieder an diesen Ort zurück zu kehren, aber jetzt hatte ich irgendwie das Gefühl, dass ich das möglichst schnell tun sollte. Ich wollte sehen, in welchem Zustand sich alles befand, wollte mich verabschieden und vielleicht schließlich ein Feuer Legen, das hoffentlich auch den alten Vampir im dritten Stock erwischte, wenn er immer noch in dem Haus lebte.
    Adam ging nicht. Er klopfte an die Tür. „Kann ich nicht bei dir bleiben? Wir sind nur noch zu zweit!“, bat er mich. Ich war schon wieder beim Schlafzimmer gewesen, drehte wieder um und riss die Tür auf.
    „Ich werde jetzt von der Tür weggehen und wenn du in fünf Minuten noch davor stehst komme ich zurück und zieh dir die Haut ab“, warnte ich ihn. Wenige Sekunden später hörte ich draußen auf dem Flur, dass sich Schritte entfernten… Na gottseidank. Ich wusste nicht, ob ich ihm wirklich die Haut runter gerissen hätte… ich hätte sicher angefangen um ihn einzuschüchtern, aber ich hätte es vielleicht nicht beendet.
    Als sich kaum eine halbe Stunde später Schritte nähern drehte sich mir der Magen um. Mir wurde so übel, dass ich einen Moment überlegte, aus dem Fenster zu springen und Hals über Kopf zu fliehen. Die Tür wurde aufgerissen, das war ebenfalls kein gutes Zeichen.
    „Hallo?“, als ich Daniels Stimme hörte stand ich auf. Er schaute mich verwirrt an. „Wieso versteckst du dich denn?“
    „Wo warst du?“, fragte ich ihn streng. Ich ignorierte seine Frage bewusst, weil ich ihm das noch nicht sofort erzählen wollte. Naja, ich wollte es ihm schon gleich erzählen, aber von Anfang an.
    „Mittagessen“, antwortete er kurz.
    „Und das hättest du mir nicht sagen können?“
    „Ich war wütend… Du kannst froh sein, dass ich es noch ziemlich an den Rand der Stadt geschafft habe, ehe ich jemanden gepackt und in eine Seitengasse gezogen habe“, erklärte er und machte die Tür zu. Sie ließ sich in einem lauten Geräusch schließen. „Kann es sein, dass du mal wieder leichte Aggressionen hattest?“, fragte er grinsend und musterte die Tür genauer. Bei genauerer Betrachtung ließen sich die Abdrücke meiner Fingernägel erkennen. Ich hatte eigentlich keine langen Fingernägel, aber ich hatte sie ziemlich tief in das Holz gekrallt.
    „Kommt vor…“
    „Was ist passiert?“, fragte er jetzt.
    „Du weißt, was passiert ist“
    „Ich meine, was hat er dir gesagt? Hat er etwas angestellt?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Er wollte mir nur mitteilen, dass er und ich jetzt der letzte Rest der Familie sind…“
    Daniel ging zu mir und umarmte mich. Ich verstand nicht, dass er das tat, ich war nicht traurig. Der Verlust meiner Mutter war mir egal. Ich hatte sie noch nie leiden können. Sie hatte mich oft weggesperrt, wenn sie einen ihrer „potentiellen neuen Väter“ bei sich hatte. Bei einem davon kam dann Thalia heraus.
    Dieses Kind hatte ich auch nie leiden können. Sie hatte viel zu viel geschrien und war mir ununterbrochen grundlos auf die Nerven gegangen.
    Der Tag an dem ich theoretisch volljährig war, war der Tag, an dem ich meine bereits Monate vorher gepackten Sachen schnappte und diesen Ort verließ. Ich sagte zu niemandem etwas. Ich war einfach nur weg.
    Seitdem war ich erst einmal wieder dort, als vor einiger Zeit Adam auf einmal verschwunden war – aber es stellte sich heraus, dass er  mit seinem besten Freund einen ziemlich langen Raubzug geplant hatte, der sich verzögerte.
    „Hör auf“, bat ich ihn. Daniel ließ mich wieder los.
    „Und wieso hast du dich versteckt?“, fragte er erneut.
    Ich atmete tief ein und dann wieder aus, ehe ich antwortete. „Er ist sofort geflohen, als das Haus gestürmt wurde, vielleicht haben sie seine Fährte aufgenommen und diese Fährte führt auf direktem Wege hierher“
    „Dieser Idiot, ich  hätte ihn gleich zerfetzen sollen, als er mir vorhin begegnete…“, murmelte er.
    Ich musste grinsen, hatte meine
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