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Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition)
Autoren: Kerstin Mitterer
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in deiner Gegenwart“
    „Wie du meinst“, flüsterte ich. Ich hasste es, wenn er mich anlog. Er wusste das ganz genau, aber er tat es trotzdem hin und wieder.
    „Ja, das meine ich!“, er grinste mich an.
„Idiot“, beschimpfte ich ihn lachend.
    „Halt den Mund und küss mich“, sagte er . Es war eine Mischung aus gespieltem Ernst, – schlecht gespieltem Ernst – Lust und Amüsement.
    „Zwing mich dazu“, forderte ich ihn auf. Das ließ er sich nicht zweimal sagen, drückte meine Arme nach unten und küsste mich. Aber er vergaß – naja, er vergaß es nicht, er missachtete es – dass ich stärker war.
    Einen Augenblick später hatte ich mich aus seinem Griff befreit und drückte ihn nach unten.
    Ich streckte ihm die Zunge raus und grinste. „Netter Versuch“
    „Irgendwann schaffe ich das, keine Sorge!“, meinte er.
    „Träum weiter“, lachte ich.
    Er grinste, schüttelte den Kopf, und versuchte, mich von sich runter zu werfen. Aber er schaffte es nicht. Ich küsste ihn.
    Dieser Moment war nur einer von vielen. Ich erlebte diese Momente ständig und würde nicht genug davon bekommen. Wir verhielten uns wie kleine Kinder.
 
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Ich reagierte sofort, indem ich mich neben Daniel legte und uns beide zudeckte.
    „Was willst du Ratte schon wieder?“, hörte ich ihn schon sagen. Ich wusste, wer da herein geplatzt war, allein aufgrund der Art, wie er das gerade gesagt hatte.
    Mein Bruder Adam besuchte uns mal wieder. Er sagte nichts, stand einfach nur im Türrahmen und schaute uns an.
    „Verschwinde!“, rief ich.
    „Willst du nicht einmal wissen, wieso ich gekommen bin?“, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Er kam immer nur dann, wenn er etwas von mir wollte. Vor Jahren, bevor ich hierher gezogen war, hatte er mir gesagt, dass ich bloß nie wieder mit ihm reden sollte. Aber sobald ich mit Daniel zusammen war hatte er mir verziehen, dass ich die „Familie“ in Russland verlassen hatte. Jetzt kam er immer wieder, weil er Geld wollte.
    „Du kommst immer aus demselben Grund“, antwortete ich kalt. Ich tastete nach Unterwäsche und Kleidung und zog mich unter der D ecke an. Daniel beobachtete mich genau, obwohl er es hasste, wenn ich mich wieder anzog, aber er wusste, dass ich nicht nackt aufstehen und meinen dämlichen Bruder raus werfen würde.
    „Dieses Mal nicht. Es ist nämlich etwas passiert!“, erklärte er. „Und es ist extrem wichtig, dass du mir zuhörst, nur dieses eine Mal“
    Ich hatte es schon so oft bereut, ihm zugehört zu haben, aber ich tat es immer wieder. 
    „Fang an, zu reden, du gibst doch sowieso keine Ruhe“, rief Daniel jetzt wütend und fing ebenfalls an, sich anzuziehen. Während ich meinen Bruder durch die Tür schob warf ich einen letzten Blick auf Daniels Körper und atmete auf. Unverschämt gutaussehend.
    „Also… Gut ich gebe es zu, ich brauche mal wieder Geld“
    „Wofür?“
    Er hob eine Augenbraue und grinste. Es ging also um Sex. Mein Bruder kapierte nicht, dass es Liebe auch ohne Bezahlung gab – ich war ihm dabei nicht unbedingt ein gutes Beispiel…
    Er überraschte mich nicht mehr.
    Ich hasste ihn. Er ging mir den ganzen Tag lang nur auf die Nerven und kam ständig vorbei, wenn er etwas brauchte.
    „Will er wieder Geld?“, fragte Daniel beiläufig, als er aus dem Schlafzimmer kam. Er suchte immer noch sein T-Shirt, der Sex war eine Spontanaktion nach dem Abendessen mit seiner Chefin gewesen, deswegen musste er sich seine Sachen zusammensuchen.
    Ich zeigte keine Reaktion, ich starrte nur Adam wütend an.
    Er nickte. „Aber nicht viel“, meinte er verteidigend.
    „Was soll das heißen, nicht viel!? Seit wie vielen Jahren kommst du alle paar Wochen hierher? Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mir wünsche, dass dich endlich einmal jemand unter die Erde bringt!“, zischte Daniel wütend. Er verließ die Wohnung.
„Wo gehst du hin?“, rief Adam ihm hinterher. Das war vielleicht nicht so klug von ihm…  
    „ Eine Münze in einen Wunschbrunnen werfen“, antwortete er kalt und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
    Ich kniff die Augen zu. Unglaublich, sowas war mein Bruder, unglaublich, diese Familie, unglaublich, dass Daniel mich nach all dem Unfug immer noch liebte – oder es zumindest behauptete.
    „Er hasst mich“, meinte Adam enttäuscht. Er senkte traurig den Kopf.
„Nicht nur er“
    Er starrte mich fassungslos an. Hatte ich das wirklich gesagt? Ich, die ihm eigentlich ein Vorbild sein
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