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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain
Autoren: Alexandra Marinina
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außergewöhnlich gut aus.«
    »Man tut sein Bestes«, antwortete Nastja dankbar lächelnd. »Ich revanchiere mich mit einem Gegenkompliment: Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Ich habe Sie mit einem Berg idiotischer Aufgaben überhäuft, und Sie haben ohne Murren alle erfüllt und kein einziges Mal gefragt, wozu ich das brauche. Das zeugt davon, daß Sie mir vertraut haben und überzeugt waren, daß ich weiß, was ich tue. In meiner Dienststelle ist das anders.«
    »Ich gestehe, Anastasija Pawlowna, es gab einen Moment, da habe ich an Ihnen gezweifelt. Ich habe es sogar Eduard Petrowitsch gesagt. Aber er hat mir geantwortet: Dieses Mädchen weiß, was es tut. Also geht Ihr Kompliment an die falsche Adresse. Ich weiß, es ist dumm zu fragen, aber . . .« Starkow schwieg. Er wußte nicht, ob er fortfahren sollte.
    »Fragen Sie, fragen Sie. Wir müssen ohnehin die Nacht herumbringen. Schlafen kann ich sowieso nicht, also reden wir.«
    »Wie sind Sie darauf gekommen?«
    »Der Junge hat mir geholfen. Er sagte, daß sich ein richtiger Mann bei Autos und Waffen auskennen muß.«
    »Da hat er recht.« Starkow nickte.
    »Wahrscheinlich. Können Sie einen Mercedes von einem Volvo unterscheiden?«
    »Natürlich.«
    »Und eine ›TT‹-Pistole von einer Beretta?«
    »Natürlich, das ist doch elementar.«
    »Und eine ›Walter‹ von einer ›Makarow‹-Pistole?«
    »O Gott!« ächzte Starkow.
    * * *
    Eduard Petrowitsch traute seinen Ohren nicht, als ihm Nastja und Starkow am nächsten Morgen über die Wohnung von Regina Arkadjewna Walter berichteten.
    »Aber ich habe ihr doch selbst aus wohltätigen Erwägungen einen Teil des dreistöckigen Gebäudes zur Verfügung gestellt! Eine Pädagogin, die sich allgemeiner Wertschätzung erfreut, die solche bekannten Interpreten hervorgebracht hat, muß eine Wohnung haben, in der Platz für ein Klavier ist und für den Unterricht mit ihren Schülern. Sie muß unter würdigen Bedingungen leben und sich keine Sorgen machen müssen darüber, daß die Musik die Nachbarn stört, die kleine Kinder haben. Ich habe doch selbst, mit eigener Hand . . . Und ich habe sogar Geld dafür locker gemacht. Ich habe extra daran erinnert, daß Experten kommen sollten, um die Wände schalldicht zu isolieren. Mein Gott! Mein Gott!«
    »Es war zu spät«, sagte Nastja. »Sie war schon erniedrigt und gedemütigt. Sie war wegen ihres Gesichts und ihres Hinkens als geniale Pädagogin und Komponistin nicht anerkannt. Aus irgendeinem Grund kann man in unserem Land Invaliden nicht als gleichberechtigt anerkennen. Sie haben ihr ein würdiges Leben ermöglicht, aber erstens zu spät und zweitens nur zum Teil. Sie braucht viel Geld, sehr viel Geld. Sie hat meinem Kollegen aus Moskau davon erzählt. Das Geld braucht sie, um sich nur der Musik zu widmen und um sich nicht durch ihre altersbedingte Schwäche beeinträchtigt zu fühlen. Natürlich hat sie beteuert, daß sie das Geld durch Unterricht verdient. Aber dann habe ich zufällig ein Gespräch mitgehört, aus dem hervorging, daß sie für ihre Stunden kein Geld nimmt. Sie gibt kostenlos Unterricht, aber nur den Kindern, die die Musik wirklich lieben. Das Geld bezieht sie aus einer anderen Quelle.«
    »Aber warum gerade das? Warum so eine ungeheuerliche Art, Geld zu verdienen?«
    »Weil sie uns alle haßt und sich rächt. Sie wollten meine Kunst nicht? Sie wollten meine Musik nicht hören und anerkennen? Dann erlauben Sie mir, daß ich sie trotzdem komponieren werde, und zu meiner Musik werdet ihr und eure Nächsten sterben. Ich hatte anfangs gedacht, daß Ismailow selbst die Musik schreibt. Dann, als der Verdacht zu stark geworden war, bat ich ihn, für mich zu improvisieren. Ich überzeugte mich, daß er eine solche Musik, wie sie für den Film mit dem Mord an Swetlana gedacht war, niemals komponieren konnte. Er hat nicht die Klasse. Er ist zweifellos talentiert, aber nicht genial. Aber diese Musik wurde von einem Genie geschrieben. Und er hat mir selbst mehrmals bestätigt, daß Regina ein Genie ist, und ich habe es einfach nicht registriert. Und da war noch etwas, das ich mir durch die Finger gehen ließ. Wäre es mir rechtzeitig eingefallen, könnte Swetlana vielleicht noch leben. Das kann ich mir nicht verzeihen.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Ich stand auf dem Balkon und hörte den Teil eines Gesprächs zwischen Regina Walter und Damir. Es ging um einen Film. Ich kehrte ins Zimmer zurück, sie hörten offenbar das Zuschlagen der Balkontür
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