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Analog 6

Analog 6

Titel: Analog 6
Autoren: H. J. Alpers
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zerlegt – den kann ich reparieren, auch wenn es eine Weile dauert. Es ist schon Jahre her, daß ich zuletzt an einem Motor herumgebastelt habe. Und ich kann uns auch hier rausfliegen – ein Start von der Savanne ist sicher nicht viel anders als ein Start von der Prärie bei der Ranch meines Vater.“
    „Schön, Brooks, du reparierst also den Motor. Aber das hat Zeit. Jetzt wollen wir erst einmal diese Killer zur Strecke bringen. Genauso wie wir damals den menschenfressenden Löwen erlegt haben, erinnerst du dich daran? Du hast mir dabei geholfen, das große Weibchen zu erlegen – oder hast du das vergessen? Was wir jetzt vorhaben, ist fast dasselbe. Ich glaube, daß Nunez von Frauen ermordet wurde; sieh dir nur mal die Fußspuren an. Es macht keinen Unterschied, ob man sie tötet oder eine Löwin.“
    „Es wäre Mord, Crowell.“
    „Kein Mord. Rache! Und Selbstschutz. Zum Teufel, vielleicht nehmen sie demnächst uns aufs Korn. Und selbst wenn sie es nicht versuchen – wir haben die Pflicht, die Menschheit von solchen Parasiten zu befreien.“
    „Ich weigere mich, Richter, Geschworener und Scharfrichter zugleich zu sein.“
    „Dann halte dich aus der Sache raus“, sagte Crowell höhnisch. „Ich werde sie allein aufspüren.“
    „Und du wirst es genießen, denn es wird eine tolle Jagd sein, eine gewaltige Herausforderung, bei der du der Held bist, der seine Pflicht gegenüber der Menschheit tut.“
    „Genauso ist es“, stieß Crowell hitzig hervor. „Meine moralische Pflicht. Halte du dich nur an deine Bücher und Gänseblümchen. Was mich betrifft, so ziehe ich jetzt los, suche diesen menschlichen Abschaum und knalle ihn ab!“
    „Könntest du das wirklich tun?“ fragte Brooks. „Ich meine, es ist leicht, das so allgemein dahinzusagen. Aber wenn du wirklich vor ihnen stehst – kannst du dann den Abzug durchziehen? Es sind Menschen, Crowell, Frauen vielleicht.“
    „Meine Hände werden nicht zittern.“ Einige Sekunden lang starrte er Brooks finster an, dann ging er zum Flugzeug. Mit der Blechschere aus Nunez’ Werkzeugkasten schnitt er die Aluminiumschale von der Rückseite eines Sitzes ab. Dann setzte er sich auf den Boden und riß mehrere Hemden in Streifen.
    „Mach dir keine Sorgen, Brooks“, sagte er voll Sarkasmus, „ich habe dem Flugzeug nicht weh getan.“ Er umwickelte sein gesundes Bein vom Knie bis zum Fußgelenk mit den Tuchstreifen, dann bog er das Aluminium um den dicken Verband und zog die Hose darüber. „Zum Schutz“, erläuterte er. „Diese blutgierigen Weiber schießen ihre Giftpfeile offenbar immer auf den Unterschenkel ab.“ Er stand auf und verließ das Lager, ohne noch ein Wort zu verlieren.
    Es war einfach, der Fährte der Killer zu folgen. Offensichtlich rechneten sie nicht damit, daß ihnen jemand folgte. Sonst hätten sie sich doch sicher bemüht, ihre Spuren zu verwischen, sagte sich Crowell. Die Fährte führte in den Dschungel und zog sich dann nach Westen am Fluß entlang. Als Crowell bemerkte, daß er sich bis auf dreißig Meter der Stelle genähert hatte, wo er gestern den toten Indianer gefunden hatte, beschloß er, sich die Zeit zu nehmen, kurz nach seiner Falle zu schauen. Zuerst dachte Crowell, er hätte eine Art Faultier oder einen Ameisenbären gefangen. Aber als er näher heran war, sah er, daß er sich geirrt hatte: Was da vom Baum herabhing, ähnelte am ehesten noch einem menschlichen Kind, einem Zwölfjährigen etwa, der einen Anzug aus silbergrauen Schuppen trug. Das Wesen schien tot zu sein. Es hing an einem Fuß, mit dem Kopf nach unten, seine Augen waren starr und trüb.
    Bevor er es auf den Boden sinken ließ, nahm Crowell dem Wesen seinen Gürtel ab, an dem vier Kristalldornen und ein Metallstab von der Länge eines Bleistiftes hingen. Als seine Beute auf dem Boden lag, beugte sich Crowell darüber, um sie genauer zu untersuchen.
    Das ovale Gesicht war eindeutig menschenähnlich, abgesehen von seiner kreidigen Blässe, den fehlenden Lippen und den milchigen, glasigen Augen. Ein gelblicher Fleischklumpen hing ein kleines Stück weit aus der Gesichtsöffnung, die vermutlich als Mund diente. Während Crowell die Gesichtszüge des kleinen Killers genau betrachtete, zuckte das zungenähnliche Ding plötzlich zurück, und die Mundöffnung wurde zu einer schmalen, geraden Linie, die einer gut verheilten Narbe ähnelte. „Es lebt noch“, sagte Crowell überrascht. Die Augäpfel verschwanden unter den weißen Lidern. Crowell band ihm schnell Hände
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