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Analog 5

Analog 5

Titel: Analog 5
Autoren: H. J. Alpers
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und er fuhr fort: „Ihr Herkunftsplanet?“
    Wieder dauerte es fünf Minuten, bis die Antwort des Besuchers entziffert war. Diesmal klang sie, als würde jemand Wasser in siedendes Öl schütten. Es handelte sich um den Planeten Xi Boötes III. „Ihre Adresse?“
    Auf dem Stimmgeber blinkte das rote Lämpchen auf, das eine Verständnissperre anzeigte.
    „Ich werde es anders formulieren: Wo leben Sie?“
    „… in diesem Körper.“
    „Wie bitte?“
    „Soll ich es Ihnen in Körpersprache zeigen?“
    Sherrill war wenig optimistisch. „Wenn Sie sich etwas davon versprechen.“
    Die Oberfläche der Kreatur erzitterte plötzlich wie Gelee in Kinderhänden.
    Schließlich wurde eine Verständigung erreicht. „Ich verstehe“, sagte die Kreatur, „die Terraner unterhalten ein Raumgebilde, das sie als erweiterte Körperzone betrachten und mit unterschiedlichen Kommunikationsmitteln ausstatten. Das ist mir äußerst fremd. Unter diesen Vorbedingungen könnte man meinen Rollstuhl als meinen Wohnsitz bezeichnen.“
    Sherrill starrte den Boötianer verständnislos an und schüttelte dann den Kopf. „Adresse: Begriff nicht anwendbar. Nun soviel zu Ihrer besonderen Eignung.“
    „War das alles?“ Die Stimme des Boötianers klang überrascht – oder war das Empörung?
    „Ja.“ Sherrill schwenkte den VDT-Schirm so, daß sein Besucher ihn sehen konnte. „Bitte lesen Sie selbst … äh, nehmen Sie auf: Dies ist eine Liste der Fragen, die wir auf Anordnung der Firma nicht stellen dürfen. Wir wollen die Würde der Leu … äh, Lebensformen nicht verletzen. Dies waren die einzigen Fragen, die das Gesetz erlaubt.“
    „Ich habe es gesehen.“
    „Dann wollen wir einmal sehen, was wir Ihnen anbieten können.“ Sherrill drückte auf die entsprechenden Eingabetasten. Kurz darauf erschien eine kurze Liste der offenen Stellen auf dem Bildschirm. „Schauermann im Raumhafen … das wird nicht gehen, weil Sie keine Arme haben. Sind Sie Sauerstoff abhängig?“
    „Ja.“
    „Dann fällt die Treibstoffherstellung aus. Arbeit im Tagebaubergwerk, ach nein, da gilt das gleiche wie beim Schauermann, fürchte ich“, murmelte Sherrill. „Na, Empfangsdame dürfte auch nicht direkt auf Ihrer Linie liegen … Moment, das könnte passen: Leiter der hiesigen Werbeabteilung. Welchen Lohn erwarten Sie?“
    „Einen fairen …“
    „Eine faire Bezahlung, in Ordnung“, antwortete Sherrill und kürzte im Geiste die Bezüge um die Hälfte. „Wann können Sie anfangen?“
    „Sofort, wenn Sie möchten.“
    „Schön, schön“, murmelte Sherrill und tippte gleichzeitig Korridore räumen! in seinen VDT-Anschluß. „Folgen Sie mir bitte!“ Sie Teigklumpen in einer motorisierten Badewanne.
    Die Sicherheitskräfte hatten wie gewöhnlich gute Arbeit geleistet, und es gab keine Zwischenfälle, bis Sherrill und der Boötianer die Werbeabteilung erreicht hatten. Als sie eintraten, erhob sich lautes Stimmengewirr, aber Sherrill ignorierte es und ging direkt zum Büro des Direktors.
    „Tag, Richard …“ Die Stimme des Managers erstarb, als er den Boötianer erblickte.
    „Wie geht’s, Tom?“, sagte Sherrill und ließ sich in einen freien Stuhl plumpsen. „Ich möchte dir den neuen Leiter der Werbeabteilung vorstellen.“
    Der Manager starrte erst Sherrill, dann das Wesen und schließlich wieder Sherrill an. Plötzlich brach er in zwerchfellerschütterndes Gelächter aus. „Sie sind vielleicht ein Kauz, Rick! Das ist ja eine irre Nummer!“ quiekte er. „Habt ihr das Ding aufgeblasen, als Sie und die Jungs von der Modellabteilung …“
    „Ich freue mich auch, Sie zu sehen“, sagte der Boötianer sehr förmlich.
    Sofort verwandelte sich das Lachen des Managers in einen würgenden Husten. „Ist er … denn … Ich meine, wollen Sie …?“ stammelte Ber mit puterrotem Kopf.
    Sherrill nickte feierlich.
    Der Manager sank in seinen Sessel zurück.
    „Ich werde euch jetzt allein lassen, damit ihr euch aneinander gewöhnen könnt“, sagte Sherrill beim Aufstehen. Die Bürotür hatte die ganze Zeit über offengestanden, und das summende Stimmengewirr war drückendem Schweigen gewichen. Während Sherrill die Abteilung verließ, klang ihm ein letzter, grimmiger Kommentar nach:
    „Wenn vor fünf Jahren so ein Ding hier hereingerollt wäre, hätten wir es auf der Stelle hinausbefördert. Und jetzt dürfen wir mit ihm arbeiten! Teufel noch mal, das ist ein Tag heute!“
     
    Du mußt so finster dreinschauen wie eine Nonne mit Verdauungsbeschwerden,
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