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Analog 2

Analog 2

Titel: Analog 2
Autoren: H. J. Alpers
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die geschniegelten Delegierten vom Netzwerk der Raumstationen.
    Diese brachte einen echten Raumerkunder, Generationen von der Erde entfernt, jemanden, der die Kolonien Heimat genannt hatte, der die Minen der Asteroiden gesehen und den Hauch des Universums gespürt hatte.
    Etwas Wirkliches. Etwas Rares.
    Jemand, auf den man den Haß konzentrieren konnte. Jemand, der die Schuld absorbieren konnte. Jemand, hinter dem man herjagen konnte.
    An Bord des Schiffes entstand Bewegung. Eine Schleuse glitt beiseite, und eine Landeröhre zischelte herab.
    Greer mußte sich seine Zeit genau einteilen. Zeiteinteilung war alles bei einem politischen Manöver. Der Mob mußte nahe sein, aber nicht zu nahe. Er wollte die Polizei nicht vorzeitig in ihre Routineaufgaben zwingen.
    Die Raumfahrerin kam zuerst heraus.
    Natürlich konnte sie in der Erdgravitation nicht gehen. Sie war in einen Metallrahmen geschnallt, der ihr fast das Aufrechtstehen ermöglichte.
    Sie hatte offensichtlich Angst. Die Realität der Erde lag weit jenseits ihrer aberwitzigsten Träume.
    Sie gab sich Mühe, nicht zu schreien.
    Sie bot ein jämmerliches Bild.
    Greer spürte den Schock wie einen physischen Schlag. Er brauchte einen Feind.
    Statt dessen hatte er nun einen zitternden, schwitzenden Gallert klumpen, der lediglich etwas zwischen Mitleid und Entsetzen hervorbringen konnte. Das machte es schwer.
    Er hatte schon vorher Kranke gesehen. Aber noch niemals eine so Kranke.
    Er dachte an Senator Garcia. Der gute alte Juan, der die Stimmen zählte, den Druck abwog, soziale Ereignisse kalkulierte. Handel war Handel. Greer mußte liefern.
    Er sagte sich, daß die Frau nicht unschuldig war. Sie hatte ihren Lebensweg gewählt, oder ihre Ahnen hatten es zumindest getan. Sie hätte dort draußen bleiben können, in ihrer schützenden Hülle. Sie hatte nicht zurückkehren müssen. Sie mußte nicht für ihre Seite arbeiten und versuchen, der guten alten Erde immer noch mehr wegzunehmen.
    Dadurch fühlte er sich auch nicht besser.
    Schau sie an, schau sie an …
    Nein. Schau in ihre Richtung. Das genügt.
    Er hörte seine eigene Stimme sagen: „Da ist sie! Das ist eine von ihnen!“
    Die Menge zögerte, wogte, bewegte sich. Es war eine unsichere See, aber die Antiraumfahrersongs waren häßlich. Die Schilder winkten, und die Transparente wurden hochgehoben.
    Greer begann zu laufen. Er kam näher.
    Er konnte die Furcht in ihren blutunterlaufenen Augen sehen, konnte ihren Ärger, ihr Unverständnis und ihre Abneigung spüren.
    Er tat, was er tun mußte, obwohl er es haßte.
    Er riß seinen Colt heraus, zielte sorgfältig und gab einen Schuß ab. Der Knall des 45ers war sehr laut.
    Der Schuß beendete alles. Das Spiel war aus. Die Polizeischwadronen kamen rasch herbeigeeilt, Betäubungswaffen gezückt. Der Mob verlief sich, wieder Verlierer. Immer nur Verlierer.
    Greer Holbrook fiel schwer vornüber. Sein Kopf prallte gegen das unnachgiebige Metall der Landeröhre. Das letzte bewußte Bild war ihres.
    Ihre Augen.
    Diese schrecklichen, furchtsamen, blutunterlaufenen Augen.
     
    „Sie möchte Sie sehen“, sagte Sandy Sandoval.
    Das war etwas weniger als ein Befehl und etwas mehr als eine Bitte. Sandoval war die rechte Hand von Senator Garcia. Ein Speichellecker, aber ein mächtiger Speichellecker.
    Greer war nicht danach zumute, jemanden zu sehen. Schon gar nicht sie. Betäubungswaffen waren nicht tödlich, aber es waren auch keine Spielzeuge. Sein Kopf pulsierte, und er hatte Magenkrämpfe.
    „Warum?“
    Sandy zuckte die Achseln. „Sie haben auf sie geschossen.“
    „Ich habe sie verfehlt, nicht wahr? Ich habe fair gespielt. Sie wurde nicht verletzt.“
    „Sie versteht es nicht.“
    „Und?“
    Sandy lachte. Er war amüsiert. Er war ein ausgeglichener Mann, ein sicherer Mann, den vieles zum Lachen brachte. „Der Senator wird es als einen Gefallen ansehen.“
    Es war kein Zweifel an Greers Intelligenz, wenn er ihn auf seine delikate rechtliche Position hinwies. Mit Senator Garcia auf seiner Seite konnte Greer einfach nur abwarten. Garcia war ein guter Senator. Das hatte wenig mit seinen politischen Ansichten zu tun; es hieß lediglich, er hielt sein Wort. Ohne Garcia wartete eine Anklage wegen Mordversuchs auf Greer.
    „Okay, ich bin bereit. Fahrt sie rein.“
    „Sie müssen zu ihr kommen, Mr. Holbrook. Tut mir leid, aber Sie sind einfach in besserer Verfassung als sie.“
    „Von wegen.“
    „Ich versichere Ihnen …“
    „Bitte nicht. Ich weiß, in welcher
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