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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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für diese Art Schwester, und ihr sommersprossiges Gesicht und das weiche, blonde Haar ließen sie anziehend niedlich aussehen.
    Sie schluchzte leise. „Dieser arme, arme Mann.“
    „Was ist denn passiert?“ fragte Ireland.
    „Patient 303B“, sagte die Androidenschwester verzweifelt. „Er ist soeben … verschieden.“
    „Sie haben nicht …?“
    „Was – nicht?“ Ihre graugrünen Augen weiteten sich. „Sie wissen, daß Sie um diese Zeit nicht mehr herumspazieren dürfen.“
    „Eigentlich doch, Barmherzigkeitsschwesterchen.“ Er berührte ihre Brust mit dem Entfähiger. „Es ist die einzige Zeit, in der ich arbeiten kann, ohne bemerkt zu werden.“
    „Oh … oh, du meine Güte.“ Sie versteifte sich und ließ das Atemgerät fallen. Er zog einen blutigen Strich über die Bluse ihrer ordentlichen zweiteiligen Schwesterntracht herunter. Ihre Arme zuckten zweimal, und ihre Augen drehten sich nach oben. Ihre Sommersprossen schienen über die hübschen Wangen zu jagen, aber Ireland war sich ziemlich sicher, daß dies nur eine Nebenwirkung seiner Krankheit war.
    Den Etagenplänen zufolge, die er sich eingeprägt hatte, bevor er die Medtex-Hauptbüros im Orlando-Sektor von Sunnyland-2 verließ, gab es auf halbem Weg, und zwar auf der linken Seite dieses Flurs, einen Vorratsraum.
    Dort hinein bugsierte er die gefügige Barmherzige Schwester. Der Austausch der möglichen defekten und gefährlichen Röhre sollte maximal neun Minuten dauern. Heute nacht brauchte er beinahe eine halbe Stunde, um die erste der vier Barmherzigen Schwestern, die er zu reparieren hatte, in verläßlichen Zustand zu bringen.
    Als Ireland wieder in seinem Zimmer war, fröstelte er, und kalter Schweiß sprenkelte seinen Körper. „Nimm’s leicht“, riet er sich selbst. „Du wirst alle reparieren. Niemand wird es je bemerken.“
    Ein Teil der Stadt sah wieder so aus, als würde er in Brand stehen. Aber nachdem er ein paarmal mit den Augen geblinzelt hatte, legten sich alle Flammen, und die fernen Gebäude wurden wieder ganz.
     
    Der Plast-Bodenbelag war heiß und feucht. Da war ein angestrengtes, keuchendes Geräusch, das den Korridor erfüllte. Nachdem Ireland eine Weile gelauscht hatte, merkte er, daß er sein eigenes Atmen hörte.
    Er tastete mit seinen klammen Händen umher, berührte dabei den geriffelten Boden unter sich. „Verdammt … Wie lange habe ich bloß hier gelegen?“
    Er hatte sein Zimmer wieder um Mitternacht verlassen, aber heute nacht hatte er sich in ein anderes Stockwerk des Krankenhauses hinaufquälen müssen. Eine Reihe von Rampen und Laufstegen hinauf, zum Todes-Übergang, wo der zweite Barmherzigkeits-Androide seinen Dienst tat und auf die Sterbenden aufpaßte.
    „Das liest sich verdammt interessant, Junge.“
    Er bemerkte schwere weiße Stiefel mit Gummisohlen und weiße Hosenbeine. „Wer …“
    „Unterhalten wir uns doch ein bißchen.“ Eine dicke Hand packte ihn unter der Achselhöhle, hievte ihn hoch.
    Ireland sah eine untersetzte Frau Mitte Fünfzig an sich vorbei wirbeln. Sie trug einen zweiteiligen Männer-Med-Anzug und hielt seine Faxkopie-Liste der überlebenden Barmherzigkeits-Androiden in der Hand.
    „Sie sind wirklich krank, nicht wahr?“
    „Natürlich“, murmelte er und wartete darauf, daß die Benommenheit aus ihm wich. „Ich phantasiere und streife in Benommenheit umher. Besser, Sie bringen mich zurück, in …“
    „Blödsinn. Jetzt hier hinein.“ Die kräftige Schwester zerrte ihn durch eine hellgrüne Tür. „Schnellkaff oder Soyjava?“
    „Wasser, einfaches Wasser wird …“ Er stolperte und landete auf einem blechernen Schwebestuhl. Er mußte die Knie umklammern und die Augen schließen, damit er nicht aus dem Stuhl stürzte. „Hören Sie, Schwester, ich bin ein kranker Mann …“
    „Schwester Rohmer. Haben Sie noch nichts von mir gehört, Mr. Ireland? Mein Name steht zusammen mit allerlei anderen faszinierenden Daten auf diesen Ihren Papieren.“
    Er öffnete die Augen, bemerkte ein Glas Wasser in seiner Hand. Nachdem er es gierig geleert hatte, sagte er: „Sie sind für alle nächtlichen Operationen in diesem Sektor des NE General verantwortlich.“
    „Darauf kannst du deinen Arsch verwetten.“ Sie wandte ihm den Rücken zu und drückte auf der neben ihrem Schreibtisch stehenden Soyjava-Maschine einen Knopf. „Du bist von der Medtex. Sie haben dich hier hereingeschleust, diese feigen Bastarde, damit du die kaputten Barmherzigkeits-Androiden reparieren kannst, mit
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