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Analog 03

Analog 03

Titel: Analog 03
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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auch nicht erfahren, wenn es sich vermeiden läßt.“
    Sie ergriffen die Wasserflaschen und ihre Hüte, und ich führte sie im behutsamen Trott durch das Gewirr der Gesteinsbrocken. Bei dem aufkommenden Wind war es kein Problem, nicht gehört zu werden. Ich hielt am Nordrand der Felsklötze an. Vor mir befand sich ein Mesquitedickicht, das über den Berghang zu einem ausgetrockneten Flußbett verlief. Ich schloß die Augen und konzentrierte mich, verspürte aber nichts als die teilweise Aufmerksamkeit meiner Begleiter. Wir duckten uns, und ich legte die Hand auf Gambles Schulter.
    „Zum Wasserlauf und dann an ihm entlang und den Hang hinauf.“
    Er nickte, und ich klopfte ihm auf den Rücken. Er kroch gebückt in das Dickicht, und ich achtete sorgfältig darauf, wo er den Fuß hinsetzte. Ich sandte ihm George und Stahl nach. Sie verschwanden außer Sicht.
    Leslie und Narowitz kamen zu mir heran. Narowitz bekam kaum Luft, und er drückte die rechte Hand an die Wade.
    „Was ist passiert?“
    Er entblößte einen ausgezackten Riß im Hosenbein. Blut drang aus einem winzigen Einstich.
    „Lecheguia?“
    Er nickte.
    „Das macht nichts. Wenn Sie zum Kamm kommen, versuchen Sie, im Bogen zu den Autos zu gelangen. Passen Sie auf, ob sie einen Wachtposten aufgestellt haben.“
    „Was machen Sie?“ fragte Leslie.
    „Ich werde der Bibel nacheifern und führe sie in die Wüste.“
    Leslie protestierte. „Das ist unklug, Johnny. Sie könnten den Tod finden! Ich verlasse Sie nicht!“ Alles in einem Atemzug.
    Da sie von den Göttern der Logik nicht mit Stummheit geschlagen wurde, schüttelte ich heftig den Kopf. „Nein, tun Sie es nicht, denn Sie werden alle Hände voll haben, Ihrem Chef den Hang hinaufzuhelfen.“ Ich starrte ihr hart ins Gesicht, und sie wandte die Augen ab. „Sie haben es selbst gesagt. Man nennt mich Johnny Samtpfote, und Sie wären für mich bloß eine Belastung!“ Ich deutete auf den Mesquite hinaus. „Sehen Sie?“
    Sie wandten beide den Kopf, und ich war, flugs wie der Wind, fort.
     
    Ich zeigte mich auf der bergabgewandten Seite der Felsbrocken. Ein langer Schieferzug erstreckte sich vom Kamm in ein Gebiet sich windender Trockentäler, die durch Jahrhunderte von Wind und Wasser in den Berg eingeschnitten worden waren. Ich glitt sorgfältig hinunter und wich den Spanischen Dolchen, Feigenkakteen und Lecheguias aus, die auf dem Hang verstreut wuchsen. Auf dem halben Weg hinunter lief mir eine Gänsehaut über den Rücken. Ich ließ mich nicht beirren. Ein besonders heftiger Windstoß bewog mich, auf das Talbecken hinauszusehen. Die Sierra Diablo war hinter einem Vorhang schwarzer, brodelnder Wolken verborgen, die über den Wüstenboden zogen wie ein Berg, der nach Mohammed Ausschau hält. Der Blitz zuckte in abgerissenen Striemen über diese Gewitterfront. Ich dankte Gott für die Brille, die ich trug, und fragte mich, ob meine Verfolger ebenfalls welche hatten.
    Im ersten Trockental wandte ich mich um und blickte den Berg hinauf. Vier Männer kamen hinter mir den Hang heruntergeklettert. Drei weitere standen oben und beobachteten uns mit Feldstechern. Alle trugen Drillichanzüge. Während ich sie beobachtete, glitt einer der Männer auf dem Schiefer aus und rutschte in einem Gewirr um sich schlagender Arme in ein Lecheguiagebüsch. Durch das Brausen des Windes drang sein gellender Aufschrei zu mir.
    Ich zuckte zusammen. Über den dort brauchte ich mir nicht mehr den Kopf zerbrechen. Ich ließ mich über die Kante in das Trockental fallen.
    Etwas schlug gegen meine Stirn. Ich fuhr mit der Hand an die Haut und zog sie naß zurück. Bald fielen weitere dicke, sandige Wassertropfen. Und die Männer hinter mir trugen keine Brillen. Ich sprintete aus voller Kraft den Wasserlauf hinunter.
    Der Nordwind verfärbte den Himmel schwarz und wirbelte die Erde auf. Windstöße von mehr als achtzig Meilen pro Stunde trieben Mesquitebäume durch die Luft. Der Regen fiel noch immer vereinzelt, aber ich wußte, daß auf den Gipfeln Tonnen von Wasser niederströmten. Bald würden die Fluten einsetzen.
    Ich versuchte, mich tiefer in die Vertiefung hineinzupressen, die ich auf einer Erhebung in der Talmulde entdeckt hatte. Der Regen tropfte noch immer auf meine Beine.
    Noch zweimal, nachdem ich die Trockentäler erreicht hatte, zeigte ich mich ihnen. Jedesmal lockte ich sie weiter von den Bergen fort. Dann schüttelte ich sie ganz ab und schaute mich nach dem hohen Boden um. Ich hoffte, daß Leslie und die anderen
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