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Analog 03

Analog 03

Titel: Analog 03
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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abgelegt hat. Man wird gefragt, welche Vorlesungen man an der Universität besucht hat. Ich war bereits mit neun Jahren gebildet. Selbst für Wahnsinnige sind Irrenhäuser unangenehm. Bücher sind wunderbare Verstecke.“ Ich lächelte. „Man hat mich eingeladen, an verschiedenen Hochschulen Vorlesungen zu halten, aber ich selbst habe nie welche besucht.“
    „Ich verstehe“, sagte sie, obwohl augenscheinlich war, daß sie nichts verstand. „Es ist besser, ich ruhe mich etwas aus.“
    „Tun Sie das.“
    Sie ging zu ihrem Platz im Schatten zurück, und ich versuchte wieder einzuschlafen, aber die beiden eingebildeten Schaben tanzten noch immer auf meiner Brust herum.
     
    Es war am Morgen des letzten Tages, und Ärger stand uns bevor. Der Beobachter auf dem Berg hörte auf, mich zu beobachten, und der Wind blies aus Nordwesten. Beides war ein schlechtes Zeichen. Der Wind hatte in der Dämmerung eingesetzt und nahm ständig an Geschwindigkeit zu. Ich schätzte ihn auf 55 Kilometer pro Stunde, mit wachsender Tendenz. Im Norden wurde es dunkler, und die oberste Bodenschicht wurde davongeweht. Ich gab Schutzbrillen aus und machte mir Sorgen, es könnte zu Sturzfluten kommen.
    Ich wurde nervös. Wo waren die Beobachter? Wer waren die Beobachter? Die naheliegendste Vermutung war die, daß sie von der Geosource entsandte Aufpasser waren, die die Sicherheit ihrer Angestellten überwachen sollten. Auch wenn ich aufgrund meiner Veröffentlichungen eine anerkannte Autorität war, wußten sie nichts über meine persönliche Verläßlichkeit. Trotzdem kam mir das schwächer als Spaghetti unter Belastung vor, und ich gab mich anderen Vorstellungen hin.
    „Mr. Narowitz?“ Ich sprach laut. Der Wind heulte durch die Felsen, und ich mußte alles wiederholen, ehe er mich hörte. Er machte eine Schlaufe an seiner improvisierten Zeltplane fest und kam dann zu mir herüber.
    „Ja, Johnny?“ Sie nannten mich alle Johnny, da ihnen Leslie vom Flugzeugabsturz und der Rettungsaktion erzählt hatte.
    „Es mag seltsam oder peinlich klingen, aber gibt es irgendein Geheimnis um eure Suchtechniken oder eure Ausrüstung? Vielleicht etwas, was eine andere Firma oder ein anderes Land verleiten könnte, euch oder einen eurer Techniker zu entführen, um es an sich zu reißen?“
    „Das ist eine merkwürdige Frage. Einen von uns entführen? Etwa Leslie?“ Er lächelte.
    „Die letzten zwei Tage haben uns zwei Männer vom Felsgrat da oben nicht aus den Augen gelassen. Das ging so weit, daß sie ein Nachtsichtgerät eingesetzt haben.“
    Seine Überraschung wirkte echt. „Sind Sie sicher?“
    „Ohne Zweifel. In der ersten Nacht ihres Auftauchens habe ich sie mir angesehen.“ Ich grapschte nach der nächsten Frage. „Stehen sie mit Lindquist in Verbindung?“
    „Wie zum Teufel soll ich das wissen?“ Er sah verdutzt aus. „Ich wäre wirklich nicht überrascht. Beobachten sie uns noch immer?“
    „Nein, vor etwa dreißig Minuten haben sie es aufgegeben. Vielleicht, um sich zu entfernen, vielleicht, um etwas anderes auszuhecken.“ Ich sprang plötzlich auf. „He, keine Schaben mehr!“
    „Was?“ Narowitz betrachtete mich plötzlich voller Mißtrauen. Vielleicht hatte er von Brentwood gehört.
    „Wo ist Lindquist?“ Ich kletterte auf den nächsten Felsen und setzte mich oben hin. Ich sah nichts als einen Berghang voller Schiefer, Mesquite und Lecheguia – die berüchtigte Frucht, die als Marterpfahl des Südwestens bekannt ist. Das war alles, was ich sah, aber jemand anders sah mehr. Ich spürte, wie meine rechte Seite mit der Wahrnehmung mehrerer Personen kribbelte. Ich sah dorthin, den Berg hinauf. Dort oben mußten sich sieben Menschen befinden, sie waren im Gebüsch und zwischen den Felsen versteckt und blickten auf mich herab. Ich wandte mich um und spürte, daß mich zwei weitere vom Fuß des Hanges aus musterten.
    „Ich habe mich verzählt“, sagte ich zu Narowitz und glitt vom Felsbrocken herab, weg aus jenem schrecklichen Kreuzfeuer von Blicken. „Wir haben eine Menge Gesellschaft. Holen Sie die anderen!“
    Selig die, die keine Fragen stellen. Er rief sie zu sich. Wie ich bereits bemerkt hatte, fehlte Lindquist.
    „Schnappt euch Wasser und folgt mir. Das ist kein Test und keine Übung.“ Ihr Gesichtsausdruck reichte von Belustigung bis Schock, zum Großteil waren es Reaktionen auf meinen eigenen Gesichtsausdruck. „Zumindest neun Menschen nähern sich uns. Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum, und ich möchte es
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