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An den Springquellen

An den Springquellen

Titel: An den Springquellen
Autoren: Hans Kneifel
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Kriegern Prinz Odams schien Hrobon einen gewissen Einfluß zu besitzen. Er wagte nicht, an das Schicksal der vier Graupferde zu denken. Sie irrten wahrscheinlich, in Zügel und Zugseile verwickelt, hilflos durch die Düsterzone.
    »Ich rate dir, die Wahrheit zu sagen«, drohte Hrobon. »Ich bin empfindlich, was Lügen über meinen Freund betrifft.«
    »Ich sage die Wahrheit. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist. Ich erhielt ihn als regungslosen Körper. Er wachte auf und wurde für mich zu einer wertvollen Ware.«
    Hrobons Hand fuhr zum Dolchgriff. Necron rührte sich nicht. Der Yarl stapfte weiter. Hier auf seinem Rückenpanzer waren alle Geräusche sehr gedämpft, sehr viel leiser als weit unten auf dem Boden.
    »Luxon! Eine Handelsware!« stieß Hrobon hervor. »Ich sollte dich in Stücke schneiden, Händler!«
    Wieder zeigte Necron nach hinten.
    »Ihr habt mich bereits genug gestraft, Mann des Zornes«, sagte er halblaut. »Ich habe nur noch mein Leben. Ich kann nicht einmal um mein Leben betteln, weil…«
    Von der Stelle aus, an der die Schlackenhelm-Nomaden den Yarl durch die Düsterzone lenkten, erscholl ein Ruf. Einen Herzschlag später schlug jemand einen großen Gong.
    »Prinz Odam! Der Palastyarl! Haltet an.«
    Hrobon fauchte den Alleshändler an:
    »Der Gong hat dich vor meinem Zorn gerettet. Aber noch ist nicht aller Tage Abend.«
    »Mir scheint«, entgegnete Necron, »daß wichtige Dinge in der Dunkelzone vor sich gehen. Sonst würden wir hier andere Verhältnisse haben.«
    Dabei dachte er an Lodar, der ihn angegriffen hatte, und an die zwei Male, während derer er geglaubt hatte, in fremde Welten zu blicken.
    Der zweite Yarl kam heran. Er schien ebenso groß zu sein wie das Tier der nomadischen Krieger. Necron kannte vieles und hatte vieles gesehen, und er wußte Legenden, Märchen und Berichte über wahrhaft erstaunliche Dinge. Den Palastyarl Prinz Odams kannte er nicht. Ihn erstaunte jede Einzelheit. Als Händler wußte er, wie wertvolle Dinge zu beurteilen und zu taxieren waren. Der Yarl des Prinzen der Düsternis, die Aufbauten, fast jede Einzelheit, die Necron und die Nomaden beobachten konnten, waren teuer, schön und dementsprechend wertvoll. Die Krieger warteten selbstbewußt, aber voll Ehrerbietung, bis beide Yarls ihre Geschwindigkeit verringert hatten und Seite an Seite nebeneinander liefen. Sie brachen sich eine doppelt breite Spur von niedergelegten Bäumen, abgerissenen Felstrümern und verwüsteten Gewächsen aller Art.
    Auf einer Plattform hinter einem zierlichen Geländer aus verkrustetem Staub stand der Prinz, neben ihm eine junge Frau von ungewöhnlicher Schönheit. Dies erkannte Necron trotz des wenigen Lichtes.
    »Was geht bei euch vor?« rief Prinz Odam herüber.
    Ein Schlackenhelm-Krieger schilderte ihm, wen sie gefangengenommen hatten. Hrobon schickte einige Worte hinterher.
    »Ich habe dringende Gründe«, rief der Prinz zurück, »nach Osten zu ziehen. Nach Osten! Ist dieser Alleshändler ein Mann, der die Düsterzone kennt?«
    »Kaum ein zweiter kennt sie besser«, rief Necron ungefragt zum andern Yarl hinüber. Er ergriff seine Chance blitzschnell und schöpfte neue Hoffnung. »Seit langer Zeit fahre ich hin und her, auf und ab.«
    »Kennst du die Valunen?« ließ sich Prinz Odam vernehmen. Rätselhafterweise war das Antlitz der Frau neben ihm frei von Ablagerungen des Goldenen Staubes.
    »Ich kenne sie gut«, erwiderte der Alleshändler laut. Ihm schien, daß der Anfang einer neuen Laufbahn nicht mehr allzu fern war.
    Hrobon warf ihm einen Blick zu, in dem nackter Mord stand. Nur die Gegenwart des Herrschers schien ihn davon abzuhalten, sich auf Necron zu stürzen. Er murmelte unbewegten Gesichts unverständliche Flüche.
    »Dann wirst du für mich die Verhandlungen bei den Valunen führen. Ich habe ein Anliegen an sie.«
    »Kein schwieriges Geschäft!« bekräftigte Necron. »Was suchst du bei den Valunen? Ausgerechnet bei diesen Wesen ohne Gedächtnis und Erinnerung?«
    »Eine Notlage, über die ich später mit dir sprechen werde. Du kennst den Weg dorthin?«
    »Ja. Ich kenne ihn gut.«
    »Welche Richtung?«
    Necron deutete ziemlich genau in die Richtung, aus der er mit seinem Gespann vor seinem rätselhaften Abenteuer mit dem verderbten Kleidermacher gekommen war. Aber Prinz Odam schüttelte den Kopf und rief:
    »Zeige uns einen Weg, der nicht durch die Düsterzone führt. Wir müssen durch die Zone, die Niemandsland genannt wird.«
    Necron ächzte. Die
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