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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road
Autoren: Matson Morgan
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Menschen, egal ob nett oder nicht, im Auto zuzubringen, löste bei mir Schweißausbrüche aus.
    »Amy«, sagte meine Mutter mit einem tiefen Seufzer. »Jetzt sei doch bitte nicht so schwierig.«
    Natürlich würde ich nicht schwierig sein, das war schließlich Charlies Job. Ich war nie schwierig und darauf baute meine Mutter eben einfach. »Okay«, sagte ich leise und hoffte, dass sie mitbekam, wie schwer mir das fiel. Aber falls sie es überhaupt merkte, ignorierte sie es einfach.
    »Gut.« Ihr munterer Ton war zurück. »Sobald ich die Zimmer reserviert habe, maile ich dir die Reiseroute. Ich habe dir auch noch ein Geschenk für die Fahrt bestellt. Es müsste eigentlich vor deiner Abreise ankommen.«
    Mir fiel ein, dass meine Mutter nicht einmal gefragt hatte. Ich sah auf die Pizza vor mir, aber der Appetit war mir vergangen.
    »Ach so, ja«, fügte sie endlich hinzu, »wie war denn eigentlich die Aufführung?«
    Und jetzt war das Musical längst Geschichte, die Prüfungen geschafft und in der Einfahrt stand ein Subaru mit Roger,
diesem Doktorfangen-Spieler. Die ganze Woche hatte ich gegrübelt, ob ich mich vielleicht doch an einen Roger erinnern konnte. Dabei fiel mir ein Nachbarsjunge mit blonden Haaren und Segelohren ein, der einen rotbraunen Ball an sich presste und uns zurief, ob wir nicht zusammen spielen wollen. Charlie wusste bestimmt noch mehr, denn trotz seiner schrägen Hobbys hatte er ein unglaublich gutes Gedächtnis. Aber Charlie war gerade nicht direkt greifbar.
    Beide Autotüren öffneten sich, und eine Frau, ungefähr im Alter meiner Mutter – vermutlich also Marilyn –, stieg aus, gefolgt von einem großen, eher schlaksigen Typen. Ich sah ihn nur von hinten, als Marilyn die Heckklappe öffnete und eine vollgestopfte armymäßige Reisetasche und einen Rucksack herausholte. Nachdem sie die Sachen abgestellt hatte, umarmten sich die beiden. Der Typ – höchstwahrscheinlich Roger – war mindestens einen Kopf größer als sie und musste sich zum Umarmen ein bisschen zu ihr hinunterbeugen. Ich rechnete mit einer ausgedehnten Abschiedsszene, doch ich hörte nur, wie er ihr zurief: »Und meld dich mal.« Marilyn lachte, als ob sie das erwartet hätte. Nachdem sie sich getrennt hatten, bemerkte sie meinen Blick und lächelte mir zu. Ich nickte zurück und sie stieg ins Auto. Als sie in unserer Sackgasse wendete, sah Roger ihr nach und hob noch einmal grüßend die Hand.
    Nachdem das Auto weggefahren war, warf er sich sein Gepäck über die Schulter und kam auf das Haus zu. Als er sich zu mir herumgedreht hatte, musste ich zweimal hinsehen. Die Segelohren waren verschwunden. Der Typ, der da auf
mich zukam, sah erschreckend gut aus. Er hatte breite Schultern, hellbraune Haare, dunkle Augen und lächelte mich an.
    Mir war schlagartig klar, dass das die Fahrt ein ganzes Stück komplizierter machte.

But I think it only fair to warn you,
all those songs about California lied.
    – The Lucksmiths
     
     
    Ich stand auf und ging die Treppe hinunter, um ihn zu begrüßen. Dabei wurde mir plötzlich bewusst, dass ich barfuß war, eine uralte Jeans und das Musical-Shirt vom vorigen Jahr anhatte – mein Standard-Outfit, das ich am Morgen, ohne nachzudenken, angezogen hatte. Natürlich ohne den leisesten Gedanken daran, dass dieser Roger-Typ so unanständig süß sein könnte.
    Und das war er in der Tat, wie ich bei näherer Betrachtung feststellte. Er hatte große braune Augen, regelrecht verboten lange Wimpern, ein paar Sommersprossen und strahlte entspanntes Selbstvertrauen aus. Ich merkte, wie ich in seiner Gegenwart immer kleiner wurde.
    »Hi«, sagte er, stellte seine Taschen ab und streckte mir die Hand entgegen. Ich stutzte kurz – in meiner Umgebung begrüßte sich kein Mensch mit Handschlag –, schüttelte ihm dann aber doch kurz die Hand. »Ich bin Roger Sullivan. Du bist Amy, oder?«
    Ich nickte. »Jo.« Das Wort klebte mir ein bisschen in der Kehle, sodass ich mich erst mal räuspern musste. »Also, ich meine, ja. Hallo.« Ich verknotete die Hände ineinander und sah zu Boden. Dabei klopfte mir das Herz bis zum Hals, und ich fragte mich, wann eine simple Begrüßung sich in
etwas derart Ungewohntes und Einschüchterndes verwandelt hatte.
    »Du siehst ganz anders aus«, sagte Roger nach einer Weile, woraufhin ich aufsah und feststellte, dass er mich ausführlich musterte. Was wollte er denn damit nun wieder sagen? Anders als erwartet? Wie sahen denn seine Erwartungen aus?
    »Anders als
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