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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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hat.»
    Grijpstra wollte eine beruhigende Bemerkung machen, da wurde er von einer Tüte mit Specksteinpulver getroffen und konnte für eine Weile nichts sehen.
    «Mist, nicht wahr?» sagte der Militärpolizist. «Die müssen Tonnen von diesem verdammten Pulver haben. Wir haben auf dem Dach einen Mann erwischt, der ein schweres Katapult benutzte ; er war unser erster Gefangener. Ich möchte die Anzeige lesen, mit der wir kommen werden. Als nächstes bringen die noch Armbrüste und mechanische Steinschleudern mit. Habt ihr die gepanzerten Wagen von denen gesehen? »
    «Nein», sagte de Gier. «Wo?»
    «Wir haben sie glücklicherweise bald erwischt, zwei waren es. Man kann nichts tun, wenn sie auf einen zufahren. Ein Freund von mir ist in die Gracht gesprungen, um zu entkommen. Die Menge hatte großen Spaß daran.»
    «Habt ihr den Fahrer erwischt?»
    «Na, klar. Ich hab ihn selbst aus der Fahrerkabine gezogen. Ich mußte das Fenster einschlagen, weil er sich eingeschlossen hatte. Das ist eine der Anzeigen, die ich selbst schreiben werde. Er wird drei Monate bekommen.»
    «Ein feiner Tag», sagte Grijpstra. «Gehen wir. Auf uns wartet eine Dame.»
    Zehn Minuten später waren sie bei der Dame, nachdem sie eine Prügelei überstanden hatten. Grijpstra wurde dabei in die Hand gebissen. De Gier zog die Frau an den Haaren weg. Die Militärpolizisten nahmen sie fest. Ihr fiel das Gebiß aus dem Mund, als man sie in den Transportwagen warf. Sie hoben die Zähne auf und warfen sie ihr hinterher.
2
    Der Recht Boomssloot ist eine enge Gracht, flankiert von zwei schmalen Uferstraßen und im Schatten von Ulmenreihen, die an diesem Frühlingsabend das Licht durch den Schleier ihrer frischen hellgrünen Blätter filterten. Die hübschen alten Häuser, die sich in ihrem hohen Alter gegenseitig stützen, spiegeln sich im Wasser der Gracht. Und jeder Besucher, der von den ausgetretenen Touristenpfaden abirrt und sich plötzlich im jahrhundertealten Frieden dieser abgeschiedenen Gegend befindet, wird zustimmen, daß Amsterdam von sich zu Recht behaupten kann, eine schöne Stadt zu sein.
    Aber unsere Kriminalbeamten waren nicht in der Stimmung, diese Schönheit zu würdigen. Grijpstra schmerzten die Schienbeine, und die Wunde an seiner Hand sah böse aus. Sein kurzes Bürstenhaar war weiß vom Seifensteinpulver, seine Jacke zerrissen, er hatte überhaupt nicht gemerkt, wie es passierte. De Gier hinkte neben ihm und knurrte einen Polizisten an, der sie aufforderte zu verschwinden. Zivilisten gab es hier nicht mehr, denn die Gracht bot keinen Platz für die Menge. Aber die Polizei hatte den Eingang gesperrt, um den Zugang zum Nieuwmarkt zu verwehren. Man hatte hastig rote und weiße Holzbarrieren errichtet, und Bereitschaftspolizisten, die den Straßenzug bewachten, starrten die Neugierigen an, die schweigend herumstanden und zurückstarrten. Es war nichts zu sehen, da das Handgemenge auf dem Platz durch hohe Giebelhäuser abgeschirmt wurde. Die Atmosphäre an der Gracht war drückend, geladen mit Gewalttätigkeit und Mißtrauen. Die Polizisten, zum Nichtstun gezwungen, schlugen mit den Gummiknüppeln an die Stiefelschäfte und brachen so die Stille. In der Ferne waren das Aufheulen der Motorräder und Lastwagen zu hören, das Wimmern des Wasserwerfers und die gedämpften Schreie der tobenden Demonstranten, die sich unheimlich von dem Lärm der Maschinen abhoben. Der Abbruch ging weiter, denn die Häuser mußten abgerissen werden – je früher desto besser – und die Kräne, Bulldozer, Preßlufthämmer und -bohrer trugen mit ihrem Dröhnen zur allgemeinen Unruhe bei.
    «Wir sind Polizisten, Kumpel», sagte de Gier zu dem Bullen und zeigte seinen Ausweis, der zerknittert worden war, als de Gier vorhin hinfiel.
    «Verzeihung, Brigadier», sagte der Konstabel, «heute trauen wir keinem. Wie steht es dort drüben?»
    «Wir gewinnen», sagte Grijpstra.
    «Wir gewinnen immer», sagte der Konstabel. «Es ist langweilig. Ich sähe lieber Fußball.»
    «Nummer vier», sagte de Gier. «Wir sind da.» Der Konstabel ging davon und schlug mit dem Gummiknüppel auf das gußeiserne Geländer an der Gracht. Grijpstra schaute an dem viergeschossigen Haus empor, das einem ordentlich gemalten Schild neben der Eingangstür zufolge Nummer vier war. «Rogge» stand auf einem anderen Schild.
    «Eine Dreiviertelstunde haben wir gebraucht», sagte de Gier. «Hervorragende Dienstleistungen liefern wir heutzutage, und dort drinnen ist angeblich ein Toter mit
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