Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln; Verfahren zur prothetischen Wiederherstellung zerschmetterter Glieder und sogar zermalmter Organe; Therapien für verirrt gewesene, in Stupor verfallene Asteroidenpiloten, um die Schädigungen zu heilen, die sie durch defekte oder unzulängliche Ausrüstung erlitten hatten. Leider jedoch fehlte trotz umfangreicher Forschungen nach wie vor ein Mittel gegen das Hyperspatium-Syndrom, die seltsamen Ausfallerscheinungen des Geistes, die vielleicht eine von hundert Personen befielen, die die Interdimensionalität überbrückten, sie zu einem psychotischen Mörder veränderten, einem Nullwellenhirnchen, einem Fall aggressiver Bulimie oder bösartigen Selbstflagellantismus, einem Pädophilen oder Pillensüchtigen. Anscheinend existierte bei einem unter hundert Menschen irgendeine Art unentdeckbarer Schwäche im Hirngewebe; und wenn man diesen Schwachpunkt durch die unwägbaren physikalischen Gegebenheiten des Hyperspatiums beförderte, manchmal Lichtjahre weit, geschah damit irgend etwas. Sonst gänzlich gesunde Individuen verloren auf unweigerlich frappante, oft absurde, bisweilen lebensgefährliche Weise die Gewalt über ihr Dasein.
    Gegen das Hyperspatium-Syndrom kannte man kein Heilmittel. Aber es gab eine Abhilfe.
    Das Zonenimplantat.
    Der Betrieb von Raumschiffen sowie Prospektor- und Schürfunternehmungen blieben stets risikoreich; das Leben jedes Mitarbeiters hing von jedem anderen Beteiligten ab. Deshalb betrachteten auch völlig normale und gesetzestreue Leute es als untragbares Wagnis, das Hyperspatium zu durchqueren oder durch die Dunkelheit des interstellaren Raums zu fliegen, ohne Z-Implantate disponibel zu haben. Für unerwartete Vorkommnisse, zum Beispiel, wenn der Nebenmann plötzlich einen Schlauch packte und Mineralsäure nach allen Seiten zu verspritzen anfing, empfahl es sich einfach, darauf zurückgreifen zu können.
    Eine ›gerechtfertigte Anwendung‹ eines Z-Implantats lag vor, sobald die gesamte Crew eines Raumschiffs oder das vollzählige Personal einer Schürflokation aussagte, es hätte ohne Benutzung des Z-Implantats zur Bändigung eines vom Hyperspatium-Syndrom Befallenen das Leben verloren, und wenn die von der Implantierung betroffene Person bestätigte, daß man sie in keiner anderen Situation der Willensfreiheit beraubt hatte.
    Die VMK-Polizei erzwang die Respektierung des Prinzips der ›gerechtfertigten Anwendung‹ mit nahezu schadenfroher Unparteiigkeit.
    Zum Teil beruhte es auf diesem Umstand, daß nachgewiesener Mißbrauch eine Seltenheit blieb. Doch es kursierten immerzu Gerüchte. Soundso wäre auf eine reiche Erzader in einem so weit entfernten Asteroiden gestoßen, daß er nicht auf den Karten verzeichnet sei, einem Asteroiden in so großer Entfernung, daß der Entdecker und seine Crew zuwenig Proviant gehabt hätten, um sich dort festzusetzen und zu schürfen, und er hätte das Problem gelöst, indem er jedem außer sich ein Z-Implantat verpaßte, danach die Crew ohne Nahrung, Wasser oder Schlaf schuften ließ, bis das letzte Besatzungsmitglied tot umsank. Soundso wäre allein auf Prospektorflug gewesen und hätte sich mit dem Ladebaum seines Raumers das Bein gebrochen; in seinem Schmerz, im Delirium, hätte er die reguläre medizinische Behandlung vernachlässigt und sich statt dessen mit einem Z-Implantat versehen, um die Beschwerden in Wohlbefinden zu konvertieren – mit der Folge, daß ihn das Glücksgefühl um den Verstand gebracht hätte und er verblutet sei.
    Am häufigsten allerdings redeten die Männer in den Bars und Absteigen der DelSek über Frauen. Auf Montan-Stationen und an Schürforten traf man nur wenige Frauen an. Noch seltener begegnete man Single-Frauen. Und Prostituierte betätigten sich dort in so geringer Zahl, daß sie es sich erlauben konnten, schier unerschwinglich teuer zu sein; das hieß, ihre Mehrheit arbeitete in der AlSek. Männer, die nichts Besseres zu tun hatten, dachten kaum an etwas anderes als Frauen. Wunderbare Frauen. Überwältigend schöne Frauen. Frauen mit Z-Implantaten im Kopf, die alles ausführen müßten, was ein vom Suff benebelter oder zynischer Männerbrägen aushecken konnte, weil sie keine Wahl hätten, egal wie sehr sie verabscheuen mochten, was mit ihnen passierte.
    Frauen wie Morn Hyland.
    Also mußte es, überlegte man sich, so gewesen sein, daß Angus Thermopyle einen Weg gefunden hatte, das Raumschiff der Hylands nach dem Abflug von der KombiMontan-Station zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher