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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte
Autoren: Stephen R. Donaldson
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jeweiligen Waren oder Dienste Gesellschaft zu leisten, oder womöglich die Absicht, offenen Ohrs den Markt nach den Gerüchten und Hinweisen auszuhorchen, die derartiger Umgang gewöhnlich vermittelte. Die Augen solcher Menschen durchschauten viel genauer, was sie sahen.
    Nachdem Morn Hyland und Angus Thermopyle Mallory’s Bar & Logis betreten hatten, fiel den Personen in den Ecken die Weise auf, wie sich praktisch Morns ganze Gestalt gegen Angus’ Nähe sträubte, wenn sie direkt neben ihm saß. Sie hörten den matten, fast leblosen Klang ihrer Stimme, wenn sie sprach, einen Tonfall des Bedrücktseins, wie man ihn von niemandem erwartete, der sich mutmaßlich wochen- oder monatelang fernab anderer Menschen und besserer Getränke aufgehalten hatte. Und sie beobachteten, daß Angus stets eine zur Faust geballte Hand in der Tasche seiner schmierigen, versauten Bordmontur ließ.
    Sobald Angus sich mit Morn aus dem Lokal getrollt hatte, gingen einige dieser Leute ebenfalls – jedoch nicht etwa, um die beiden zu beschatten. Statt dessen knüpften sie schlichte, scheinbar beiläufige Gespräche mit Personen, die Zugriff auf die Id-Dateien in den Computern der KombiMontan-Station hatten.
    Die Geschichte, die sie sich dadurch zusammenreimen konnten, umfaßte so manches Interessantere als animalische Leidenschaft und gesunden Menschenverstand.
    Auf die eine oder andere Weise erfuhren sie, es gab für die Tatsache, daß niemand in der DelSek Morn Hyland kannte, eine völlig plausible Erklärung. Sie hatte die DelSek vorher noch nie aufgesucht gehabt. Bei ihrem einzigen zuvorigen Aufenthalt in der KombiMontan-Station hatte sie in der AlSek übernachtet.
    Sie kam an Bord des Erzfrachters einer der wirklich finanzschweren, unabhängigen Transportfirmen von der Erde, eines so erfolgreichen Familienbetriebs, daß sie und ihre Verwandten sich bei allem, was sie anfingen, Erstklassiges erlauben konnten. Nach Durchquerung des Hyperspatiums hatten die Hylands an der KombiMontan-Station angelegt, aber nicht, um VMK-Erz für die Orbital-Schmelzhütten zu bunkern, die um die Erde kreisten, sondern um Proviant einzukaufen; sie befanden sich zum Asteroidengürtel unterwegs. Und weil sie weder als erfahrene Prospektoren galten, noch je zuvor den Asteroidengürtel angeflogen hatten, konnte es für ihren Flug nur einen Grund geben: sie mußten irgendwo die Positionsdaten eines Asteroiden von derartiger Ergiebigkeit erworben oder gestohlen haben, daß die Gewinnaussichten genügt hatten, um sie von ihren üblichen Aktivitäten fortzulocken. Der Traum hatte auch sie angesteckt, und so machten sie sich auf den Weg, um seine Verwirklichbarkeit am harten Gestein des Asteroidengürtels zu erproben.
    Bis dahin ergab sich daraus keine außergewöhnliche Vorgeschichte. Daheim auf der Erde verlangten Zivilisation und politische Macht Erz. Ohne die Rohstoffe, die Einrichtungen wie die KombiMontan-Station lieferten, konnte keine Regierung im Amt bleiben. An gewissen Kriterien gemessen, fungierten die Vereinigten Montan-Kombinate, die Gründer der KombiMontan-Station, im Human-Kosmos als einzige effektive Regierung. Als natürliche Folgeerscheinung hauste in jeder Stadt oder Weltraumstation von einiger Größe zumindest ein ernsthafter, unehrlicher oder heruntergekommener Händler in Asteroidengürtelkarten, den Schatzkarten des Kosmos. Fortwährend erstanden Männer und Frauen mit einer gewissen Art von Gier im Bauch ›akkurate‹, ›geheime‹ Karten und riskierten alles, um durch das Hyperspatium zu reisen und sich als Prospektoren zu betätigen.
    Ein erfolgreiches Familienunternehmen wie die Firma Hyland tat so etwas normalerweise nicht. Wenn sie trotzdem ihr profitables Erztransportgeschäft unterbrach und ihr Frachtraumschiff zum Schürfen einsetzte, durfte zweierlei als sicher betrachtet werden.
    Sie hatte eine Karte.
    Die Karte taugte etwas.
    Diese Art von Neuigkeit mußte in der AlSek größtes Aufsehen erregt haben. Andernfalls hätte man es in der DelSek nie erfahren. Insbesondere Angus Thermopyle hätte nie davon gehört. Im allgemeinen gaben die Snobs, Industriebarone, Regierungsbonzen, Intellektuellen und hochklassigen Gesetzesbrecher, die die AlSek frequentierten, keine Informationen an die Bürger der Delta-Sektion weiter. Und Angus hatte die AlSek wahrscheinlich nie im Leben betreten.
    Weil die menschliche Natur nun einmal ihre charakteristischen Eigenschaften aufwies, hätten Habgier und kaltschnäuzige Gleichgültigkeit gegenüber
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