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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes
Autoren: John Saul
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ich hab’s nicht getan!«
»Gut, in Ordnung«, erklärte Blake eisig, »mein Wort gegen
Ihres. Aber diese Dinge hier in Ihrem Korb legen wir zurück in
die Regale.«
»Was wollen Sie?«
»Ich will Sie hier nicht mehr sehen«, sagte Blake. »Ich
denke, Sie haben ein Recht, in Clark’s Harbor zu leben, aber
das bedeutet nicht, daß ich Ihnen etwas verkaufen muß. Von
jetzt an kaufen Sie, wo Sie wollen, aber nicht bei mir!«
Rebecca Palmer biß sich auf die Lippen, um nicht in Tränen
auszubrechen. Was ist nur mit diesen Leuten hier los, fragte sie
sich. Aber sie wußte, es hatte keinen Zweck, Blake danach zu
fragen. Und noch weniger Zweck hatte es, sich mit ihm weiter
herumzustreiten.
Bedrückt verließ sie das Geschäft und fragte sich, wie sie
den Vorfall ihrem Mann erklären sollte. Wie würde er wohl
darauf reagieren? Nicht gerade erfreut, da war sie sicher. Glen
Palmer hatte sein Künstlertemperament normalerweise gut
unter Kontrolle, aber manchmal ging es mit ihm durch. Und
das war ein solcher Fall.
    »Da ist ein Cafe«, sagte Elaine Randall. Es befand sich über
einer Bar in einem zweistöckigen Gebäude. Die Randalls
mußten den Barraum durchqueren, um zur Treppe zu kommen.
Als sich seine Augen an das trübe Licht gewöhnt hatten, sah
Brad, daß er leer war bis auf zwei alte Männer, die sich an
einem zerschrammten Eichentisch über einem Damebrett
gegenübersaßen, jeweils einen Krug Bier neben sich. Er streifte
Elaine mit einem zufriedenen Lächeln und folgte ihr nach
oben.
    Das Cafe war im Gegensatz zur Bar recht gut besetzt, doch
am Fenster gab es einen freien Tisch, auf den die Randalls
zusteuerten. Brad überflog die kleine Speisekarte. Ohne
bewußt die verschiedenen Möglichkeiten gegeneinander
abzuwägen, entschied er sich für einen Krabbensalat, um sich
dann seiner Lieblingsbeschäftigung zuzuwenden: dem Leute
beurteilen.
    Die Kellnerin erschien, um ihre Bestellung entgegenzunehmen. Elaine steckte die Karte in den Halter zu den
Servierten und faltete die Hände auf dem Tisch.
    »Also?«
»Also was?«
»Klär mich auf, mit wem wir es zu tun haben.«
»Da gibt’s nicht viel aufzuklären«, antwortete Brad, »die
    meisten sehen mir aus wie Fischer…«
»Sehr scharfsinnig«, unterbrach ihn Elaine, »wenn man
bedenkt, daß das da unten ein Kai ist.«
»Auch ein paar Hausfrauen und kleine Ladenbesitzer sind
darunter«, fuhr Brad fort, ohne sich durch ihre Stichelei stören
zu lassen. »Aber aus einem werde ich einfach nicht schlau…«
»Wer ist es?« Elaine blickte sich verstohlen um. »Sag nichts,
es muß der da drüben sein, der ganz allein am Tisch sitzt. Ich
sehe, was du meinst.«
»Wirklich? Und was meine ich?«
»Er wirkt anders als die andern«, erwiderte Elaine. »Er
scheint irgendwie hier nicht herzupassen – und er weiß es.«
Brad nickte und warf noch einen Blick zu dem Mann
hinüber, über den sie sprachen. Es waren seine Kleider, dachte
Brad, und etwas in seinem Gesicht. Er trug wie viele andere
hier Jeans und ein ausgebleichtes Arbeitshemd, aber er trug sie
anders. Es war ihr Sitz. Sie saßen fast zu gut. Und was war mit
dem Gesicht? Dann dämmerte es Brad: der Mann hatte vor
kurzem seinen Bart abrasiert, deshalb war seine untere
Gesichtshälfte so unnatürlich bleich. Doch noch etwas wurde
Brad plötzlich klar: er kannte diesen Mann.
Bevor er Elaine fragen konnte, kam ihr Essen. Immer wieder
streifte Brads Blick über den Teller hinweg den Mann in der zu
gut sitzenden Arbeitskleidung mit der bleichen Gesichtshälfte.
Dieser hielt die Augen auf sein Essen gesenkt, das er stetig,
aber nicht hastig zum Mund führte. Er bestellte frischen
Kaffee. Die Bedienung goß ihn bereitwillig nach, blieb aber
nicht auf ein Schwätzchen an seinem Tisch stehen, wie sie es
bei allen andern gemacht hatte. Als der Mann fertig war, griff
er in die Tasche, legte etwas Geld auf den Tisch und wandte
sich zum Gehen. Auf dem Weg zur Treppe trafen seine Augen
plötzlich die von Brad und er blieb wie angewurzelt stehen. Ein
Lächeln huschte über sein Gesicht, und er kam mit
ausgestreckter Hand quer durch den Raum.
»Dr. Randall? Sind Sie es wirklich?«
Brad erkannte ihn jetzt auch und stand auf. »Glen Palmer!
Tatsächlich! Ich sitze die ganze Zeit hier und weiß, den kennst
du doch, ohne Sie unterbringen zu können.«
»Das liegt am Bart«, erwiderte Glen Palmer, »ich hab’ ihn
abrasiert, nachdem wir hier rausgezogen waren.«
»Setzen Sie sich, das ist meine Frau Elaine. Liebling, das ist
Glen Palmer, der
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