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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes
Autoren: John Saul
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behaupteten sich noch immer
im Kampf gegen die Elemente.
Zuerst fuhren sie einen kleinen Hügel hinab. Eine
Seitenstraße ging rechtwinklig von dem Highway ab, und Brad
bog auf sie ein. Das Gefälle wurde steiler, und gleich darauf
befanden sie sich im Herzen des Ortes, der kaum mehr als ein
großes Dorf war. Die Straße endete an einem Kai. Brad stoppte
den Wagen, und er und Elaine sahen sich neugierig um.
»Sieht aus wie in Neuengland«, meinte Elaine leise und wie
als Echo auf Brads Gedanken. »Ich finde es schön.«
Es sah wirklich wie die Bildpostkarte eines Neuenglandortes
aus. Die entlang dem Wasser stehenden Häuser waren sich alle
ähnlich: hübsche Schindeldächer, strahlende Farben, ordentlich
gepflegte Gärten, die in der Frühlingsluft blühten. Deutlich
abgesetzt vom übrigen stand ein altes viktorianisches Gebäude,
dessen Rasen und Garten von einem weißen Lattenzaun
umgrenzt waren. Ein handgeschriebenes Schild wies es als
Harbor Inn aus.
Auf den Straßen sah man einige Leute, genug, um die Stadt
geschäftig, aber nicht hektisch erscheinen zu lassen. Ein oder
zwei warfen einen Blick auf den Wagen der Randalls, ohne
jedoch besonders interessiert zu wirken. Niemand blieb stehen,
um ihnen nachzustarren oder sich gar gestikulierend mit einem
Nachbarn über die Fremden auszulassen. Brad berührte dieser
offensichtliche Mangel an Neugier etwas seltsam. Elaine, die
ein feines Gespür für den Gatten besaß, warf ihm einen
raschen, besorgten Blick zu.
»Stimmt etwas nicht?« fragte sie.
»Ich weiß nicht«, sagte Brad. Dann lächelte er sie an. »Wie
wär’s jetzt mit Essen?«
    Rebecca Palmer hatte auf ihrem Weg zu Blake’s Textilien- und
Haushaltswarengeschäft den fremden Wagen vorbeifahren
sehen. Aber im Augenblick waren ihr ihre Einkäufe wichtiger
als irgendwelche Fremde, die Clark’s Harper besuchten.
Allerdings war ihr der dunkelgrüne Volvo irgendwie bekannt
erschienen. Doch das wäre zu schön, um wahr zu sein…
Energisch schob sie den Gedanken von sich.
    Sie nahm sich einen Einkaufswagen aus der Reihe neben
dem Eingang und ging mit ihm langsam durch die Gänge. Vor
einem Porzellangeschirr blieb sie stehen. Selbst für einen
Billigladen war es faszinierend in seiner Geschmacklosigkeit.
Das knallige Rosa und die irgendwie hilflos rund um den Rand
paradierenden blauen Stiefmütterchen ließen sie den Kopf
schütteln. Beim Weitergehen griff sie sich einige Artikel aus
den Regalen und legte sie in den Korb des Wägelchens.
    Als sie gerade vor einem Ständer mit billigen Kleidern stand,
klirrte und schepperte es hinter ihr. Sie wirbelte herum und sah
George Blake auf den Stand mit dem Porzellan zueilen.
Zufrieden, daß die Sache nichts mit ihr zu tun hatte, setzte sie
ihre Suche nach einem Kleid fort, das zu ihrer zerbrechlichen
Schönheit passen würde. Sie hatte immer Schwierigkeiten,
etwas zu finden, das sie nicht erdrückte. Doch nichts gefiel ihr
so richtig. Sie wollte sich gerade abwenden, als Mr. Blake
hinter ihr auftauchte.
    »Dafür werden Sie bezahlen müssen.« Seine Stimme klang
schroff, als ob er Widerspruch erwartete. Rebecca wandte sich
erschrocken um.
»Wie bitte?«
    »Das Porzellan«, sagte Blake mit Nachdruck. »Sie werden
bezahlen, was Sie zerbrochen haben.«
»Aber das war ich doch nicht«, wehrte sich Rebecca
verschüchtert, »ich stand die ganze Zeit hier und hab’ mir die
Kleider angesehen.«
»Ich hab’ gesehen, wie Sie das Porzellan anschauten«, sagte
Blake bestimmt.
Rebecca machte ein unglückliches Gesicht. »Aber das war
doch vor fünf oder zehn Minuten. Ich hab’s nicht einmal
berührt.« Blakes Gesicht verfinsterte sich; Rebecca zuckte vor
der unverhohlenen Feindschaft des Mannes zurück.
»Lügen Sie mich nicht an, Mrs. Palmer. Sie waren es, die
das Geschirr zerbrochen hat. Hier ist niemand im Laden außer
uns beiden.«
Rebecca blickte sich um und sah, daß er recht hatte. Sie
waren wirklich die einzigen.
»Aber ich hab’ nichts damit zu tun«, verteidigte sie sich
hilflos. »Ich hab’ Ihnen doch gesagt, ich war gar nicht an dem
Tisch.«
Blake starrte sie wortlos an.
»Ich weiß nicht, woher Sie die Frechheit nehmen, so etwas
zu behaupten«, meinte er dann. »Seit Sie und Ihre Familie hier
aufgetaucht sind, haben wir alle hier Sie für etwas seltsam
gehalten. Jetzt glaub’ ich zu wissen, was es ist – Sie sind eine
Lügnerin.«
»Das bin ich nicht!« brauste Rebecca auf. »Wenn ich es
getan hätte, würde ich es zugeben und den Schaden bezahlen.
Aber
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