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Am Ende zählt nur das Leben

Am Ende zählt nur das Leben

Titel: Am Ende zählt nur das Leben
Autoren: Katja B.
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stellte Robert zur Rede, und seine Antwort schockierte mich.
    »Wie soll ich mich zwischen meinem besten Freund und meiner Freundin entscheiden? Das geht nicht. Wenn Basti aus Bremen zu Besuch kommt, will ich selbstverständlich etwas mit ihm unternehmen. Ich kenne ihn schon ewig, viel länger als dich. Er ist mein bester Freund, verstehst du?«
    »Das heißt, du entscheidest dich für ihn?«
    »Ich entscheide mich für euch beide. Das muss doch möglich sein.«
    Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu fügen und zu gedulden.
    Allerdings gab es da noch die vielen Mädchen aus Roberts Schule, die mir Sorgen bereiteten. In seinem Leistungskurs Deutsch waren über ein Dutzend Mitschülerinnen und nur ein Mitschüler. Für Klausuren und Referate übte er tagelang mit den Mädchen, und mir platzte manches Mal der Kragen, so eifersüchtig war ich. Weshalb er ständig mit den Tussis beisammenhockte, wollte ich von Robert wissen, und ob es keine Jungen gebe, mit denen er lernen könne. Immer häufiger kam es zu Streitereien zwischen uns, und Robert reagierte zunehmend genervt auf meine bohrenden Nachfragen und Spekulationen.
    Unsere Auseinandersetzungen liefen meistens nach dem gleichen Muster ab. Ich ging ihm auf die Nerven, obwohl ich eigentlich nur meine Liebe beweisen wollte.
    »Aber ich liebe dich, Robert. Da ist es normal, dass ich immer mit dir zusammen sein möchte und keine Lust auf deine Klassenkameradinnen habe.«
    »Ich habe doch auch nichts dagegen, wenn du andere Jungen triffst. In deinem Job hast du auch mit Männern zu tun. Darüber habe ich mich nie beschwert.«
    »Dazu hast du auch keinen Grund. Ich bin dir absolut treu. Ich denke nicht mal an andere Männer. Und du sollst mir auch treu sein. Nichts weiter.«
    »Das bin ich doch. Ich habe überhaupt kein Interesse an anderen Mädchen. Aber ich möchte mich auch in Zukunft mit meinen Mitschülerinnen treffen.«
    »Du und deine blöden Mädchen, alle blond, schlank und ach so schlau und so lustig. Was glaubst du, wie ich mich fühle, wenn ich bei der Arbeit bin und daran denke, wie du mit einer Horde Tussis zusammen bist?« Ich steigerte mich in meine Eifersucht hinein, als wäre es das Schlimmste auf der Welt, dass Robert mit seinen Mitschülerinnen Zeit zum Lernen verbrachte. Wie naiv ich doch war.
    »Was ist nur in dich gefahren, Katja?«, wehrte sich Robert. »Ich will mein Abitur machen. Dafür gehe ich zur Schule und teile das Klassenzimmer mit meinen Mitschülerinnen und Mitschülern. Und ja! Wir lernen zusammen. Daran kann ich absolut nichts falsch finden.«
    »Und wenn du fremdgehst?«
    »Gehe ich aber nicht.«
    Als dann noch eine Klassenfahrt anstand, wurde ich verrückt vor Eifersucht. Robert fuhr mit seiner gesamten Oberstufe nach Italien. Ich drehte durch, und schon beim ersten Telefonat kam es zum Knall.
    »Na, bist du schon fremdgegangen?«
    »Katja!? Wir saßen vierundzwanzig Stunden im Zug und sind grad angekommen! Wie kann ich da … Ach, was soll’s, hat ja doch keinen Zweck«, sagte er und legte auf. Meine Verzweiflung war unermesslich.
    Als er endlich zurückkam, schien der Ärger vergessen, und wir erlebten eine harmonische Zeit. An einem schönen Spätsommerabend im September erzählte ich ihm von meinem Traum, eines Tages eine Familie mit ihm gründen zu wollen. Er streichelte meine Hand und sagte nichts dazu.
    Wenig später gingen wir gemeinsam mit seinen Eltern essen. Das taten wir häufiger, und ich hatte das Gefühl, alles sei wunderbar und könne immer so bleiben. Ich griff nach Roberts Hand und hielt sie ganz fest. In letzter Zeit lief es wirklich gut zwischen uns. Ich lächelte und fühlte mich glücklich. Doch dann kam ein Mädchen aus Roberts Jahrgang ins Lokal. Während sie zu einem der Nachbartische ging, entdeckte sie uns und warf meinem Freund einen vielsagenden Blick zu.
    »Das ist doch die Tussi, die so scharf auf dich ist. Jetzt rennt die dir schon hinterher«, zischte ich.
    »Katja, du spinnst.«
    »Warum ist sie wohl sonst hier und starrt dich an? Merkst du das denn nicht? Sie will was von dir!«
    »Sie starrt nicht, sondern sie schaut herüber, weil sie mich kennt. Wir besuchen seit zwei Jahren denselben Leistungskurs, und jetzt weiß ich kaum, ob ich sie in deiner Anwesenheit überhaupt grüßen darf. Das ist doch nicht normal.«
    Seine Eltern schauten erschrocken auf.
    »Und genau dazu habe ich keine Lust mehr«, legte er nach.
    »Glaubst du etwa, mir macht es Spaß, meinen Freund mit einer Horde Mädchen zu
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