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Alles Boese mir vergib

Alles Boese mir vergib

Titel: Alles Boese mir vergib
Autoren: David Meinke
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Hauszelt. Mateus einen Spirituskocher und zwanzig Dosen Baked Beans. Ich hatte keine Karte, aber das hatte ich den beiden nicht auf die Nase gebunden. Sie würden nur sauer werden. Da saß ich nun in der Tinte und brauchte unbedingt ein Festival-Armband, wenn ich nicht wollte, dass man mich schon wieder einer Lüge überführte – dass ich nicht schon wieder die einzig wahren Freunde enttäuschte, die ich hatte.
    Ich vergrub mich symbolisch in meinem Zimmer, um den Eindruck zu erwecken, dass ich lernte. Meine Mutter war nur zu gern bereit, mir einen Salat zu bringen, um mich bei meiner harten Arbeit zu unterstützen. Als ich ihre Schritte auf der Treppe hörte, klickte ich schnell von der Internet-Filmdatenbank IMDb zu einem Dokument über den Schriftsteller Martin A. Hansen. Das sah seriös aus. Ich überflog es, während ich meinen Salat aß. Anschließend legte ich mich schlafen.
    Mein Tagesrhythmus war total durcheinander. Ich wachte um vier Uhr auf, ging ins Bad, packte die Dänischbücher in meine Tasche und marschierte zum Freihafen, wo ich mich raus auf den Kai setzte. Die Sonne schickte bereits ihre Strahlen über das Wasser. Ich musste an Liv denken, sie hatte ein seltsames Loch in mir hinterlassen. Sie war eine Metapher. Für all das, was mir fehlte. Eigentlich sehnte ich mich ständig ganz schrecklich nach ihr. An sich war ich ja oft mit ihr zusammen, aber selbst in diesen Augenblicken fehlte sie mir. Vielleicht sehnte ich mich danach, neben ihr zu liegen, eng umschlungen in leidenschaftlicher Liebe. Vielleicht sehnte ich mich nach jemandem, der mich in die Arme nahm. Vielleicht wollte ich nur, dass sie mich begehrte. Wer weiß, vielleicht wurde ihr ja alles andere egal, wenn sie sich hingab.
    Um fünf vor neun ging ich zum 7-Eleven und kaufte ein paar Croissants. Dann schlenderte ich zur Schule und setzte mich in die Kantine, bis ich an der Reihe war. Leistungsdrang lag in der Luft. Berit und Cecilie wiederholten lautstark den Stoff mit dem einzigen Ziel, dass alle hören konnten, dass sie den Stoff wiederholten. Pernille und Mia saßen still da und wippten mit den Beinen. Tom stand draußen und rauchte. Mateus war erst später dran. Liv kam lächelnd den Gang herunter. Dänisch war nicht so ihr Fach. Sie streckte zehn Finger in die Luft. Ich stand auf und umarmte sie. Sie duftete leicht nach Parfüm.
    „Saugut“, sagte ich. Liv strahlte.
    Eine halbe Stunde später war ich dran. Ich war überhaupt nicht nervös. In gewisser Weise freute ich mich.
    Mein Dänischlehrer führte mich in den Raum – und ich zog das Gedicht „Terrorist der Herzen“ von Michael Strunge.
    Mateus marschierte im Kreis umher und schlug sich ständig mit dem Kugelschreiber gegen die Unterlippe.
    „Wieso … wieso kriegst du ZWÖLF ?“
    „Ich hatte halt Dusel“, antwortete ich.
    „Aber du hast doch … nichts gelernt.“
    „Das war nicht nötig.“
    „Aber Strunge, Mann. Wer weiß denn bitte etwas über DEN?“
    Ich lächelte. Konnte seinen Frust gut verstehen. Er war ein paar Stunden später an der Reihe. Mein Rat lautete: „Das ist doch alles scheißegal. Ist bloß eine Jahresabschlussprüfung.“
    Dann warteten Liv und ich auf Mateus. Er war wie immer furchtbar nervös gewesen, kurz bevor er reingehen und eine Aufgabe ziehen musste. Nach eigenen Angaben war er während der Vorbereitungszeit drei Mal auf dem Klo gewesen, was einer der entscheidenden Gründe für seine sieben Punkte war.
    „Aber gute sieben“, fügte er säuerlich lächelnd hinzu.
    „Kommt ihr morgen zur Party bei Jannik?“, fragte Liv.
    „Ja, Mann.“ Mateus nickte eifrig. Wir waren unterwegs zum Kastellet . Dem Wetter nach zu urteilen würde es einer dieser Sommer werden, bei denen man nie wusste, was man morgens anziehen sollte.
    Liv und Mateus sahen mich an.
    „Hm, ja, scheiße, zu Jannik, ja. Ja, logisch.“ Das verhieß noch mehr nichtssagendes Gerede über die Zukunft, noch mehr Streberei, noch mehr Kram, der mich einen Dreck interessierte. Aber ich fühlte mich verpflichtet zu kommen. Lade Nick ein. Da kommt Schwung in die Party.
    Wir setzten uns an einen der Cafétische vor dem Kastellet und schlürften eine Cola, während Liv und Mateus über die üblichen Themen laberten.
    „Total schade, dass Rasmus nicht zu den Prüfungen kommt“, meinte Liv. Rasmus war der Typ, den man verprügelt und eine Treppe runtergestoßen hatte, weil er schwul war.
    „Ja“, antwortete Mateus. Nachdenkliches Schweigen.
    „Wie geht es Tony?“, wollte Liv
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