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Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Titel: Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)
Autoren: Roberto Zapperi
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schon seit 1502 litt er an Syphilis. In Rom frequentierte er zwei Kongregationen, die in Santa Maria in Aquiro, dann jene in Santa Maria della Pace, wo er bei einem alten Pfarrer Italienisch lernte. Er wurde Pfarrer der Kirche Santa Maria in Posterula – wann wissen wir nicht –, die nach der Eingliederung Roms 1870 ins Königreich Italien abgerissen wurde. Sie lag in der Nähe der berühmten Locanda dell’Orso, wo viele Fremde von mehr oder weniger hohem Rang abstiegen. Danach lebte er lange im Rione Ponte, zwischen der Engelsbrücke und der Via dei Banchi, dem lebhaften Geschäftsviertel des damaligen Roms. Seine Syphilis zwang ihn zu einem gewissen Zeitpunkt, seine Pfarrei zu verlassen und sich im Hospital S. Giacomo degli Incurabili mit dem damals üblichen Guajak- oder Pockholz behandeln zu lassen; 1526 war er offenbar wieder gesund. Während seines Aufenthalts im römischen Hospital verfasste er einige kleine Schriften und schrieb 1524 den Roman in Dialogform Retrato de la Lozana Andaluza (in der deutschen Übersetzung: Lozana, die Andalusierin ). Während der verheerenden Plünderung Roms 1527 durch die kaiserlichen Soldtruppen, die die Stadt in Schutt und Asche legten, befand er sich immer noch in Rom. Dann verließ er am 12. Januar 1528 die ewige Stadt im Gefolge der kaiserlichen Truppen, um sich in Venedig niederzulassen. Hier veröffentlichte er schon im Februar eine kleine Schrift über die Behandlung der Syphilis mit Guajak, in der er sich erstmals als Vikar eines Örtchens im Bistum Plasencia in der Estremadura bezeichnet. Es handelte sich um eine kleine Pfründe, die ihm wahrscheinlich der Bischof von Plasencia, Gutierez Vargas de Carvajal, verliehen hatte. 1530 brachte er schließlich den Roman Retrato de la Lozana Andaluza heraus. In Venedig betätigte er sich beim bekannten venezianischen Verleger Giovanni Antonio Nicolini als Korrektor und Revisor spanischer Bücher, darunter auch des berühmten Ritterromans Amadis de Gaula. Danach ist nichts mehr über ihn bekannt, wahrscheinlich ist er kurz nach der Veröffentlichung seines Romans gestorben.
    Delicados Roman spielt in Rom. Hierhin verschlägt es, nach Wanderungen durch viele Länder rund um das Mittelmeer, zu Beginn des Pontifikats Leos X. (1513–1521) die schöne Lozana, Hauptfigur der Geschichte, die wie der Autor aus Andalusien stammt. Verwaist und ohne die Unterstützung ihres ehemaligen Geliebten ist sie allein und mittellos, ausgestattet allein mit großer Schönheit, beträchtlicher Unternehmungslust und lebhaftem Verstand. Nach der Ankunft in Rom begibt sie sich sofort auf die Suche nach einer Bleibe und findet sie im Rione Sant’Angelo, wo die meisten Juden in Rom lebten. Hier lernt sie einige jüdische Frauen kennen, vor allem Weißnäherinnen, aber auch solche, die Tinkturen, Salben und andere Wässerchen für die weibliche Schönheitspflege zubereiten. Von ihnen lernt Lozana schnell diese Kunst, aber sie ist den Frauen suspekt. Sie möchten wissen, ob auch sie eine Jüdin ist und falls ja, ob sie zum Katholizismus konvertiert ist oder nicht. Sie selbst haben es nicht getan, verdächtigen Lozana aber, eine Konvertierte zu sein. Beatriz sagt zu ihrer Freundin Teresa Hernandez: «Ich möchte nur wissen, ob es eine Bekehrte ist, damit wir ohne Scheu sprechen können», worauf Teresa antwortet: «Wenn sie eine wäre, wird sie sich als gute Christin ausgeben.» Sie beschließen, eine dritte Freundin zu beauftragen, Lozana auszuhorchen: «Lassen wir Teresa von Cordoba sprechen; sie hat eine gute Zunge und wird alles aus ihr herausziehen.» Aber dann hat Beatriz noch eine andere Idee, um der Sache auf den Grund zu gehen, und sie schlägt vor: «Laßt mich nur machen. Wir wollen ihr sagen, daß wir Hormigos oder Alcuzcuzu machen wollen. Kann sie das, so werden wir deutlich sehen, ob sie zu uns gehört, und ob sie sie mit Wasser oder mit Öl macht», und fügt noch hinzu: «Es gibt nichts Schlimmeres als eine dumme Bekehrte.» Diese strenggläubigen jüdischen Frauen wollen wissen, wie es um die Religion von Lozana bestellt ist, bevor sie sie in ihren Kreis aufnehmen. Sie trauen vor allem den konvertierten Juden nicht, denn sie fürchten, von ihnen wegen ihres Glaubens denunziert zu werden. Lozana wird also auf die Probe gestellt, die sie glänzend besteht, sodass Beatriz zufrieden kommentiert: «Wahrhaftig, sie gehört zu uns.»
    Die jüdischen Frauen, die mit Lozana sprechen, sind historisch dokumentiert, denn sie sind alle in der 1526
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