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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Autoren: Gerhard Henschel
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tropfte Wasser auf den Fußboden.
    Auf der Fensterbank stand eine Topfpflanze mit staubigen Blättern, die ich nicht anfassen durfte.
    Eine Frau hatte ein schniefendes Kind auf dem Schoß, das sich den aus der Nase gelaufenen Schnött immer mit der Zunge wegleckte.
    Wenn wenigstens Spielzeug dagewesen wär.
    Im Kinderzimmer operierte ich Renates Puppe Annemarie auf dem Küchenhackbrett mit der Plastikschere die Mandeln raus, natürlich nur gespielt, aber mit Doktorbrille auf und Brustabhorchen, und Mama machte Fotos davon. Ich schrieb auch ein Rezept aus: Krickelkrackel.
    »Du Schlauberger«, sagte Mama.
    Ein anderes Mal, als Volker und ich erkältet waren, sagte sie, wir würden husten wie die Weltmeister.
    Als genug Schnee lag, machten wir eine Schlittenkarawane im Hof. Acht Kinder auf vier Schlitten hinternander, und Rainer Westermann zog die alle allein, so stark war der.
    »Kapuze auf!« rief Mama aus dem Küchenfenster.
    Rainer Westermann half mir auch oft, wenn mir welche von den Großen auf den Fersen waren und Mama oben nicht schnell genug auf den Summer drückte.
    Rosenmontag wollten Volker und ich als Max und Moritz gehen, mit Plastikmasken auf, die Mama uns gekauft hatte, aber Volker hatte Lungenentzündung und mußte im Bett bleiben. Hinter der Maske schwitzte man und kriegte nur schlecht Luft.
    Renate ging als Möhne mit langem Rock und Rüschenschürze. Als Möhnen gingen in Lützel fast alle Mädchen. Möhnen waren Omas in altmodischen Kleidern.
    Aus der Schule hatte einer bunte Kreide mitgebracht und malte damit auf dem Hof einen Kreis, in dem man sich aufstellen konnte, wenn man Krieg spielen wollte. »Deutschland erklärt den Krieg gegen … Amerika!« Wenn man dann Rußland oder Frankreich war und wegsprang, hatte man verloren, aber auch, wenn man Amerika war und nur so weit weggesprungen war, daß der, der Deutschland war, mit einem Schritt an einen drankommen konnte.
    Angelika Quasdorf spielte lieber Hüpfekästchen: auf einem Bein in bunten Quadraten rumhopsen.
    D.b.d.d.h.k.P. Selbst Aspirin versagt.
    Im Sandkasten schmiß einer mir immer Sand in die Haare. Ralfi Meier hieß der Arsch.
    »Dann wehr dich doch mal!« sagte Mama und schickte mich wieder runter.
    Ralfi Meier schmiß mir gleich die nächste Handvoll Sand ins Gesicht: »Da, du beleidigte Leberwurst!«
    »Selber«, sagte ich.
    »Selber sagen nur die dümmsten Kälber«, rief Ralfi Meier, und ich haute ihm mit der Schippe auf den Kopf, der sofort ganz voller Blut war, überall, Stirn, Backen, Nase, Kinn, auch die Hände, alles war blutig, und Ralfi Meier rannte heulend weg.
    Von seiner Mutter hörte Mama später, daß er noch ins Krankenhaus gemußt hatte, wo die Wunde mit fünf Stichen genäht worden war. »Ich hab dir geraten, dich zur Wehr zu setzen, aber doch nicht, den Jungen krankenhausreif zu schlagen!«
    Meine Schippe hatte Mama weggeschlossen, aber dafür ließ mich Ralfi Meier jetzt in Ruhe.
    Renate ist ein artiges, stilles Kind und dürfte sich lebhafter am Unterricht beteiligen, stand in Renates Zeugnis.
    Ostern fuhren wir mit dem Käfer nach Jever. Als Proviant hatte Mama wieder nur Kartoffelsalat mitgenommen, wovon ich die Kotzeritis kriegte.
    Renate las uns was aus ihrem Buch mit Gutenachtgeschichten vor. Von dem Bonbonregen, der Schokoladenstraße und dem unsichtbaren Jungen, der in der Konditorei Nußhörnchen und Zwetschgenkuchen einsteckte, ohne daß ihn jemand fangen konnte. Und von dem Jungen, der immer die seltsamsten Fragen stellte: Warum haben die Schubladen Tische? Warum trinken die Briefmarken kein Bier?
    An den Seitenfenstern liefen Regentropfen runter.
    Müde bin ich, geh zur Ruh.
    In Jever war auch Tante Dagmar, Mamas jüngste Schwester. Wer kommt in meine Arme? Wenn sie das rief, konnte man ihr in die ausgebreiteten Arme laufen und wurde rumgewirbelt.
    Tante Dagmar war meine Patentante. Sie kam auch immer mit in den Schloßgarten zum Entenfüttern, und sie sagte, ich sei ihr Augenstern.
    Abends gingen wir zum großen Osterfeuer. Einmal hatten sich Kinder aus Übermut in so einem Holzhaufen versteckt und waren dann jämmerlich verbrannt.
    Das Feuer prasselte und knackte.
    Jetzt war vielleicht auch schon der Osterhase auf Achse und versteckte die Ostereier, damit er am Morgen damit fertig war.
    In Jever konnte ich oben auf dem Boden rumtoben und im Garten schaukeln, mit Renate und Volker Schubkarre spielen und Purzelbäume schlagen, aber ewig bleiben konnten wir in Jever nicht, weil Volker nach Ostern in die
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