Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)

Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)

Titel: Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
Autoren: Jessica Lobe
Vom Netzwerk:
müssen.«
    Er wollte durch die Tür gehen, da erwiderte die Frau: »Moment!«
    Er wandte sich um.
    »Es gibt eins, welches noch nicht bezogen ist. Sollte derjenige, der es reserviert hat, heute Abend nicht da sein, kannst du das Zimmer haben.«
    »Ehrlich?« Allans Miene erhellte sich.
    »Ja. Komm´ einfach später wieder und dann sehen wir weiter.«
    »Vielen Dank.«
     
    Die Abenddämmerung brach ein und Allans Magen gab seinen Hunger mit lautem Knurren zum Besten – allerdings hungerte es ihn nicht nach dem trockenen Brot, das er mit sich trug, sondern nach einer warmen Mahlzeit. Er entschloss sich dazu, der Taverne im Westen der Stadt einen Besuch abzustatten. Als er in den gepflegten Schankraum trat, wanderten die Blicke der Gäste in seine Richtung. Sie beäugten ihn wie ein Tier, welches sie noch nie gesehen hatten. Vermutlich mochten diese Leute keine Fremden. Alle Tische schienen besetzt, bis auf einer in der hintersten Ecke. Er legte Schwert und Schild neben ihm auf dem Boden ab und setzte sich. Kurze Zeit später kam die Bedienung zu ihm, die ihn, wie die Frau in der Gaststätte, an jemanden erinnerte: Korin, die Schwester seines besten Freundes. Sie ähnelte ihr wie ein Ei dem anderen, nur dass etwas Kantiges in ihrer Mimik steckte.
    »Mein Name ist Korin. Ich bin für heute deine Bedienung.«
    Hatte er richtig gehört?
    »Dein Name lautet Korin?«
    »Ja. Hast du was dagegen?«
    »Nein, nein. Du erinnerst mich nur sehr an jemanden, der zufälligerweise auch so heißt.«
    »Ja, was für ein Zufall. Also, was kann ich für dich tun?«
    Sie war kurz angebunden und plump. Ganz anders als die Korin aus dem Piron-Wald. Sie war neben Sinalia und der Prinzessin das herzlichste Wesen, welches er kannte. Die Bedienung war die Korin aus dem Piron-Wald. Nur lebte sie hier, in Okrai. Er fragte sich, was das bedeutete. Besaß Korin eine Zwillingsschwester, von der niemand wusste? Das konnte er sich nicht vorstellen. Doch wieso gab es sie zweimal?
    »Ich hätte gerne etwas zu essen.«
    »Ach was. Und was?«
    »Was habt ihr denn?«
    »Essbares.«
    Dieses Gespräch würde kein zufriedenstellendes Ende finden, also antwortete Allan: »Bring´ mir irgendetwas.«
    »Irgendetwas. Kommt sofort.«
    Korin verschwand in der Küche.
    Musik erklang. Er hatte sie bis jetzt nicht bemerkt, doch an einer Wand saßen vier Männer mit Instrumenten, auf denen sie zu spielen begannen. Aber damit nicht genug. Auf einmal tauchte eine wunderschöne Frau auf, die zu singen anfing. Ihre langen, braunen Haare waren hochgesteckt und nur einzelne Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Sie trug ein braunes Kleid, welches beim Tanzen umherflatterte. Als Allan genauer hinsah, bemerkte er, dass auch sie jemand ihm bekannten ähnelte: Sinalia. Diese junge, hübsche Tänzerin sah aus wie seine beste Freundin. Jene Freundin, die von Geburt an als Weise auserkoren und nach Xantos´ Vernichtung für immer ins Jenseits zu den anderen Weisen gegangen war. Er konnte es kaum glauben, sie wiederzusehen. Sie war zwar nicht die Sinalia, aber es war Sinalia. Was passierte hier nur? Wieso glichen diese fremden Menschen ihm bekannten Gesichtern? Korin kam zu ihm und stellte das Essen vor ihm ab. Wider allen Erwartungen hatte sie ihm ein gutes Mahl zubereitet - Hähnchenkeule mit Reis und Granatapfelsoße. Als Nachtisch gab es Pampelmusen-Salat garniert mit Ahornsirup. Es sah fantastisch aus.
    Die Stimmung schweifte aus. Die junge Frau, welche Sinalia glich, tanzte immer körperbetonter und sie schien jeden Mann in dieser Taverne in ihren Bann zu ziehen - einschließlich Allan. Etwas Anziehendes haftete an ihr, was er bei einer Frau noch nie zuvor gesehen hatte. Selbst bei Esary und seiner Lieblingsfee Noma nicht. Doch dieses Weibsbild ähnelte Sinalia ... Unbehagen kam in ihm auf. Sie waren wie Geschwister gewesen. Die Tänzerin kam auf ihn zu. Warum ausgerechnet auf mich , fragte er sich. Sie tanzte um seinen Tisch herum. Sie öffnete ihren Zopf, ließ ihr Haar über ihre Schultern fallen und warf ihm verführerische Blicke zu. Sie beugte sich vor, kam seinem Gesicht ganz nahe und flüsterte: »Komm´ um Mitternacht in den Norden der Stadt.«
    Allan wollte fragen, wieso er das tun sollte, doch tanzte sie zu einem anderen Mann, den sie ebenso bezirzte, wie sie es bei ihm getan hatte. Er würde es später noch herausfinden, aber erst einmal begab er sich an sein Essen. Es schmeckte hervorragend. So etwas Leckeres hatte er lange nicht mehr gehabt, selbst in Nias Taverne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher