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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2
Autoren: Frank Borsch
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Dreck!«
    Ja, das war er. Zumindest war er das einmal gewesen. Flüchtlinge aus dem Amazonasbecken, Mischlinge, der eine oder andere versprengte Indianer, einfache Bürger, die das Pech hatten, dass die Geldströme der Republica an ihnen vorbeiliefen.
Schmutzig, vorzeitig gealtert, mit schlechten Zähnen oder gleich ganz ohne. Der Dreck wurde nicht weniger, auch wenn die Garda jeden Monat einige Tausende Bettler zusammentrieb und über die Grenze schaffte. Nur dass dieser Dreck, den sie zum Flugplatz geleiteten, vor Monaten dem Ruf eines Wanderpredigers gefolgt war, der ihren Seelen die Errettung versprochen hatte. Die Company schätzte die Zahl der Menschen, die sich am Itaipú-Staudamm versammelt hatte, auf knapp 150.000. Ob ihre Seelen errettet worden waren, darüber gingen die Meinungen auseinander. Fest stand, dass seitdem Alien-Seelen in ihren Körpern lebten. Soweit diese noch am Leben waren. Die Company ging davon aus, dass mindestens ein Drittel der Aliens in der Zwischenzeit ums Leben gekommen war. In dem Massaker, das die Garda in den ersten Stunden nach dem Seelentransfer angerichtet hatte, den Strapazen der Flucht erlegen oder einzeln aufgegriffen und gelyncht. Blieben 100.000 Aliens, die in den Wäldern untergetaucht oder, wie die in Rudis Transport, in Gefangenschaft geraten waren. Der Großteil der Gefangenen ging an die USAA, die die Republica zu großzügig finanzierte, als dass es hätte anders sein können. Ein Bruchteil ging an die Company, so viele, wie sie sich leisten konnte.
    »Und wenn schon?«, sagte Rudi. »Jetzt ist er unser Dreck. Du hast keinen Grund dich zu beklagen. Die Company bezahlt di…«
    Ein Ruck schnitt Rudi das Wort ab. Ramon bremste, brachte den schweren Laster mit quietschenden Reifen zum Halt. Auf dem Display beobachtete Rudi, wie die Aliens nach vorne rutschten. Im Frachtraum hatten sie keinen Halt. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte: Die Aliens rutschten wie leblose Säcke nach vorn und schlugen dumpf gegen die die Wand, die Fahrerkabine und Frachtraum voneinander trennte. Keiner von ihnen gab einen Laut von sich. Sie lagen einfach nur da wie tot.
    »Was ist los?«, rief Rudi. »Wieso hast du gebremst?«
    Sie hatten die ersten Ausläufer der Stadt erreicht. Hübsche
Häuser mit gepflegten Gärten zeigten an, dass hier der gehobene Mittelstand der Republica residierte. Rudi war neu, dass es ihn gab. Ramon hatte auf der Hinfahrt eine andere Route benutzt.
    Der Schmuggler sagte nichts. Er saß nur da, die Augen zusammengekniffen, als wolle er einen Punkt in der Ferne ausforschen.
    »Ramon? Wieso hast du angehalten? Die Straße ist frei!«
    Ramon nickte. »Das ist es. Wir haben Mittagszeit. Die Leute fahren zur Siesta nach Hause. Niemand, der es sich leisten kann, lässt sich seine Siesta entgehen. Und die Leute, die hier wohnen, können es.«
    »Vielleicht sind sie schon zu Hause?«
    Ramon zeigte auf die Garagen. Einige von ihnen standen halb offen. »Nein, hier ist nirgends ein Auto geparkt.«
    »Und wenn schon? Das ist ein Zufall. Er muss nichts …«
    Ramon schaltete den Funk ein. »Führer an Konvoi: potenzieller Hinterhalt. Wir nähern uns in normaler Fahrt. Sobald auf uns gefeuert wird, freie Fahrt. Treffpunkt ist der Flugplatz.«
    Die übrigen Fahrer bestätigten. Ramon küsste den Speicherstick. Der Schmuggler war gläubiger Extropier, und der gepanzerte Stick enthielt das Heiligste für ihn: eine Kopie seines Gehirninhalts.
    Rudi wünschte sich, er hätte einen Glauben, an den er sich klammern könnte, und langte mit der Rechten nach dem Türgriff. So, hoffte er, dass Ramon es nicht bemerkte. »Wieso fahren wir weiter? Wenn ein Hinterhalt auf uns wartet, gehen wir in die Falle. Wir sollten umkehren und einen anderen Weg zum Flugplatz nehmen.«
    »Das wäre das Dümmste, was wir tun können. Wenn ich mich irre, ziehen wir unnötig Aufmerksamkeit auf uns. Das wollen wir nicht. Die Garda versteht keinen Spaß, wenn sie bemerkt, dass sie bei einem Geschäft außen vor geblieben ist. Wenn wir jetzt eine andere Route nehmen, verraten wir, dass wir etwas zu verbergen haben. Dann zieht die Garda Kräfte
zusammen, und es ist zu Ende mit uns. Nein, wir müssen durch.«
    »Aber das ist …«
    »He, hast du kein Vertrauen in deine Alien-Freunde, Gringo?« Er tätschelte das Lenkrad. »Das sind keine gewöhnlichen Laster, schon vergessen?«
    Ramon fuhr an. Sie ließen das Vorstadtviertel hinter sich, ohne behelligt zu werden, gelangten in die Innenstadt, auf die
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