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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2
Autoren: Frank Borsch
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Körper entronnen, der ihn auf der Erde auf immer zum einsamen Außenseiter gemacht hätte. Fischer, der Kinderschänder, würde seinen krankhaften Trieb mit seinem Körper zurückgelassen haben. Und Blitz … Blitz würde auch auf Sigma V stranden. Wenn es den Ärzten nicht gelang, sie …
    »Mein Freund! Was tust du hier so allein?«
    Es war Mahmut, in jeder Hand ein Weinglas, als habe er gewusst,
dass er Rainer hier antreffen würde. Er reichte eines an seinen Gast und setzte sich neben ihn.
    »Was bedrückt dich?«, fragte Mahmut, bevor Rainer auf die erste Frage antworten konnte.
    »Ach, nichts. Es ist nur …« Rainer ließ den Satz unvollendet. Mahmut wusste nicht mehr als die Homeworld-Security-Agenten, die ihn und Blitz bei der Einreise in die USAA verhört hatten. Im Kern traf es die Wahrheit: Blitz sei seine Tochter, hatte er ihnen gesagt. Sie seien Flüchtlinge auf der Suche nach einem neuen, besseren Leben. Und er selbst sei Wissenschaftler, eine gesuchte Kapazität auf dem Feld der Materialforschung - seine Eintrittskarte in die USAA. Den Rest hatte er ausgelassen: dass Blitz nicht seine Tochter war, aber der einzige Mensch der Welt, der ihm etwas bedeutete - so sehr sich der Mann in ihm dagegen wehrte, der glaubte, dass jede Bindung einen Menschen behinderte, sie ihn mit einem Fuß ins Grab stellte. Dass sie dem Massenseelentransfer im Frankfurter Hauptbahnhof entkommen waren. Er zumindest, bei Blitz stand das abschließende Urteil noch aus. Das Wort »Aliens« nahm er nicht in den Mund. Rainer spürte, dass es allein schon genügt hätte, um ihn und Blitz in lebenslange Internierung zu bringen. Wenn sie Glück hatten. Nicht einmal Mahmut mit seinen unendlichen Beziehungen hätte ihn davor bewahren können. Wenn Mahmut es überhaupt gewollt hätte … Auch sein Großmut kannte schließlich Grenzen.
    »Es ist gut. Du brauchst nicht mehr sagen.« Mahmut legte ihm eine Hand auf den Schenkel. »Ich verstehe. Die Sorgen lassen dich nicht los. Ein Teil von dir steckt noch in der barbarischen Welt, aus der du kommst, der andere muss mit unserer hoch entwickelten, aber zuweilen überkomplizierten Zivilisation zurechtkommen. Das ist nicht leicht.«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Aber du wirst es schaffen, du wirst deinen Platz, deine Erfüllung finden. Ich bin sicher.« Mahmut trank von dem Wein. »Mein Freund, ich habe mich für dich umgesehen, und ich darf dir mitteilen, dass heute Abend eine besondere Frau unter
den Gästen ist. Ihr Name ist Ru’a, und sie kommt aus einer der besten Familien des Watan. Eine wunderbare Person, bildhübsch, temperamentvoll und aufgeschlossen - auch gegenüber einem Barbaren wie dir. Das tragische Geschick, das dir und deiner Tochter widerfahren ist, hat ihr Herz angerührt. Sie ist neugierig und hat zugestimmt, dich kennenzulernen.«
    Das Letzte, was Rainer wollte, war, jemand in seine Nähe zu lassen. »Mahmut, das ist … ich weiß, du meinst es gut, aber …«
    »Spar dir dein Aber für später. Sieh sie dir an, sprich mit ihr - dann entscheide! Doch sei vorsichtig mit deinem Aber. Ihre Familie hat ihren Sitz in Dubai, in unmittelbarer Nähe des Ost-Präsidenten. Es gibt dort Institute, gegen die sich der Stern der American University blass ausnimmt. Das sage ich dir unter Freunden, als ein Mann, der in der Öffentlichkeit niemals irgendjemand oder irgendetwas über die Errungenschaften des ehrwürdigen Bundesstaats Ägypten stellen würde. Ich habe mir sagen lassen, dass die Navy im Augenblick erheblich Gelder in Forschungen zur Oberflächenbeschaffenheit von Schiffsrümpfen fließen lässt. Du wärst fachlich ein großer Gewinn … wenn du dich in Dubai bewährst, wäre die Staatsbürgerschaft nur noch eine Formsache.«
    Mahmut meinte es gut mit ihm, wie immer. Und er hatte recht. Rainer musste nach vorn schauen. Eine gute Heirat würde einen Schlussstrich unter die quälende Vergangenheit ziehen, einen echten Neuanfang bedeuten. Es war das einzig Vernünftige. Und doch, der Gedanke widerstrebte ihm. Er war es gewohnt, sich um sich selbst zu kümmern, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Mit einer Frau, und gerade auch mit einer intelligenten, wie Mahmut sie für ihn ausgesucht hatte, würde das nicht mehr möglich sein. Sie würde ihm nahe kommen. Nahe genug, mit der Zeit, um zu spüren, dass er etwas verbarg.
    »Mahmut«, setzte er an. »Du …« Er kam nicht weiter. Sein Kommunikator summte, auf dem Display der Datenbrille erschien ein Logo. Ein roter Halbmond.
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