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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II
Autoren: Robert Thurston
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mein Kör­per sich zur Ko­ope­ra­ti­on be­reit­fand.
    Da ich den Be­fehl hat­te, mich den größ­ten Teil des Ta­ges aus­zu­ru­hen, spiel­ten wir meis­tens bei Son­nen­un­ter­gang, wenn die Strah­len der ro­ten Son­ne dem Öl, den Al­gen und dem auf der Was­sero­ber­flä­che an­ge­sam­mel­ten Ab­fall My­ria­den von schar­fen und stump­fen Lich­tern ent­lock­ten. Manch­mal mach­te das Glei­ßen mich buch­stäb­lich blind, und dann sand­te ich voll Hoff­nung, es sei nicht et­wa ei­ne auf­ge­pfropf­te Syn­ap­se auf die Wan­der­schaft ge­gan­gen, ei­ne has­ti­ge Bot­schaft an mei­ne Au­gen. Die­se ge­währ­ten mir wi­der­stre­bend ein ver­wisch­tes Bild. Lang­sam – nur um mich zu är­gern, um sich ein biß­chen Un­ab­hän­gig­keit von dem Ein­dring­ling in die­sem Kör­per zu be­wah­ren – lie­ßen sie es dann schär­fer wer­den. Manch­mal leis­te­ten mei­ne Lun­gen ner­ven­auf­rei­ben­den Wi­der­stand und jag­ten mir ste­chen­de Schmer­zen durch den Brust­korb, wenn ich nach der be­nö­tig­ten Luft rang. Manch­mal be­feh­de­ten sich mei­ne Glie­der ge­gen­sei­tig in dem Wett­streit, wel­ches mich am meis­ten in Ver­le­gen­heit brin­gen kön­ne.
    Abends such­ten wir nach Mu­scheln, fan­den aber nur we­ni­ge.
    Schließ­lich war der Strand von den letz­ten Strand­läu­fern ab­ge­kämmt wor­den, be­vor sie ihn ge­gen künst­li­chen Er­satz – die Plast­strän­de – ein­tausch­ten. Dort wur­den sie be­zahl­te Strand­wär­ter und wa­ren eben­so falsch wie das Ter­rain, das sie ab­pa­trouil­lier­ten. Nun ja, wer war ich, daß ich die Na­se über ein sol­ches Le­ben rümpf­te? Es war na­tür­lich eins der bes­se­ren Pa­ra­die­se, die die Aus­ge­mus­ter­ten in den we­ni­gen ih­nen zu­ge­stan­de­nen Jah­ren such­ten, be­vor sie sich vor der Er­neue­rungs­kam­mer an­stell­ten. Ich muß­te an die lan­ge Rei­he von Aus­ge­mus­ter­ten den­ken, die ich in mei­ner ers­ten Le­bens­span­ne ge­se­hen hat­te. Mit hän­gen­den Schul­tern und lee­ren Au­gen wan­der­ten sie wie ein Spaghet­ti-Strang in den Ein­gang der Er­neue­rungs­kam­mer, da­mit selbst­süch­ti­ge Qua­li­fi­zie­rer wie On­kel V. sich ih­rer Kör­per für die nächs­te In­kar­na­ti­on be­die­nen konn­ten. Wenn mei­ne Ge­dan­ken die­se Rich­tung ein­schlu­gen, hör­te ich auf, mich über feh­len­de Mu­scheln zu är­gern.
    Ali­cia mach­te einen zu auf­ge­weck­ten Ein­druck, um aus­ge­mus­tert zu sein, sie schi­en in­tel­li­gent ge­nug, um auch die schärfs­ten Test­fol­gen zu be­ste­hen. Wenn sie aus­ge­mus­tert war, sag­te ich mir, muß­te sie sich bei ei­nem neu­en Test un­wi­der­ruf­lich qua­li­fi­zie­ren. Die Fra­ge, der Zwei­fel nag­ten so an mir, daß ich mir ge­lob­te, mich bei der ers­ten sich bie­ten­den Ge­le­gen­heit über Ali­ci­as Sta­tus zu ver­ge­wis­sern.
     

 
2
     
    »Komm, On­kel V. ge­hen wir schwim­men«, schlug sie vor, nach­dem ich (wie­der ein­mal) auf dem Rücken lie­gend zu­ge­stimmt hat­te, mit ihr zu spie­len. Was sie woll­te.
    »Ich kann nicht schwim­men.«
    »Weißt du im­mer noch nicht, wie man das macht?«
    »Ich weiß, wie man es macht. Das ha­be ich schon ge­wußt, als Me­thu­sa­lem und Sa­lo­mo die ers­ten Schrit­te ta­ten.«
    »Dann hast du eben ge­lo­gen.«
    »Ich ha­be nicht ge­lo­gen. Ich weiß, wie man es macht, aber ich kann mei­ne Bei­ne nicht da­zu brin­gen, daß sie rich­tig funk­tio­nie­ren. Sie ma­chen Flop, wenn sie Flip ma­chen soll­ten.«
    »Du machst im­mer Flip-flop. Flip-flop. Flip-flop.«
    Der Klang des Worts ge­fiel ihr. Sie um­kreis­te mei­nen hilflo­sen Kör­per und sang es wie ei­ne For­mel für ein Ri­tua­lop­fer. Der Sand scheu­er­te mei­ne Haut wund, und die Son­ne ver­such­te, mir die Au­gen aus­zu­bren­nen. Ali­cia wur­de der Ze­re­mo­nie schnell mü­de. Sie rann­te zum Was­ser und rief: »Du hast ja noch gar nicht ver­sucht, ob du schwim­men kannst! Angst­ha­se!«
    »Du klei­ne He­xe, ich krie­ge dich schon noch!«
    Das sag­te ich in sit­zen­der Hal­tung. Ich hat­te Jah­re ge­braucht, sie zu er­rei­chen.
    »Du kannst mich nicht krie­gen, wenn du nicht schwim­men kannst.«
    Sie platsch­te ins Was­ser, und ih­re lan­gen
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