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Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Titel: Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
Autoren: Antje Szillat
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den Oberarm.
    â€žNa los, Rasende Rita, lass Mister Ice zum lächerlichen Protagonisten deines heutigen Blogeintrags werden.“
    Alice konnte nicht anders, sie musste grinsen. Obwohl sie ganz sicher war, dass Katja in diesem Moment verzweifelt dagegen ankämpfte, nicht in Tränen auszubrechen. Aber sie respektierte den Wunsch ihrer besten Freundin, von betrübt auf heiter umzustellen, und verkündete mit gespannter Stimme: „Pass auf, was hältst du davon: Warum hatte Friedrich Dürrenmatt so schlechte Noten?“
    â€žUnd wie kommt Mister Ice dabei ins Spiel?“, fragte Katja und machte große Augen.
    Alice schnalzte mit der Zunge. „Na ja, indem ich die Vermutung äußere, dass unser Mister Ice nicht nur aussieht wie mindestens einhundertfünf Jahre, sondern tatsächlich auch so alt ist und deshalb damals schon dem armen kleinen Fritz den Spaß an der Schule gründlich verdorben hat.“
    â€žHä?“
    â€žAch Katja“, Alice tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. „In Merles Referat hat es doch geheißen, dass der Dürrenmatt nur ungern zur Schule gegangen sei. Und an dieser Stelle kommt Mister Ice ins Spiel, capito?!“
    â€žAh …“ Katjas Gesicht erhellte sich. „Jetzt habe ich es geschnallt.“ Sie tippte sich ebenfalls mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Klar, der kleine Friedrich hatte das zweifelhafte Glück, einer der ersten Schüler des berühmt-berüchtigten Mister Ice zu sein.“
    â€žUnd trotzdem ist noch was aus ihm geworden. Wer hätte das gedacht“, fügte Alice lachend hinzu.
    Katja klatschte vor Begeisterung in die Hände. „Okay, Baby“, rief sie mit lässiger Stimme, „dann hau mal ordentlich in die Tasten. Wenn ich gleich wieder zu Hause bin, was gegessen habe und dann den neusten Blogeintrag der Rasenden Rita lese, möchte ich unbedingt mehr über den kleinen Friedrich und seinen erbarmungslosen Lehrer Mister Ice erfahren.“
    Sie verabschiedeten sich voneinander in übertrieben heiterer Stimmung, die allerdings keines der beiden Mädchen wirklich empfand.
    Alice überspielte den Schauder, der sie überlief, damit, dass sie sich wieder an ihren PC setzte, nachdem sie Katja zur Tür gebracht hatte. In diesem Moment, in dem aus Alice die zynische Bloggerin Rasende Rita wurde, hätte sie nie damit gerechnet, dass dies der Beginn eines entsetzlichen Alptraums für sie sein würde.

2. Kapitel
    Alice’ Atem stieg in kleinen Wölkchen auf, als sie den Gehweg entlanglief. Eine zarte, funkelnde Reifhaut überzog den Grünstreifen und die mit Bodendeckern dicht bepflanzten Beete neben dem Weg. Die einheitlich roten Dachziegel – im Wohngebiet Am Sonnenfeld waren rote Dachziegel und rote Klinker vorgeschriebener Bestandteil des Bebauungsplanes – funkelten im Schein der Straßenlampen.
    Das Eintreten der Dämmerung irritierte Alice ein bisschen. Mit einem raschen Blick auf ihre Armbanduhr vergewisserte sie sich, dass es wirklich erst kurz vor halb fünf war.
    â€žÃ„tzend“, murmelte sie. „Noch nicht mal Abend und schon wird es dunkel.“ Und in Gedanken fügte sie hinzu: „Und saukalt ist es auch geworden.“
    Sie zog fröstelnd die Schultern hoch und beschleunigte ihren Schritt.
    Als sie die Hauptstraße am Ende des Neubaugebiets überqueren wollte, schaute sie kurz nach links. Nur ein flüchtiger Blick in eine schmale Sackgasse. Ein Hauch einer Sekunde. Mehr nicht. Aber es reichte aus, um etwas zu sehen, was Alice lieber nicht gesehen hätte.
    Da lag ein Mann am Boden.
    Es war noch immer derselbe Tag. Der Tag, an dem Alice sich mit Katja gestritten und die bescheuerte Jared-E-Mail erhalten hatte. Doch plötzlich hatte sie das Gefühl, dass seitdem Jahre und nicht nur Stunden vergangen waren.
    Sie wagte ein paar halbherzige Schritte in Richtung des am Boden liegenden Mannes und spürte, wie ihr Herz zu rasen anfing. Alice blieb stehen. Langsam drehte sie sich um, suchte die Umgebung nach Passanten ab. Aber es war weit und breit niemand zu sehen. Alles war ruhig. Zu ruhig, dachte Alice. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.
    Verschwinde einfach
, rief eine kleine, verschämte Stimme in ihr.
Was geht es dich eigentlich an! Du kannst sowieso nicht helfen. Und außerdem ist das hier absolut nicht dein Problem
.
    Zwei, drei Wimpernschläge lang drohte sie der Versuchung zu
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